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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Groß-Bittesch; Großblittersdorf; Großbodungen; Großbottwar; Großbreitenbach; Großbritannien und Irland

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Groß-Bittesch - Großbritannien und Irland (Geographisches)

seitigt, welche früher die Vermittler zwischen den Importeuren und Fabrikanten und den kleinern Geschäften bildeten, andererseits aber werden in den größern Städten auch die kleinern Detailgeschäfte immer mehr durch die großen bazarartigen Magazine verdrängt, die verhältnismäßig weniger Generalkosten haben, die Arbeitszeit ihres Personals vollständiger ausnutzen, zu günstigern Bedingungen einkaufen und nur gegen bar verkaufen. Auch im Bank- und Transportwesen ist der G. überwiegend geworden. Daß die Ausdehnung des G. zunächst manche Interessen schädigt und vielfach ein schwieriges Übergangsstadium erzeugt, ist nicht zu bestreiten; sie führt aber zur besten und billigsten Ausnutzung der Produktionsmittel und ist daher volkswirtschaftlich nützlich. Eine genaue Grenzlinie zwischen G. und Kleinbetrieb läßt sich heutzutage nicht ziehen. In der Gewerbestatistik des Deutschen Reichs vom J. 1882 wurden die Betriebe unterschieden in Kleinbetriebe ohne Gehilfen oder mit höchstens 5 Gehilfen, in mittelgroße Betriebe mit 6-10 bez. 11-50 Personen und in G. mit mehr als 50 Personen. (S. auch Fabrik.) - Vgl. v. Schulze-Gävernitz, Der G., ein wirtschaftlicher und sozialer Fortschritt (Lpz. 1892).

Groß-Bittesch, czech. Byteš Velká, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Großmeseritsch in Mähren, ehemals befestigt, hat (1890) 1633, als Gemeinde 2032 czech. E., Post, Telegraph, schöne Pfarrkirche, Spar- und Vorschußkasse, Stadtbrauerei, Gerberei, Weberei und lebhafte Märkte.

Großblittersdorf, Gemeinde im Kreis und Kanton Saargemünd des Bezirks Lothringen, 7 km nördlich von Saargemünd an der Saar und am Saarkohlenkanal sowie an der Linie Saargemünd-Saarbrücken der Preuß. Staatsbahnen (Station Kleinblittersdorf), hat (1890) 1900 E., darunter 43 Evangelische und 227 Israeliten, Postagentur, Telegraph, schöne Kirche, steinerne Brücke, 3 Mehlmühlen, Thomasschlackenmühle, Ziegeleien und Muschelkalksteinbrüche.

Großbodungen, Flecken im Kreis Worbis des preuß. Reg.-Bez. Erfurt, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Nordhausen), hat (1890) 1110 E., Postagentur, Telegraph, Weberei und Brennerei.

Großbottwar, Stadt im Oberamt Marbach des württemb. Neckarkreises, 10 km im NO. von Marbach, in 206 m Höhe, in fruchtbarem und freundlichem Thale der Bottwar, an der Nebenlinie Marbach-Heilbronn (im Bau), hat (1890) 2214 meist evang. E., Post, Telegraph, Acker- und Weinbau; 3 km südlich das Dorf Kleinbottwar, an der Bottwar, mit 719 evang. E., Weinbau und dem Schlosse Schaubeck.

Großbreitenbach, s. Breitenbach.

