Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

47

Centrifugal – Centrum

einer Führung ohne Spielraum zu erreichen. Zum C. dient ein besonderer, dicht hinter dem Ogiv befindlicher kupferner Ring oder Band, oder nur eine ringförmige Wulst des Geschoßkörpers.

Centrifugāl (lat.), den Mittelpunkt fliehend, im Gegensatz zu Centripetal (s. d.).

Centrifugālexhaustor, s. Exhaustor.

Centrifugālkraft, s. Schwungkraft.

Centrifugālmaschine, s. Schwungmaschine.

Centrifugālpendel oder konisches Pendel, ein Pendel, das bei seiner Bewegung mit seinem Aufhängefaden die Oberfläche eines Kegels beschreibt, dessen Basis einen Kreis bildet. Um eine derartige Bewegung einzuleiten, erteilt man einem gewöhnlichen Pendel (s. d.), sobald es sich in seiner größten Ausweichung befindet, einen gehörig abgemessenen Seitenstoß, worauf dann der untere Punkt des Pendels einen Kreis um seine ursprüngliche Ruhelage, und der Aufhängefaden den zugehörigen Kegelmantel beschreibt. Die Bewegung des C. ist eine gleichförmige; seine Umlaufszeit ist bei kleiner Abweichung von der Vertikalen doppelt so groß als die Schwingungsdauer eines gewöhnlichen Pendels von gleicher Länge. Da die Aufhängungsweise des C. Schwierigkeiten bietet und es auch eines festen Standes und noch anderer Vorsichten bedarf, so wird das C. an Uhren selten angewendet, wohl aber an Rotationswerken (wie bei Chronographen, astron. Registrierapparaten, Drehlichtern an Leuchttürmen) zur Erzielung einer gleichförmigen Bewegung.

Centrifugālsichtmaschine, s. Mehlsichtmaschinen.

Centrifugāltrockenmaschine, s. Appretur (Bd. 1, S. 762 a).

Centrifūgen, Maschinen, bei denen durch die Wirkung der Centrifugal- oder Fliehkraft die Entwässerung, resp. Trocknung verschiedenartiger Stoffe oder die Absonderung fester Körper von Flüssigkeiten erreicht wird und die für diese Zwecke in verschiedenen Industrien, besonders zum Trocknen der Garne und Gewebe in Wasch-, Appretur- und Bleichanstalten, zum Entwässern des Holzstoffs in der Papierfabrikation, zum Ausschleudern des Sirups in der Zuckerfabrikation, zum Entwässern der Stärkemasse in der Stärkefabrikation, ausgedehnte Verwendung finden. Sie dienen auch zum Trennen von Flüssigkeiten verschiedenen specifischen Gewichts, z. B. in der Meierei zum Entrahmen der Milch. Die wirksamen Teile der C. bestehen in sehr schnell rotierenden Gefäßen mit durchlochten Wandungen, den sog. Centrifugenkörben, in welche die zu behandelnden Stoffe gebracht werden, worauf durch die bei der raschen Drehung auftretende Centrifugalkraft die Flüssigkeit durch die Löcher der Wandungen ausgeschleudert wird, während die festen Körper in den Gefäßen zurückgehalten werden. Der Antrieb der C. erfolgt durch Stirnräder oder konische Räder, durch Riemenbetrieb oder durch Friktionsscheiben. (Abbildungen und Beschreibungen von C. s. Appretur und Butter.)

Centrifugieren, einen Stoff mit der Centrifuge behandeln.

Centripetāl (lat.), zum Mittelpunkt hinstrebend, im Gegensatz zu Centrifugal (s. d.).

Centripetālkraft, s. Schwungkraft.

Centrisch, soviel wie central; centrisch nach der Ecke heißt ein Vieleck, um das sich ein Kreis beschreiben läßt; centrisch nach den Seiten ein solches, dem sich ein Kreis einschreiben läßt.

Centro-Amerika, s. Centralamerika.

Centrobārisch, soviel wie Barycentrisch (s. d.).

Centrophŏrus, s. Haifische.

