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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heilige Nacht - Heiligenkreuz

(1890) 260 kath. E., Postagentur, Fernsprechverbindung, eine prächtige Kirche, eine Präparandenanstalt mit Musikschule; Kram- und Leinwandmarkt.

Heilige Nacht, die Nacht vor Weihnachten, Ostern und Pfingsten, die man in der alten Kirche singend und betend durchwachte. (S. Vigilien.)

Heiligenbeil. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Königsberg, hat 907,66 km, (1890) 44809 (20869 männl., 23940 weibl.) E., 2 Städte, 111 Landgemeinden und 112 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis H., 3 km vom Frischen Haff, rechts an der JarFt, in 24 m Höhe, an der Linie Königsberg-Dirschau der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Braunsberg), hat (1890) 3760 E., darunter 162 Katholiken und 30 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, eine Landwirtschaftsschule; Fabrikation von Maschinen und Ackerpflügen sowie lebhaften Getreidehandel.

Heiligenberg, Dorf im Amtsbezirk Pfullendorf des bad. Kreises Konstanz, auf den Linzgauer Bergen, hat (1890) 730 kath. E., Post, Telegraph, auf steiler Felsterrasse Schloß des Fürsten von Fürstenberg (728 m) mit schönem Park und 35 m langem, 13 m breitem Saale, dessen geschnitzte Holzdecke (16. Jahrh.) wohl die schönste Deutschlands. - Vgl. Hafner, Heiligenberg (Karlsr.); Martin, Der Rittersaal des Schlosses H. in Schwaben (Münch. 1889).

Heiligenbilder, Abbildungen oder Statuen von Heiligen und Heiligengruppen, s. Heilig und Bilderdienst.

Heiligenblut, Dorf im Gerichtsbezirk Winklern der österr. Bezirkshauptmannschaft Spittal in Kärnten, im obern Möllthal, in 1404 m Höhe, am südöstl. Fuße des Glockners (s. d., 3798 m), hat (1890) 160, als Gemeinde 1015 E., Post, Telegraph, eine große got. Kirche (15.Jahrh.), welche wegen eines vom heil. Briccius aus Konstantinopel mitgebrachten Fläschchens mit angeblichem Blute Christi das Ziel vieler Wallfahrer ist. Die bemerkenswertesten Punkte der großartigen Umgebung sind der Kalvarienberg mit der Ruine Kirchheimeck, nach welcher das obere Möllthal auch Kirchheimthal heißt, die Fälle der Möll, des Gößnitz- und des Leiterbachs, das Glocknerhaus (2127 m), die Franz-Josephshöhe (2329 m) und die Pasterze (s. d.). Mit dem Unter-Pinzgau ist H. durch die Bergpässe der Pfandelscharte (2668 m) und der Heiligenblut-Raurisertauern (Hochthor 2572 m) verbunden. Von H. führt eine Poststraße über Döllach nach dem 22 km südlich von H. gelegenen Dorf Winklern (345, als Gemeinde 1662 E.) und über den Iselsberg (1204 m) zu der 43 km entfernten Station Dölsach der Südbahnlinie Franzensfeste-Villach.

Heiligendamm, Seebad im Domanialamt Doberan des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin, 6 km von Doberan (s. d.), mit dem es durch eine Tertiärbahn verbunden ist, liegt unmittelbar am Strande der Ostsee, ist von schönen Laubwäldern umgeben und besteht aus einem großen Kurhaus, mehrern Wohngebäuden und zahlreichen Villen (1892: 1830 Kurgäste). Merkwürdig ist der 300 m breite und 2-2,5 m hohe Steinwall aus eigentümlich gefärbten und gebildeten Steinen, welche der Sage nach in einer Nacht von dem Meere ausgeworfen sein sollen. Das Seewasser (Juli 18,6°, August 19,6° C.) besitzt hier, da kein bedeutender Fluß in der Nähe mündet, einen beträchtlichern Gehalt an festen Bestandteilen als in den meisten übrigen Ostseebädern. H. ist das älteste Seebad in Deutschland und wurde 1793 auf Befehl des Herzogs Friedrich Franz unter der Leitung des Arztes von Vogel eingerichtet und ist seit 1873 in Privatbesitz. - Vgl. Kortüm, Das Doberaner Seebad, der Heilige Damm (Rost. 1858); H., das Ostseebad bei Doberan in Mecklenburg (Güstrow 1887); Volckmann, Rostock, Warnemünde, Doberan und der Heilige Damm (Rost. 1890).

