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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cimbex – Cincinnati

kundeten Pässe der Ostalpen, der andere Heerhaufe, bestehend aus den Teutonen, den Tougenern und der bereits aus der Schlacht bei Arausio bewährten kelt. Kernschar der Ambronen, durch das röm. Gallien und die westl. Alpenpässe nach Italien eindringen. Diese zweite Abteilung überschritt im Sommer 102 v. Chr. die Rhône und zog an deren linkem Ufer herab; aber Marius erwartete sie jetzt in einem festen Lager an der Einmündung der Isère in die Rhône und bot drei Tage lang ihrem Anstürmen Trotz. Nach harten Verlusten gaben sie die Eroberung des röm. Lagers auf und zogen weiter nach Italien. Marius folgte ihnen vorsichtig, bis es bei Aquä Sextiä (Aix) zur Schlacht kam, in der die Scharen der Teutonen vernichtet wurden. Hierauf eilte Marius dem Konsul Quintus Lutatius Catulus zu Hilfe, der indessen an der Etsch (unterhalb Trient) durch die von den Tiroler Alpen herabsteigenden Scharen der C. und ihrer Bundesgenossen hart bedrängt war und sich zuletzt im Sommer 102 selbst auf das rechte Ufer des Po hatte zurückziehen müssen. Zum Glück für die Römer hielten die C. in den Landschaften nördlich vom Po den ganzen Winter Ruhe, sodaß die beiden röm. Heere sich bequem vereinigen und, im Sommer 101 bis auf 50000 Mann gebracht, unter Marius und Catulus den C. entgegenziehen konnten. Unterhalb Vercellä unweit der Mündung der Sesia in den Po stießen Römer und Barbaren aufeinander, und auf den «Raudischen Feldern» wurde 30. Juli 101 v. Chr. die Schlacht geliefert, die mit dem Untergange der C. endete. Das Fußvolk derselben kämpfte am Gürtel durch lange Ketten verbunden; ihre Reiter, 15000 an der Zahl, waren mit Helm, Schild, Panzer und Speer wohlgerüstet. Nach dem Verlust der Schlacht töteten die Weiber in der Wagenburg sich selbst und die Ihrigen. Es sollen 140000 C. in der Schlacht gefallen sein; die Zahl der Gefangenen wird auf 60000 angegeben. Die C. und Teutonen waren mit Weib und Kind, Hab und Gut ausgezogen, um sich eine neue Heimat zu gründen; doch war wohl ein Teil in den alten Wohnsitzen zurückgeblieben. Denn den Namen der C. trug noch zu der Zeit des Tacitus eine an Zahl zwar kleine, aber berühmte Völkerschaft, von welcher Gesandte an Augustus kamen. Sie wohnte im äußersten Norden Germaniens, am Ocean, nach Plinius und Ptolemäus auf der Nordspitze des nach ihr benannten Cimbrischen Chersonesus, in dem heutigen Jütland. – Vgl. Pallmann, Die C. und Teutonen (Berl. 1870); Roget de Bellogoët, Ethnographie gauloise, ou mémoires critiques sur l’origine et la parenté des Cimmeriens, des Cimbres etc. (4 Bde., zum Teil in 2. Aufl., revidiert von Maury, Par. 1868‒75); Müllenhoff, Deutsche Altertumskunde, Bd. 2, (Berl. 1887).

Cimbex, s. Keulenwespe.

Cimbrischer Chersonesus, Cimbrische Halbinsel, s. Cimbern und Jütland.

Cimbrishamn oder Simrishamn, Stadt im schwed. Län Kristianstad, auf der Südostecke der Provinz Schonen, an der Linie C.-Tommelilla der Schwed. Privatbahnen, hat (1889) 1983 E., eine mittelalterliche Kirche im Rundbogenstil, einen guten Hafen und Getreideausfuhr.

Cimelĭen (grch.), Kostbarkeiten, Kleinodien, dann besonders der Kirchenschatz; daher Cimeliárch, der Schatzmeister der Kirchen und Klöster.

Ciment (spr. ßimáng), Cement (s. d.).

Cimentieren, soviel wie Aichen (s. d.).

