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Clairvaux – Clam
1742, gest. 31. Juli 1831 zu Winterthur; er schrieb über die Flora der Schweiz und über schweiz. Käfer.
Clairvaux (spr. klärwoh), Cistercienserabtei in der Gemeinde Ville-sous-la-Ferté, Kanton und Arrondissement Bar-sur-Aube des franz. Depart. Aube, 17 km südöstlich von Bar-sur-Aube am linken Ufer der Aube und an der Linie Paris-Petit Croix der Franz. Ostbahn, wurde 1115 vom heil. Bernhard (s. d.) als erstem Abte von C. in dem ungesunden sumpfigen Aubethale gegründet. Nachdem die Mönche, deren C. bis zu 700 zählte, das Thal durch Bodenkultur gesund gemacht hatten, wurde es Clara vallis genannt. Später entstand neben dem alten ein neues Kloster, in dessen als Meisterstück der Baukunst geltender Kirche sich das Grab des heil. Bernhard befindet. Die Abtei ging in der ersten Revolution ein, ihre Gebäude mit einem Umfange von fast 2 km wurden seitdem als Centralgefängnis für 13 Departements (etwa 1500 Männer und 500 junge Gefangene) benutzt. C. hat Post, Telegraph und eine Ackerbaukolonie. – Vgl. Arbois de Jubainville, Études sur l’état intérieur des abbayes cisterciennes et principalement de C. (Par. 1858).
Clairville (spr. klärwíl), Louis François, eigentlich Nicolaie, franz. Theaterdichter, geb. 28. Jan. 1811 zu Lyon, gest. 7. Febr. 1879 in Paris, schrieb, fast immer in Gemeinschaft mit andern Autoren, über 220 Possen und Operettenlibrettos, die durch gefälligen und witzigen Stil, scharf pointierte Couplets und schlüpfrige Zweideutigkeiten große Anziehungskraft auf das Pariser Publikum ausüben. Wirksam und sehr beliebt sind die Operetten «Daphnis et Chloë» (komponiert von Offenbach, Par. 1849), «La fille de Madame Angot» (komponiert von Lecoq, 1873), «Jeanne, Jeannette et Jeanneton» (komponiert von Lacome, 1877); die Vaudevilles «Roger Bontemps» (1848), «La propriété c’est le vol» (1848), «Les tentations d’Antoinette» (1850), «Les coulisses de la vie» (1852), «Les trois gamins» (1854), «Quinze heures de fiacre» (1867) und die Zauberstücke «Les sept châteaux du diable» (1844), «La lanterne magique» (1865), «Cendrillon» (1866). C.s «Chansons et poésies» erschienen 1853.
Clairvoyance (frz., spr. klärwŏăjángß), s. Somnambulismus.
Claix (spr. kläh), Flecken im Kanton Vif, Arrondissement Grenoble des franz. Depart. Isère, 8 km nördlich von Vif, am linken Ufer des Drac, hat (1891) 387, als Gemeinde 1223 E., eine 1611 von Lesdiguières gebaute Brücke von 46 m Spannung und 16 m Höhe und eine neue von 52 m Spannung, das größte Bauwerk dieser Art in Frankreich; Eisenwerke, Papier- und Porzellanfabrikation.
Clajus (eigentlich Klaj), Johs., der Ältere, Grammatiker, geb. 24. Juni 1535 zu Herzberg in Kursachsen, besuchte die Fürstenschule Grimma und die Universität Leipzig, war seit 1560 zu Goldberg in Schlesien Kantor, dann Lehrer des Griechischen, studierte 1569 in Wittenberg Theologie, wurde 1570 Rektor in Nordhausen und 1573 Prediger in Bendeleben bei Frankenhausen, wo er 11. April 1592 starb. Für die Entwicklung der deutschen Grammatik, noch mehr der Metrik, ist seine «Grammatica germanicae lingua» (Lpz. 1578), ein Werk zwanzigjährigen Fleißes, von großer Bedeutung, weil sie das später (1624) von Opitz mit Erfolg eingeführte, noch heute geltende nationale Betonungsgesetz (s. Opitz) zuerst klar ausspricht und durchweg Luthers Sprache zu Grunde legt. Leider wendet C. das Schema der lat. Grammatik gewaltsam auf die deutsche Sprache an. Seine formgewandten lat. Gedichte sind meist in elegischem Versmaß und erbaulich (Evangelienerklärungen, versifizierte Bibelstücke, Gebete u. a.). – Vgl. Perschmann, J. C. des Ältern Leben und Schriften (Nordh. 1874).
