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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cherchell – Cherson

(1889), «Une Gageure» (1890), «La revanche de Joseph Noirel» (1892) u. a. Im Dez. 1881 wurde C. Mitglied der Französischen Akademie.

Cherchell, Stadt in Algerien, s. Scherschel.

Cherchez la femme (frz., spr. schärscheh la famm), s. Où est la femme.

Cherem (hebr.), s. Kirchenbann.

Cherentes, s. Amerikanische Rasse (Bd. 1, S. 527 a).

Cheribon, s. Tscheribon.

Cherif Pascha, ägypt. Staatsmann, s. Scherif Pascha.

Chermes, s. Tannenlaus.

Chernetĭdae, s. Afterskorpione.

Cherokee (spr. tscherrockih), Tscherokesen, Indianerstamm, in histor. Zeiten zu beiden Seiten der südl. Alleghanies, in Tennessee und in Nordcarolina ansässig. Ihre Zugehörigkeit zu andern Nationen ist noch zweifelhaft. In neuerer Zeit hat sie Horatio Hale mit den Irokesen in Verbindung bringen wollen («Indian Migrations, as evidenced by language», im «American Antiquarian», 1883). Die C. nennen sich selbst Tsálagi. Es ist eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden, daß sie identisch sind mit den Alligewi oder Talligewi, von denen die Sagen der Algonkin und Irokesen melden, welche die großen Mounds des Ohiothals aufgerichtet haben. Der ihnen angewiesene Bezirk im Norden und Osten des Indianergebietes enthält zwischen dem 36. und 38. Breitengrade 39715 qkm. Das Land ist fruchtbar und eignet sich besonders für Ackerbau und Baumwollkultur. Die C. haben bedeutende Fortschritte in der Civilisation gemacht, sie haben feste Wohnsitze gegründet und treiben verschiedene Handwerke nebst Ackerbau und Viehzucht. Georg Gueß (Sequoiah), ein C., erfand 1826 für die cherokesische Sprache eine Silbenschrift mit 85 Zeichen, in der auch Bücher gedruckt sind (Übersetzung des Neuen Testaments u. a.). 1889 wurde ein Teil des Landes als Territorium Oklahoma (s. d.) der Besiedelung eröffnet, 1891 ein weiterer Teil.

Cherquemolles (spr. scherkmóll), Gewebe, s. Bast.

Cherronēsos, s. Chersonesus.

Cherry-Insel (spr. tscherri), s. Bäreninsel.

Chersĭphron, von Knossus auf Kreta, im Anfang des 6. Jahrh. v. Chr., war mit Theodorus und Metagenes der Erbauer des berühmten Tempels der Artemis zu Ephesus, der 356 v. Chr. von Herostratus angezündet, dann unter Alexander d. Gr. durch einen Neubau ersetzt wurde. Von beiden Tempeln sind durch die Ausgrabungen des Engländers Wood Reste wiedergefunden, die sich jetzt im Britischen Museum befinden.

Cherso (spr. ker-; slaw. Čres). 1) Österr. Insel im Quarnero (s. d.), zur Bezirkshauptmannschaft Lussin in Istrien gehörig, 66 km lang und 2‒12 km breit, vom Festlande durch den Farasinakanal, von der Insel Veglia im O. durch den Mezzokanal getrennt, ist 399 qkm groß und hat (1890) 10180 (1880: 9558) E., darunter 3295 Italiener, 6108 Serbo-Kroaten. Die Insel ist ein schmaler Rundrücken, auf dem sich der Syß (637 m) und der Chelm (483 m) erheben, mit rauhen, steilen Küsten. Der nördl. Teil ist gut bewaldet, der mittlere und südliche mit Weinstöcken und Ölbäumen bepflanzt. Auf der Insel in 12 m Höhe der Süßwassersee Vrana, 6 km lang, 2 km breit und 56 m tief; er ist ohne sichtbaren Zu- und Abfluß, hat keine Niveauschwankungen, wird wahrscheinlich von unterirdischen, kalten Quellen gespeist und enthält Hechte, Schleien und Krebse. Vgl. E. Mayer, Der Vrana-See auf C. (Wien 1873). – 2) Hauptstadt der Insel C., an der Westküste, hat (1890) 4725, als Gemeinde 8280 E., Bezirksgericht (1 Gemeinde, 12 Ortschaften, 8280 E.), mehrere Kirchen und Klöster, Hafen, Schiffswerfte; ferner Fischerei, Schiffahrt und Handel mit Wein und Südfrüchten.