Centrospérmen, Ordnung aus der Gruppe der Dikotyledonen, Abteilung der Choripetalen, charakterisiert durch den centralen Samenträger in dem sonst ziemlich verschiedenartig gestalteten Fruchtknoten. Die übrigen Blütenteile sind gleichfalls in den einzelnen Familien verschieden ausgebildet. In der Regel sind sie fünf- oder dreizählig, häufig fehlt die Blumenkrone und es ist nur eine aus schuppenförmigen Blättchen bestehende Blätterhülle vorhanden, andere haben wieder eine lebhaft gefärbte Blumenkrone. Die Anzahl der Staubgefäße ist verschieden. Die Ordnung umfaßt die Familien der Chenopodiaceen, Amarantaceen, Phytolaccaceen, Nyctaginaceen, Caryophyllaceen, Aizoaceen, Portulacaceen. S. die einzelnen Artikel und umstehende Abbildung: Fig. 1 Beta vulgaris L. (s. Beta); Fig. 2 Chenopodium Quinoa L. (s. Chenopodium); Fig. 3 Agrostemma Githago L. (s. Agrostemma); Fig. 4 Dianthus carthusianorum L. (s. Nelke).

Centrum (lat.), Mittelpunkt, zunächst in der Mathematik und Physik, dann aber auch in übertragener Bedeutung gebraucht. In der Geometrie ist C. derjenige Punkt einer Figur oder eines Körpers, der alle durch ihn gehenden, zwei Punkte des Umfangs oder der Oberfläche verbindenden geraden Linien halbiert, z. B. eines Kreises, eines Parallelogramms, einer Kugel, eines Parallelepipeds mit gleichen oder ungleichen Durchmessern. C. der Schwere oder Schwerpunkt (s. d.) heißt in der Physik der Punkt, durch dessen Unterstützung ein Körper verhindert wird zu fallen; C. der Bewegung dagegen der Punkt, um den sich ein Körper oder ein System von Körpern bewegt; C. des Stoßes endlich der Punkt, in dem ein Körper einen andern treffen muß, um mit ganzer Kraft auf ihn zu wirken.

In der Kriegswissenschaft ist C. die Mitte, der mittlere Teil einer jeden größern gefechtsmäßigen Truppenaufstellung im Gegensatz zu den Flügeln, jetzt meist ohne bestimmte Abgrenzung, soweit dieselbe nicht durch die Truppeneinteilung als solche gegeben ist. Über Durchbrechen des C. s. Durchbrechung.

In der Politik versteht man unter C. diejenigen Mitglieder einer parlamentarischen Versammlung, die nicht nur die mittlern Plätze des Verhandlungssaals, sondern in der Regel zugleich zwischen den beiden extremen Parteien, der Rechten und der Linken, eine mittlere polit. Stellung einnehmen. Zuweilen teilt sich das C. in zwei Gruppen, in ein rechtes und ein linkes C. In der Deutschen Nationalversammlung von 1848 gab es zuerst nur ein C., den sog. Württemberger Hof (Zell, Cetto, Mittermaier u. s. w.), den man indes bisweilen wohl auch linkes C. nannte, wenn man die Kasinopartei, weil neben ihr noch eine Große Rechte stand, als rechtes C. betrachtete. Später spaltete sich vom Württemberger Hof nach rechts der Augsburger Hof (Biedermann, Riesser, W. Beseler u. a.), vom Kasino nach links der Landsberg (W. Jordan, die beiden Löwe u. a.) ab, und von da an pflegte man wohl die aus der Vereinigung des Augsburger Hofs und des Landsberges entstandene Partei als rechtes, den Württemberger Hof als linkes C. zu bezeichnen.

Eine besonders wichtige Bedeutung hat der Ausdruck C. in der neuesten parlamentarischen Geschichte Deutschlands erhalten, indem sich nach den preuß. Landtagswahlen vom 16. Nov. 1870 im preuß. Abgeordnetenhause und nach den Reichstagswahlen vom 7. März 1871 auch im Deutschen Reichstage unter

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]