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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cigarrillos; Cigliāno

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Cigarrillos – Cigliano

Für gepreßte Formcigarren benutzt man besondere Pressen, dabei werden die C. bündelweise in Kisten ohne Deckel und Boden zwischen Druckplatten gebracht. Mehrere solcher Kisten werden dann neben- und übereinander zwischen die Platten der Presse eingespannt. Durch eine solche Pressung wird der Cigarre eine kantige Form gegeben, sie erhält ein hübsches Aussehen, und etwaige kleine Arbeits- und Deckfehler werden dadurch verdeckt, auch die Handarbeit nachgeahmt. Besonders feine Sorten werden einzeln in besondere Formen gepreßt. Mittels besonderer Cigarrenschneidemaschinen werden schließlich die C. auf die nötige Länge abgeschnitten. Kig. 5 zeigt einen solchen Apparat, bei dem man die Cigarre mit der Spitze gegen den verstellbaren Anschlag a legt, worauf man durch Niederdrücken des Kreismessers b das Abschneiden auf die bestimmte Länge bewirkt. Nachdem die C. in die Kistchen verpackt sind, müssen sie gewöhnlich längere Zeit lagern, um an Güte zu gewinnen, doch muß das Lagern an trocknen Orten geschehen, weil sie sonst durch Schimmelbildung sowie eine Art Gärung derart verderben, daß selbst ein Verschneiden zu Rauchtabak nicht mehr zulässig ist. Beim Lagern werden die C. zuweilen von schädlichen Insekten heimgesucht, von denen folgende drei Käferarten hervorgehoben seien: 1) Elaphidion irroratum, stammt aus Nordamerika und den Antillen; er lockert die Blätter im Innern der Cigarre auf und verzehrt dann die zartern Teile; 2) Xeranthobius pallens, aus Louisiana stammend, findet sich in den aus Mississippitabak gefertigten C.; er bohrt Gänge, in die er seine Eier legt; 3) Cathorama tabaci, ebenfalls amerik. Ursprungs, findet sich in der Cigarre meist als Larve vor, aus der er sich erst in Europa zum Käfer entwickelt. – Je nach der Preislage werden die C. in der Hauptsache aus folgenden Tabaken hergestellt:

Billige Cigarren {Sumatra-, Java- oder Carmendecke, inländisches und überseeisches Umblatt, inländische und überseeische Einlage.

Mittlere Cigarren {Feine Sumatra- und Javadecken, Domingo-, Brasil-, Seadleaf-, Java-Umblatt, Brasil-, Cuba- und Habana-Einlage.

Feine Cigarren {Hochfeine Sumatra- und Habanadecken, hochfeine Brasil- und Habana-Einlage.

Hochfeine Cigarren {Habanadecken und ‑Einlage.

Die importierten Habanacigarren, kurzweg Importen genannt, gelten als die edelsten und werden nach der Güte in Vegueros, Regalia, Panatelas unterschieden. In den Ländern, die das Tabakmonopol besitzen, wie Frankreich, Österreich-Ungarn, Spanien, Italien u. a. wird, ausgenommen, wenn dasselbe gegen eine bestimmte Summe verpachtet ist, die Cigarrenfabrikation in großen Staatsfabriken betrieben; Privatpersonen ist die Herstellung nur insoweit gestattet, als der eigene Verbrauch meist auch nur aus selbsterbauten Tabakblättern in Frage kommt. In solchen Ländern ist die staatliche Cigarrenfabrikation zwar nicht unbedeutend, aber vorzugsweise nur für den inländischen Bedarf berechnet, die Ausfuhr erreicht selten größere Posten. So wurden 1890 in Österreich-Ungarn an C. 1073,9 t (zum größern Teil für die Regie, zum kleinern Teil von Privaten) ein- und nur 493,8 t ausgeführt. Frankreich bezog im J. 1891 Tabak in Blättern im Werte von 23800000 Frs., führte aber als tabac fabriqué ou préparé, d. h. vorwiegend außer Schnupftabak als C. und Cigaretten nur für 1500000 Frs. aus. – Deutschland besitzt kein Tabakmonopol, aber eine sehr entwickelte Tabakindustrie. Fabrikationsdistrikte sind Bremen, Hamburg und die angrenzenden Ortschaften, Sachsen, die Mark, Westfalen, Provinz Sachsen, Schlesien, Baden und die Pfalz. Maschinen- und Werkzeugfabrikationsorte sind Berlin (W. Hermann Müller, Cohn & Cie.), Hanau (C. Deines jun.), Dresden (Donath & Jasper), Offenbach (F. Flinsch) u. a. m. Gegenwärtig existieren laut Geschäftsbericht der Tabaksberufsgenossenschaft für das J. 1892: 4587 Cigarrenfabriken mit 106998 versicherungspflichtigen Arbeitern, welche Zahl sich noch durch die nicht versicherungspflichtigen Hausarbeiter um mindestens 30000 erhöhen dürfte. Auch der weitaus größere Teil der in Deutschland erbauten Tabakblätter (1891‒92: 34002 t im Werte von 13,477 Mill. M., nach Abzug der Steuer), ebenso vom Auslande bezogene 44802 t unbearbeitete Tabakblätter finden für die Cigarrenfabrikation Verwendung. Wenn trotzdem Deutschland 1892 an C. und Cigaretten noch 471,9 t im Werte von 9496000 M. einführte und nur 370,7 t (Wert 2433000 M.) ausführte, so folgt daraus, daß der einheimische Verbrauch sehr stark ist und daß ferner hochwertige Sorten ein-, minderwertige ausgeführt werden. – In Belgien betrug 1890 die Einfuhr 64,6, die Ausfuhr 176,6 t. Die Einfuhr von Großbritannien belief sich 1891 auf 1284714 Pfd. St. Dieser hohe Betrag erklärt sich daraus, daß England weder eigenen Tabak baut, noch eine nennenswerte Tabakindustrie besitzt und daher englische C. im Handel kaum vorkommen. – Vgl. Ladislaus von Wagner, Tabakkultur, Tabak- und Cigarrenfabrikation u. s. w. (5. Aufl., Weim. 1888). (S. auch Tabak.)

^[Abb. Fig. 3.]

^[Abb. Fig. 4.]

^[Abb. Fig. 5.]

Cigarrillos (spr. -riljos), besondere Art von Cigaretten, die statt des Seidenpapiers ein feines Tabakblatt als Decke haben, werden nur mittels Maschinen verfertigt, die den Cigarettenmaschinen ähnlich sind.

Cigliāno (spr. tschilj-), Ort im Kreis Vercelli der ital. Provinz Novara, östlich der Dora Baltea,

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]