Cherson. 1) Gouvernement im südl. Teil des europ. Rußland, zu den sog. neuruss. Gouvernements gehörig, grenzt im S. ans Schwarze Meer (auf 124 km), im W. an Bessarabien und Podolien, im N. an Kiew und Poltawa, im O. an Jekaterinoslaw und Taurien und hat 71283,7 qkm mit (1890) 2029213 E. (28 auf 1 qkm). Das Land ist größtenteils eine trockne, einförmige, gegen N. sich allmählich erhebende Steppe, von mehrern Gewässern und ausgetrockneten Flußbetten (russ. balki) durchschnitten. Das Land ist im S. den asiat. Steppen ähnlich, besitzt aber durchgängig fruchtbare Schwarzerde, die bebaut und zur Hälfte von hohem Gras und aromatischen Kräutern bedeckt ist. Waldungen sind nicht vorhanden. Die Umgegend des Fleckens Kriwojrog am Ingulez ist reich an Mineralien, besonders Eisenerz; außerdem finden sich im Gouvernement Marmor, Granit, Porzellanerde, Lithographiesteine, Gips. Die bedeutendsten Flüsse sind der Dnjepr mit dem Ingulez, der Bug mit dem Ingul, der Tiligul und der Dnjestr. Das Klima ist gemäßigt, aber unbeständig, die Jahrestemperatur in der Stadt C. 12,2° (im Januar -6,1°, im Juli +29°) C. Den größten Teil der Bevölkerung bilden Kleinrussen, die mit Großrussen, Rumänen, Bulgaren, deutschen Kolonisten (meist aus Württemberg), Serben, Griechen, Israeliten untermischt sind. Die Mehrzahl gehört der russ.-orthodoxen Kirche an und bildet die Eparchie Odessa-Cherson mit einem Erzbischof (Sitz in Odessa) an der Spitze. Ferner sind vorhanden 3500 armenische Gregorianer, 47000 Katholiken, 60500 Protestanten, 132000 Israeliten. Im Norden des Gouvernements herrscht Landwirtschaft vor, im Süden Vieh-, besonders Schafzucht. Obstbau wird um Odessa, C., Tiraspol, Nikolajew und am Dnjestr betrieben, Gemüsebau bei Odessa, Tabakbau besonders im Kreis Tiraspol. Der Weinbau gewinnt an Bedeutung, Fischerei wird besonders am Dnjepr und am Dnjepr-Bugliman betrieben. Abgesehen von Odessa und Nikolajew sind im Gouvernement 373 Fabriken vorhanden mit 8¼ Mill. Rubel Produktion; es sind besonders Wollwäschereien, Mühlen, Gerbereien u. s. w. Ein bedeutender Außenhandel findet statt durch die Häfen von Odessa und Nikolajew. Flußschiffahrt wird betrieben auf dem Dnjepr, Bug und Dnjestr. An Eisenbahnen sind vorhanden: von der Russ. Südwestbahn 561; von der Fastowschen Bahn 49; von der Bahn Charkow-Nikolajew 384; von der Jekaterinenbahn (westl. Teil) 96, zusammen 1090 km. Wichtige Jahrmärkte sind in Jelisawetgrad und Wosnessensk. 1886 bestanden 961 niedere, mittlere und Specialschulen mit 70000 Schülern, davon 19648 Mädchen. Das Gouvernement, zum Teil erst 1792 im Frieden zu Jassy von der Pforte an Rußland abgetreten, zerfällt in 6 Kreise: C., Alexandrija, Ananjew, Jelisawetgrad, Odessa und Tiraspol.

2) Kreis im südöstl. Teil des Gouvernements C., zwischen Dnjepr und Bug und vom: Ingul und Ingulez durchflossen, hat 19175 qkm, (1890) 382117 E., davon 71,3 Proz. Kleinrussen, die deutschen Kolonien Neudanzig, Schlangendorf, Mühlhausen und Klosterdorf, die schwed. Kolonie Altschweden (seit

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