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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Farnesischer Stier – Färöer

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Farnesischer Herakles'

im Museo Nazionale zu Neapel. Die Statue stellt den mit riesigen Formen und einer aufs höchste gesteigerten Muskulatur ausgestatteten Heros dar, wie er nach der Erbeutung der Hesperidenäpfel, die er in der Hand hält, erschöpft und auf seine Keule gestützt, ausruht (s. die Textfigur beim Artikel Herakles).

Farnesischer Stier (ital. Toro Farnese), eine früher im Besitz der Familie Farnese (daher der Name), jetzt im Museo Nazionale zu Neapel befindliche kolossale Marmorgruppe, ein Werk der Künstler Apollonius und Tauriseus aus Tralles. Die Gruppe stellt einen wilden Stier dar, an dessen Hörner Amphion und Zethos die Dirke, die ihre Mutter Antiope mißhandelt hatte, zu binden im Begriff sind. Der pathetische Charakter des Werkes wie die Komposition entspricht der Entstehungszeit im 2. Jahrh. v.Chr. Die Gruppe war ursprünglich wahrscheinlich als Schmuck einer Gartenanlage so aufgestellt, daß man sie von allen Seiten betrachten konnte. Sie wurde 1546 oder 1547 in den Thermen des Caracalla zu Rom in einem sehr verstümmelten Zustande aufgefunden, so daß die Gestalten des Stiers, der Dirke, der Antiope und der Zwillingsbrüder sowie des unten sitzenden Hirten und des Hundes neben ihm bedeutend ergänzt wurden. (S. Tafel: Griechische Kunst III, Fig. 8.)

Farnextrakt, s. Farnkrautwurzel.

Farnhaar, bisweilen Bezeichnung für den Stamm von Cibotium Barometz J. Sm., s. Agnus Scythicus.

Farnham (spr. fahrnämm), Stadt in der engl. Grafschaft Surrey, in den North-Downs, am linken Ufer des zur Themse fließenden Ney und an der Eisenbahn Winchester-Guildford gelegen, hat (1891) 5545 E., ein Schloß des Bischofs von Winchester, im 12. Jahrh. vom Bischof von Blois erbaut, 1662–84 erneuert, mit Turm aus dem 18. Jahrh., und ist Mittelpunkt einer bedeutenden Hopfenbaugegend. F. ist Geburtsstadt von William Cobbett. In der Nähe Aldershot (s. d.) und die alte Waverley-Abtei (1128), nach der W. Scott seinen Geschichtsroman benannt hat.

Farnham (spr. fahrnämm), Elizabeth Woodson, geborene Burhaus, amerik. Philanthropin und Schriftstellerin, geb. 17. Nov. 1815 zu Rensselaerville im Staate Neuyork, war 1844–48 Oberin der Abteilung für weibliche Gefangene im Staatsgefängnis zu Sing-Sing, welche Stelle sie angenommen hatte, «um zu beweisen, daß es möglich sei, eine derartige Anstalt durch bloßes Wohlwollen zu leiten». Von 1849 bis 1856 lebte sie in Kalifornien, kehrte dann nach Neuyork zurück und widmete ihre Liebesthätigkeit eingewanderten Frauen. Sie starb 15. Dez. 1864 in Neuyork. Sie schrieb: «Life in prairie land» (Neuyort 1846), «California indoors and out» (1856), «My early days» (1859) und «Woman and her era» (2 Bde., 1864).

Far nĭente (ital.), Nichtsthun, Müßiggang.

Farnkräuter, s. Farne.