Cimex (lat.), die Wanze.

Cimiez (spr. ßimjäß) oder Cimiès, Franziskanerkloster, 4 km nordöstlich von Nizza, 1540 errichtet auf den Ruinen des Dianatempels der röm. Stadt Cemenelum, zeigt Reste eines Amphitheaters von 65 m Länge und 55 m Breite.

Cimĭno (spr. tschi-), Monte- auch Monte di Viterbo oder Soriano, bei den Römern Mons Ciminius, ein mit Schichten vulkanischen Tuffs bedeckter 1056 m hoher Trachytberg im Kreis Viterbo der ital. Provinz Rom, mit der alten Landstraße von Viterbo nach Rom. Nahe dabei, von dichten Waldungen umringt, der Lago di Vico, im Altertum Lacus Ciminus (507 m), ein 1488 m breiter und 4460 m langer Kratersee.

Cimĭnus Lacus, s. Cimino (Monte-).

Cimmerĭer, s. Kimmerier.

Cimmerischer Bosporus, s. Bosporus.

Cimolīt, eine graulichweiße oder rötliche, stark an der Zunge klebende Thonart, die von ihrem Fundorte, der Insel Kimolos oder Argentiera, dem Cimolus der Alten, den Namen trägt, wird in Griechenland seit uralter Zeit wie Seife zum Waschen und zum Reinigen wollener Zeuge sowie zum Ausziehen von Fettflecken (wie bei uns der Bolus) gebraucht.

Cimon, athen. Feldherr, s. Kimon.

Cinäde (grch.), soviel wie Päderast; Cinädismus, Päderastie (s. d.); auch unzüchtige Rede.

Cinalōa, Staat in Mexiko, s. Sinaloa.

Cinca, Fluß in der span. Provinz Huesca, entspringt in den mittlern Pyrenäen aus einem kleinen See am Mont-Perdu, fließt nach einem über 800 m hohen Wasserfall durch den Circo und die Gradillas de Bielsa und mündet nach 180 km südl. Laufes in den Segre kurz vor dessen Mündung in den Ebro.

Cinchŏna, s. Chinarinde.

Cinchonēen, Unterabteilung der Rubiaceen, s. Chinarinde.

Cinchonicīn, Cinchonidīn, s. Chinabasen.

Cinchonīn, C₁₉H₂₂N₂O, ein das Chinin (s. d.) regelmäßig begleitendes Alkaloid der Chinarinden, wird als Nebenprodukt der Chininfabrikation gewonnen, indem man die Mutterlauge vom rohen schwefelsauren Chinin mit Natron fällt und die ausgeschiedene harzige Masse in möglichst wenig siedendem Alkohol löst und krystallisieren läßt. Die von der Mutterlauge befreiten Krystalle werden in verdünnter Schwefelsäure gelöst, das schwefelsaure Salz wird durch Umkrystallisieren gereinigt. Die physiol. Wirkung des C. ist der des Chinins ganz ähnlich, nur schwächer. Auch seiner chem. Konstitution nach steht es dem Chinin sehr nahe.

Chinchonīnsäure, eine organische Säure von der Zusammensetzung C₁₀H₇NO₂, die man zuerst durch Oxydation des Cinchonins erhalten hat. Sie krystallisiert mit 1 oder 2 Molekülen Krystallwasser in Nadeln oder Prismen und schmilzt wasserfrei bei 254°. Mit Kalk destilliert, giebt sie Chinolin (s. d.). Ihrer chem. Konstitution nach ist sie als Py-3-Chinolincarbonsäure aufzufassen.

Cinchoxo, s. Tschinschoscho.

Cincinnati (spr. ßinßinnahti), Hauptstadt des County Hamilton im nordamerik. Staate Ohio, am Ohiofluß unter 39° 6′ nördl. Br. und 84° 27′ westl. L. von Greenwich gelegen, ist die bedeutendste Stadt des Staates. Der Gründer C.s war ein Richter Symmes, der 1787 eine Strecke Landes den Indianern abkaufte, im Jahre darauf die ersten Niederlassungen anlegte und diese nach dem am Ende des

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