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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gartenhaarmücke; Gartenhummel; Garteningenieur; Gartenkalender; Gartenkelle; Gartenkresse; Gartenkunst

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Gartenhaarmücke – Gartenkunst

winde am untern Ende des Cylinders der Handspritze angeschraubt. Die Hydronette ist eine Pflanzenspritze mit einem Saugeschlauch an dem einen Ende, durch den das Wasser beim Hochziehen des Kolbens in den Cylinder aus einem Gefäß eingesaugt, beim Herunterstoßen durch eine Sieb- oder Strahlrohrplatte der andern Seite hinausgedrückt wird. Größere Gartenspritzen sind mit einem trag- oder fahrbaren Wasserbehälter und einem Windkessel verbunden, durch den ein kontinuierlicher, d. h. gleichmäßig starker Strahl erzielt wird. An die in bestimmten Entfernungen gleichmäßig verteilten Sprenghähne werden Standröhren, d. h. aufrecht stehende, oben gebogene und an beiden Enden mit Messinggewinden versehene eiserne Röhren auf- und an diese die Schläuche zum Spritzen angeschraubt. Die Verteilung des Wasserstrahls findet dabei durch besondere mit einem Wasserverbreiter versehene Mundstücke statt. Das selbstthätige Besprengen einer Rasenfläche geschieht durch Wasserturbinen verschiedener Konstruktion, die durch den Wasserdruck selbst bewegt werden und ihre vermittelst Wasserverbreiter fein zerteilten Wasserstrahlen gleichmäßig in einem Kreise herumschleudern. Bei einem neuen, einfachen und deshalb sehr billigen Rasensprenger (Fig. 31) genannten Gerät findet die Zerteilung und gleichmäßige kreisförmige Verbreitung der Wasserstrahlen durch Brechung eines aufrechten Strahls an einer senkrecht gegen denselben gestellten konisch geformten Schraube statt. Zum Fortschaffen und Aufbewahren der Gartenschläuche dienen besondere, leichte, zweiräderige, mit einer drehbaren, aus runden Holzstäben bestehenden Trommel versehene Wagen (Schlauchwagen, Fig. 29). In Gärten ohne Wasserleitung wird das erforderliche Gießwasser vermittelst zweiräderiger Wasserwagen nach den erforderlichen Plätzen hingeschafft. Sehr zweckmäßig sind Wasserwagen mit aushebbaren Wasserfässern. Diese hängen auf einem besondern Gestell an zwei Haken und können durch einen Druck auf die Arme des Wagens leicht ausgesetzt und wieder aufgehoben werden.

Für die Zimmerkultur ist der Rafraichisseur oder Drosophor (s. d., Fig. 21), Tauspender oder Zerstäuber ein äußerst nützliches Gerät. Mittels desselben überspritzt man den oberirdischen Teil der Pflanzen mit einem Wasserstrahl von feiner nebelartiger Zerteilung und erfrischt dadurch ihr Gewebe.

Zur Vertilgung der den Pflanzen schädlichen Insekten, Nage- und andern Säugetiere sind verschiedene G. erforderlich. Pflanzenläuse und andere kleine Insekten tötet man durch Überspritzen der Wanzen mit Tabakslauge, Insektenpulvertinktur und andern Mitteln vermittelst des Drosophors, durch Verdampfen dieser Flüssigkeit in kleinen Apparaten, Dampfräuchermaschinen, die auf glühende Holzkohle gestellt werden, in Gewächshäusern auch durch Räuchern mit Tabak oder Insektenpulver vermittelst besonderer Räuchermaschinen. Größere Insekten, Wespen und Bienen, die Wein und andere Früchte benagen, fängt man in mit Zuckerwasser gefüllten Gläsern; Maulwürfe und Nagetiere werden in besonders für diesen Zweck konstruierten Fallen gefangen. Schädliche Schmarotzerpilze tötet man durch Bestreuen mit pulverisiertem Schwefel vermittelst eines Blasebalges, an dessen Seite sich ein Behälter zur Aufnahme des Schwefels befindet.