Großbritannien und Irland. Das Inselreich im nordwestl. Europa umfaßt Großbritannien, d. i. seit Vereinigung der engl. und schott. Kronen unter Jakob I. (1603) England, Wales und Schottland, in welchem Sinne der Ausdruck Britannia (s. d.) schon bei den alten klassischen Schriftstellern vorkommt, und Irland. Manchmal aber wird der Name Großbritannien für die brit. Inseln, ja auch nicht selten kurzweg für das gesamte Britische Reich mit allen seinen Besitzungen und Kolonien benutzt. Seit 1800, als auch das irische Parlament mit dem von Großbritannien vereinigt wurde, erscheint "The United Kingdom of Great Britain and Ireland" als offizieller Titel der brit. Inselgruppe (British Isles, auch Home Countries genannt), die aus den Inseln G. u. I. sowie aus 1127 kleinern Nachbarinseln besteht. Unter den zu England gerechneten kleinern Inseln sind die bedeutendsten Anglesey, Wight und die Scilly-Inseln; zu Schottland gehören die Hebriden, die Orkney- und die Shetlandinseln sowie Arran und Bute. Irland hat zwar 196 Inseln, aber keine bedeutenden anliegenden. Die größte ist Achill. Man und die Kanalinseln stehen unter besonderer Verwaltung und werden als "Islands in the British Seas" bezeichnet. (Hierzu Karte: Großbritannien und Irland.)

Geographisches. Die in Europa größte Inselgruppe liegt zwischen 60° 52' (Shetlandinseln) und 49° 45' (Scilly-Inseln) nördl. Br. und zwischen 10° 39' westl. und 1° 45' östl. L. von Greenwich. Die Hauptinsel, von Irland durch die Irische See (s. d.) getrennt, hat eine Längenausdehnung von 980 km, von dem Kap Duncansbay Head im NO. bis zu Rye in der engl. Grafschaft Kent, und die größte Breite von 630 km zwischen Kap Lands End (Grafschaft Cornwall) und North Foreland in Kent. Die geringste Breite beträgt in Nordschottland zwischen Dornoch Firth und Loch Broom 38 1/2 km, in Südschottland zwischen dem Clyde- und Forthbusen 40 1/2 km und in Nordengland zwischen dem Solwaybusen und Tynemouth unweit Newcastle 103,6 km. Die Lage der Gruppe ist für die maritime Entwicklung absolut günstig. G. u. I. liegt im Mittelpunkt der Landhalbkugel der Erde, als vorgeschobener Posten Europas, ungefähr gleich weit entfernt von Skandinavien und von der Pyrenäischen Halbinsel, von Frankreich nur durch den Kanal getrennt und im W. dem freien Ocean zugewandt. Die insulare Lage gestattete eine eigenartige, ungestörte Entwicklung, die Küsten- und Hafenbildung begünstigt Schiffahrt und Handel, der Kohlenreichtum die Industrie, und seit dem Zeitalter der Entdeckungen hat sich das Inselreich zum Herrn des größten Kolonialgebietes aufgeschwungen, das in allen Erdteilen bis zu den Antipoden Englands hin (Neuseeland) die wertvollsten Länder umfaßt.

Im allgemeinen ist England ein Hügelland, Schottland ein Hochland und Irland ein Flachland; doch hat England im westl. Teile bedeutendere Gebirgshöhen. Der höchste Punkt des Königreichs ist der Ben Nevis (1343 m) in Schottland; in England ist der höchste Punkt der Scawfell Pike (984 m); in Wales der Snowdon (1094 m) und in Irland Carrantuo Hill (1041 m). Die Bodenerhebung bringt es mit sich, daß fast alle Flüsse in Großbritannien, wenn auch einen kurzen Lauf, so doch gehörige Tiefe haben und schon von selbst und noch mehr durch menschliche Hilfe schiffbar sind; die gewöhnlich bedeutend erweiterten Mündungen bilden natürliche Häfen. So kommt es, daß G. u. I. weit mehr Häfen aufweisen als Frankreich an seiner atlantischen Küste; es finden sich dort gegen 100 größere Häfen für Kriegsschiffe und Handelsschiffe ersten Ranges und außerdem gegen 500 Reeden. Unter den Flüssen ist der Shannon in Irland der längste, in Großbritannien aber die Themse der wichtigste und der Tay der wasserreichste. Verhältnismäßig größer sind die Seen; der allergrößte ist Lough Neagh in Nordirland, in Großbritannien ist der größte Loch Lomond in Schottland.

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