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Comte (Pierre Charles) – Comuni
1832 bis 1851 war er Repetent an der Polytechnischen Schule und Examinator für die Schüleraufnahme an derselben. Er starb 5. Sept. 1857.
Der wissenschaftliche Ertrag von C.s Leben war der Positivismus, den er in seinem «Cours de philosophie positive» (6 Bde., Par. 1839‒42 u. ö.; Einleitung verdeutscht von Schneider, Lpz. 1880) niederlegte, ein neuer Versuch einer rein sensualistischen Philosophie. Einseitig mathematisch gebildet, vollkommen autodidaktisch verfahrend, glaubte C. etwas völlig Neues zu schaffen, wenn er Gedanken, die aus dem 18. Jahrh. in die allgemein wissenschaftliche Situation des 19. Jahrh. übergegangen sind, in persönlich ursprünglicher Form zur Darstellung brachte. So stellte er das «Gesetz» auf, daß alle menschliche Erkenntnis mit der theol. Auffassung beginne, um von da durch die Irrtümer der Metaphysik hindurch auf den «positiven» Standpunkt zu gelangen, auf dem die Betrachtung der ersten Ursachen und der Zwecke gleichmäßig abgelehnt und nur die Aufstellung von Gesetzen der «Succession von Phänomenen» als die Aufgabe der wissenschaftlichen Forschung erkannt wird. Diesem Gedanken entspricht es wenig, daß C., um seinerseits diese Aufgabe zu erfüllen, eine «Hierarchie der Wissenschaften» aufstellt, in deren Aufbau jedesmal die folgende sich als die kompliziertere aus den vorhergehenden als den einfachern ergeben soll, daß er als die einfachste die Mathematik als die Lehre von Zahl, Raum und Bewegung zu Grunde legt und darauf successive die Astronomie, die Physik, die Chemie, die Biologie und die (von ihm so benannte) Sociologie folgen läßt. Wenn dabei die Psychologie in einen Teil der Biologie (als Nervenphysiologie oder Phrenologie) verwandelt wurde, so begreift sich, wie ein Teil seiner Anhänger, z. B. Littré, zu völlig materialistischen Konsequenzen fortschritt, während seine engl. Anhänger, wie Mill, Lewes und Spencer, mehr die methodologische Tendenz seiner Lehre, d. h. die Auflösung der Philosophie in die Erfahrungswissenschaften, betonten und den Verzicht des Denkens, über sein sinnliches Material hinauszugehen, als die «große Entdeckung» C.s proklamierten. Die Widerlegung dieses Positivismus übernahm C. selbst: am Schlusse seines Lebens wurde der Gegner aller Metaphysik in echt mystischer Weise, den Saint-Simonistischen Jugendeindrücken folgend, zum Stifter einer Religion, deren Objekt die «Menschheit», das «große Wesen» sein sollte. Sein «Système de politique positive, ou Traité de sociologie, instituant la religion de l’humanité» (4 Bde., Par. 1851‒54) verkündete diese Lehre; dahin gehören auch «Calendrier positiviste» (ebd., seit 1849) und «Catéchisme positiviste» (ebd. 1852; deutsch von Roschlau, Lpz. 1891). Ein Auszug aus C. ist erschienen von Jules Rig (2 Bde., Par. 1881), übersetzt von J. H. von Kirchmann (2 Bde., Heidelb. 1883). – Vgl. G. H. Lewes, C.’s philosophy of the positive sciences (Lond. 1874); Robinet, Notice sur l’œuvre et sur la vie de C. (Par. 1860; 3. Aufl. 1891); Littré, C. et la philosophie positive (ebd. 1863); J. St. Mill, C. and positivism (Lond. 1865; 2. Aufl. 1866; deutsch Lpz. 1874); Pellarin, Essai critique sur la philosophie positive (Par. 1864); Hugo Sommer, Die positive Philosophie Auguste C.s (in der «Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge»; Berl. 1886); Gruber, August C., Der Begründer des Positivismus. Sein Leben und seine Lehre (Freib. i. Br. 1889); Lettres d’ A. C. à John Stuart Mill 1841‒46 erschienen 1877 in Paris. ^[Spaltenwechsel]
Comte (spr. kongt), Pierre Charles, franz. Maler, geb. 23. April 1823 zu Lyon, war Schüler Robert Henrys, widmete sich wie dieser dem histor. Genrebild und brachte 1847 sein erstes bedeutendes Bild zur Aufstellung: Lady Jane Grey. Andere Bilder von ihm sind: Begegnung Heinrichs Ⅲ. mit dem Herzog von Guise (1855), Jeanne d’Arc bei der Krönung Karls Ⅶ. (1861; Museum zu Reims), Karl Ⅸ. von seiner Mutter zum Beschluß der Bluthochzeit angetrieben, Racheschwur Heinrichs von Guise wegen seines ermordeten Vaters (1864; Museum zu Lyon), Besuch Franz’ Ⅰ. bei Benvenuto Cellini, Karl Ⅴ. im Schloß zu Gent nach seiner Abdankung (1866), Die Nichte Don Quixotes (1877), Florentiner Edelleute erblicken Dante (1883).