Farnkrautwurzel, Wurmfarn oder Johanniswurzel (Rhizoma Filicis maris), der als Bandwurmmittel dienende fleischige Wurzelstock von Aspidium Filix mas Sw. (s. Aspidium). Dieser Wurzelstock, auf dem Bruche von grünlicher Farbe, mit ringförmig gestellten, großen Gefäßbündeln, liegt horizontal im Boden und ist mit den dicht übereinander liegenden Blattstielresten der abgefallenen Wedel bedeckt. Die Blattstielreste sind außen mit rostfarbenen Schuppen bekleidet, innen ↔ fleischig und auch von grünlicher Farbe. Die im Herbst gesammelten Wurzeln werden von den Wurzelfaserresten befreit, der Länge nach halbiert und getrocknet (halb mundiert), oder Blattstielreste und Wurzelstock werden ganz geschält und getrocknet (ganz mundiert). Länger als ein Jahr ist die F. nicht haltbar und darf nur verabfolgt werden, solange sie auf dem Bruche grünlich erscheint. Wirksame Bestandteile der F. sind Filixsäure, ätherisches Öl und Gerbstoff. Das Mittel wird meist in Form des ätherischen Extrakts, Farnextrakt, Wurmfarnextrakt (Extractum Filicis des Arzneibuches für das Deutsche Reich), angewandt. Das Extrakt ist frisch bereitet am wirksamsten; mit der Zeit geht die darin enthaltene Filixsäure (s. d.) aus dem amorphen in den krystallisierten Zustand über, wodurch die Wirkung schwächer wird.

Farnworth (spr. fahrnwörth), Stadt in der engl. Grafschaft Lancaster, 4 km im SSO. von Bolton-le-Moors, an der Eisenbahn Manchester-Bolton-Preston, hat (1891) 23758 E., wichtige Baumwollindustrie, Eisenwerke und Papierfabrikation.

Faro, Spiel, s. Pharao.

Faro, Name eines besonders in Brüssel und Umgegend gebrauten Biers.

Faro (ital.), Leuchtturm, s. Pharus.

Faro, Punta del (das Promontorium Pelorum der Alten), die nordöstlichste Spitze der Insel Sicilien, am nördlichsten Ausgange der Straße von Messina (s. d.), die auch F. di Messina genannt wird. Das Kap trägt einen Leuchtturm (Faro) mit schöner Aussicht. Das Fischerdorf F. entstand am Anfang dieses Jahrhunderts.

Farō (Furo), linker Nebenfluß des Binue, in Adamaua iu Nordwestafrika, entspringt im Gebirge nördlich Ngaundere, nahe den Quellen des Hauptstroms, nimmt links den ansehnlichen Maodeo auf, der in den Gendero Bergen (2000 m) entspringt, und mündet oberhalb der Stadt Jola bei Taepe.

Faro (spr. -ru), Hauptstadt des portug. Distrikts F. der frühern Provinz Algarve (4849 qkm, [1881] 204037 E.), Bischofssitz, liegt an der Südküste im NW. der Südspitze (Cabo de Sta. Maria) des Königreichs, im Hintergrunde einer von Sandinseln umgebenen Bai, und hat (1878) 8561 E. Die Stadt bietet ein freundliches Ansehen, hat einen schönen Platz (Praça da Rainha), eine Kathedrale, ehemalige Klöster, theol. Seminar und eine Militärschule. Im östl., höchsten Teile steht das alte, von maur. Befestigungen umgebene Schloß. Der Hafen, am Ausgang des kleinen Rio Valformos, ist geräumig, aber auch bei Flut nur 5 m tief und der Versandung durch die Flußablagerungen ausgesetzt; doch wird lebhafter Handel, namentlich Ausfuhr von Südfrüchten, betrieben.

Färöer (d. h. Schafinseln), zu Dänemark gehörige Inselgruppe im Atlantischen Ocean, zwischen 61°20' und 62°25' nördl. Br., 445 km südöstlich von Island, 305 km nordwestlich von den Shetlandsinseln, von denen sie eine 1000–1100 m tiefe Rinne trennt, bestehen aus 24 Felseilanden, von denen nur 17 bewohnt sind, und umfassen zusammen ein Areal von 1333 qkm mit (1890) 12954 E. (S. Nebenkärtchen zur Karte: Dänemark und Südschweden, Bd. 4, S. 760.) Die größten Inseln sind Strömö (358 qkm), Osterö (275 qkm), Sandö, Suderö und Vaagö.

Die F. sind hoch und steil mit zerrissenen Küsten, heben sich oft in Terrassen (Hamre) und erreichen in Slattaretindur auf Osterö eine Höhe von 915 m.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 586.