Gartenhaarmücke (Bibio hortulanus L.), ein zu den Haarmücken (s. d.) gehöriges Insekt, das Männchen schwarz mit weißer Behaarung, das Weibchen mit gelbrotem Rücken und Hinterleib (s. Tafel: Insekten Ⅲ, Fig. 2), dessen Larve an Gartengewächsen oft großen Schaden anrichtet. Ist der April mild und nicht zu naß, so sieht man oft gegen dessen Ende oder im Mai hier und da im Gartenboden viele kleine, runde Löcher, aus denen das Insekt ausgeschlüpft ist, das in großer Menge träge auf allen Pflanzen sitzt oder langsam umherfliegt. Nach der Paarung legt das Weibchen gegen 150 Eier in Häufchen in die Erde, vorzugsweise gern in solche, die reichlich mit verrottetem Dünger gemischt ist, und im Juli und August kriechen die walzenförmigen, schmutzig-graubraunen, quer gerunzelten Larven aus und zerstören die Wurzeln der Pflanzen, in deren Nähe sie sich oft in großer Menge beisammen finden. Geradezu dem Untergange geweiht sind die in Kaltbeeten überwinterten Pflanzen, wie Pensees, Ranunkeln u. a., wenn die hier zu Ende des Winters aus der Erstarrung erwachenden Larven in wimmelnder Menge und mit verdoppelter Gefräßigkeit die Wurzeln benagen. Ist das Erdreich in solchen Pflanzenkästen oder auch auf freien Beeten von Gartenhaarmückenlarven bevölkert, so bleibt nichts übrig, als es auszuheben, auf einem festgetretenen Platze auszubreiten und so der Einwirkung der Sonne auszusetzen, oder auch wohl es in die Jauche einer Miststätte zu werfen. So beugt man wenigstens starker Vermehrung dieses Insekts vor. Eins der wirksamsten Mittel gegen die G. ist der sog. Schöpfer, ein an einem Drahtringe ausgespannter Sack aus leichter Gaze, mittels dessen man die in großer Menge auftretenden Mücken in der Morgenfrühe oder bei regnerischer Witterung von den Pflanzen abstreift.

Gartenhummel (Bombus hortorum L.), eine häufige Art Hummel (s. d.) von schwarzer Farbe mit weißbehaarter Spitze des Hinterleibs; das Schildchen, der vordere und hintere Teil der Brust und der erste Hinterleibsring gelbhaarig; die Flügel sind rauchbraun, Männchen gegen 16, Weibchen und Arbeiterinnen etwa 27 mm lang. Das Nest befindet sich unter der Erde.

Garteningenieur, s. Gärtner.

Gartenkalender, eine übersichtliche nach Monaten geordnete Zusammenstellung der laufenden Gartenarbeiten. «Deutscher G.» von Karl Hampel (Berlin), in der Form eines Notizbuches, enthält das allgemeine Kalendarium mit Schreibkalender, außerdem Arbeitskalender, Lohntabellen, meteorolog. Notizkalender, eine Übersicht der Gartenbauvereine und Lehranstalten des Deutschen Reichs, zahlreiche Tabellen über die Kosten von Erdarbeiten und der Anlage von Gärten u. a.; ein kleinerer G. ist neuerdings von A. Würtenberger (Baden-Baden) herausgegeben; außerdem ist zu nennen der Österreichisch-Ungarische G. Wien); ferner der zuerst von J. C. Schmidt-Erfurt herausgegebene Abreißkalender, dessen Blätter auf der Rückseite bemerkenswerte Ratschläge für Gärtner und Gartenbesitzer enthalten.

Gartenkelle, s. Gartengeräte (S. 555 a).

Gartenkresse, s. Lepidium.

Gartenkunst, die Befähigung, alle Arten von Gärten nach Zweck, Bedürfnis und nach den Regeln der Ästhetik zu schaffen.

Die G. wurden schon im Altertum betrieben; die Überlieferung berichtet von den Hängenden Gärten der Semiramis, den Gärten der Kleopatra u. a. Bei den Römern kam sie in Verbindung mit den Villen der Vornehmen zu großer Blüte.