Heiligen-Geistes-Inseln, s. Bahama-Inseln.

Heiligengrabe, Fräuleinstift, s. Prignitz.

Heiligen-Grabes-Orden, wurde der Sage nach schon in den Kreuzzügen errichtet, ist aber nachweislich erst 1496 vom Papst Alexander VI. zur Anregung des Besuchs des Heiligen Grabes (s. d.) gestiftet worden. Papst Pius IX. teilte ihn 24. Jan. 1868 in drei Klassen: Großkreuze, Komture und Ritter, die vom lat. Patriarchen zu Jerusalem gewählt werden. Das Ordenszeichen ist ein rotes, sog. Jerusalemskreuz mit vier kleinen solchen Kreuzen in den Winkeln und wird am schwarzen Bande, von den Großkreuzen von der rechten Schulter zur linken Hüfte, von den Komturen um den Hals, von den Rittern im Knopfloch getragen. Die Großkreuze tragen gleichzeitig einen silbernen Stern, mit dem Ordenszeichen belegt, auf der linken Brust. - Vgl. J.^[Jakob] Hermens, Der Orden vom Heiligen Grabe (2. Aufl., Köln 1870).

Heiligenhafen, Hafenstadt im Kreis Oldenburg des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, an der Ostsee, 13 km im NO. von Oldenburg in Holstein, am Ostende der Kieler Bucht, der Insel Fehmarn gegenüber, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Kiel), Nebenzollamtes, Strandhauptmanns und eines schwed.-norweg. Konsuls, hat (1890) 2223 meist evang. E., Post, Telegraph, Armen- und Krankenhaus, Stift für Schifferwitwen, Kreditverein, Spar- und Leihkasse; Eisengießerei, Schiffbauwerkstätten, Dampfmühle, Schiffahrt, Fischerei und Fischhandel. H. hat Dampfschiffverbindung mit Kiel, Lübeck und Orth auf Fehmarn und wird als Seebad besucht (1893: 150 Kurgäste). - Der Name der Stadt "to dem hilligen haven" scheint auf ein altgerman. Heiligtum zurückzugehen und hat als einziger german. Name die slaw. Überflutung überdauert.

Heiligenholz, s. Guajakholz.

Heiligenkalender, das nach den Tagen des Jahres angeordnete, zuerst im 11. Jahrh. in den Niederlanden in Gebrauch gekommene Verzeichnis der unbeweglichen Feste und Heiligentage, dessen man sich von jener Zeit bis zur Reformation beim Datieren in Urkunden zu bedienen pflegte.

Heiligenkreuz. 1) Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Baden in Niederösterreich, 13 km im NW. von Baden, an dem links zur Schwechat gehenden Sattelbach, in einem schönen Thalkessel des Wienerwaldes, hat (1890) 520, als Gemeinde 1092 E., Post, Telegraph, eine Cistercienserabtei mit reichhaltiger Schatzkammer, einer Bibliothek und einer Kirche, dessen Schiffe (1150-87) roman., dessen Chor got. Stil zeigen. Die gemalten Glasfenster des Kirchenchors sowie des herrlichen Kreuzgangs mit seiner zierlichen Brunnenhalle stammen größtenteils aus der ersten Hälfte des 13. Jahrh. Das Kapitelhaus enthält die Grabmäler der meisten Babenberger von den Söhnen Leopolds des Frommen bis auf Friedrich II., dessen Gruft noch ein gleichzeitiger, aber verstümmelter Grabstein deckt. Der ursprüngliche Name des Ortes war Sattelbach, der jetzige rührt von der geistlichen Stiftung her, die der fromme Babenberger Leopold III. hier 1135 ins Leben rief. - 2) Badeort