Clajus, Joh., der Jüngere, s. Klaj.
Clam (lat.), heimlich; C., vi aut precario, «heimlich, gewaltsam oder bittweise», jurist. Formel für den fehlerhaften Besitz, s. Besitzklagen.
Clam, indian. Bezeichnung für die Venusmuscheln (s. d.), welche den Indianern als Geld und Schmuck (s. Wampum) dienen.
Clam, gräfl., in Böhmen und Oberösterreich begütertes Geschlecht, hieß früher Perger von Höchenperg, nach der Stammburg Höchenperg in Kärnten, von wo es im 14. Jahrh. vertrieben wurde. Christoph Perger kaufte 1524 Burg und Herrschaft C. bei Grein an der Donau. Das Geschlecht wurde 1655 in den Reichsfreiherrenstand, 1759 in den österr. Grafenstand erhoben und blüht gegenwärtig in zwei Linien, Clam-Martinicz und Clam-Gallas.
Ahnherr der Grafen von Clam-Martinicz ist Johann Gottlieb von C.; sein Sohn, Graf Karl von C. (geb. 1759, gest. 26. Sept. 1826), nahm infolge seiner Vermählung mit der Erbtochter des gräfl. Geschlechts Martinicz 2. Nov. 1792 dessen Namen und Wappen an. – Der ältere Sohn des Grafen Karl, Graf Karl Joseph Nepomuk Gabriel von Clam-Martinicz, geb. 23. Mai 1792 in Prag, studierte die Rechte und trat 1809 in das Freikorps des Grafen Kinsky ein. Er war in den Feldzügen 1812‒14 Flügeladjutant des Fürsten Schwarzenberg und begleitete später Napoleon nach Elba. Sodann wurde er zu den Verhandlungen des Wiener Kongresses gezogen und zu diplomat. Sendungen nach Petersburg verwendet. 1830 zum Generalmajor und Hofkriegsrat ernannt, erhielt er 1831 wichtige polit. Sendungen nach Mailand, Olmütz und andern Orten, später an den preuß. Hof, wo er, ein schroffer Gegner des Konstitutionalismus, mit Erfolg die Metternichsche Reaktionspolitik gegen die Freiheitsregungen in Deutschland zu befestigen wußte. Kaiser Ferdinand ernannte ihn 1835 zum Generaladjutanten, 1836 zum Geheimrat und Chef der Militärsektion im höchsten Staatsrate, 1837 zum Feldmarschalllieutenant mit Beibehaltung der Dienstleistungen um die Person des Kaisers und im Staatsrate. Er starb 29. Jan. 1840. – Sein älterer Sohn, Heinrich Jaroslaw, Graf von Clam-Martinicz, geb. 15. Juni 1826 zu St. Georgen in Ungarn, studierte die Rechte und begann 1848 unter Graf Stadion die amtliche Laufbahn, ward 1853 Statthaltereirat in Ofen, 1856 Landespräsident in Westgalizien, trat 1859 aus dem Staatsdienste und wurde 1860 in den «verstärkten» Reichsrat berufen, an dessen Arbeiten er einen hervorragenden Anteil nahm. Er war Berichterstatter der Majorität, und seine Anschauungen über die Reorganisation der Monarchie gingen in das Oktoberdiplom von 1860 über. Aber durch das Ministerium Schmerling und das Februarpatent von 1861 sah sich der Graf in die Opposition gedrängt und wurde nun im Abgeordnetenhause einer der Führer der feudalen Partei. Eine persönliche Angelegenheit veranlaßte ihn 1862 aus dem Reichsrat auszutreten und seine polit. Thätigkeit auf den böhm. Landtag zu beschränken. Seither war er hier einer der Führer
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