Comtesse (frz., spr. kongteß), Gräfin, im Deutschen besonders für unverheiratete Damen gräfl. Standes gebraucht.
Comum, der alte lat. Name für Como (s. d.).
Comunēros oder die Söhne des Padilla (s. d.), Benennung der geheimen Gesellschaft, die zu Ende des J. 1821 in Spanien aus dem Vereine der Freimaurerei hervorging. Ein Teil der C. hatte früher der auch in Spanien verbreiteten Carbonaria angehört. Die mehr konstitutionell gesinnten Freimaurer wurden durch die C., die zu kühnern revolutionären Maßregeln antrieben, bald überflügelt. Ihre Tendenz war die Verwirklichung der Volksherrschaft; ihre Losung die Freiheit und völlige Gleichheit der Menschen. Ballesteros (s. d.) und Romero Alpuente waren ihre ersten Häupter. Schon 1821 hatten die C. zu Madrid eine leitende Junta und in jeder Provinz Provinzialkassen und eine Centralkasse, wohin die freiwilligen Beiträge der Mitglieder flossen. 1822 zählten sie 40000 Ritter; später soll ihre Zahl auf 70000 gestiegen sein. Ihre Beziehungen dehnten sich selbst nach Frankreich aus. Der gemeinschaftliche Haß gegen das zweite und dritte Ministerium nach Herstellung der Cortesverfassung hatte noch einmal die C. den Freimaurern genähert. Als aber die letztern nach dem 7. Juli 1822 das Ministerium San-Miguel gebildet hatten, folgte bald wieder Trennung und neuer Kampf. Das Ministerium San-Miguel wurde 19. Febr. 1823 entlassen, und an die Spitze des neuen trat 1. März Florez d’Estrada, der als Organ der C. betrachtet wurde. Mit diesem hielt der König 10. April seinen Einzug in Sevilla und 12. Juni in Cadiz. Nach der zweiten Restauration wurde der Verein der C. aufgehoben und die Teilnahme bestraft; doch scheint er noch eine Zeit lang fortbestanden zu haben.
Comūni (Sette und Tredici C., die «sieben» und die «dreizehn Gemeinden»), zwei Berglandschaften in Oberitalien, die erste in der Provinz Vicenza, zwischen dem Astico und der Brenta im nördl. Teil der Lessinischen Alpen, besteht aus den Gemeinden Asiago, Roana, Rozzo, Gallio, Fozza, Enego, Lusiana; die zweite in der Provinz Verona, am Südabhang der Monti-Lessini zwischen der Etsch und dem Agno, enthält die Gemeinden Erbezzo, Bosco Frizolane, Val di Porro, Cerro, Rovere di Velo, Porcara, Saline, Velo, Azarino, Campo Silvano, Badia Calavena, Selva di Progno, S. Bartolomeo tedesco. Beide sind oder waren vielmehr deutsche Sprachinseln auf ital. Boden. Den Ursprung der Bewohner, die sich selbst Cimbern nennen, leitete man früher von den alten Cimbern her; später schrieb