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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hemd der Gußform; Hemel-Hempstead; Hemelingen; Hemer; Hemĕra; Hemeralŏpie; Hemĕrobiīnae; Hemĕrocállis

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Hemd (der Gußform) - Hemerocallis

jener Zeit wird der damit getriebene Aufwand wiederholt eingeschränkt. Später kommt vielfach der Spitzenbesatz in Aufnahme, der eine gleiche Entfaltung üppiger Mode gestattet, Heute ist dem Leinenhemd durch die sog. Jägerhemden, d. i. wollenen Tricothemden, eine große Konkurrenz erwachsen, die noch durch die Verbreitung der baumwollenen Tricothemden (System Lahmann) verstärkt wird.

Hemd der Gußform, s. Formerei (Bd. 6, S. 979 a).

Hemel-Hempstead (spr. hemmĕl hemmstedd), Marktstadt in der engl. Grafschaft Hertford, an einer Zweiglinie der Nordwestbahn, besteht aus einer langen Straße, hat (1891) 9678 E., Strohflechterei, Papierfabrikation, Brauerei und Getreidehandel.

Hemelingen, Dorf im Kreis Achim des preuß. Reg.-Bez. Stade, 6 km im SO. von Bremen, unweit rechts der Weser, an den Linien Hannover-Bremen und Osnabrück-Bremen (Station Seboldsbrück mit 2 Bahnhöfen) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 4152 meist evang. E., Post zweiter Klasse, Telegraph; etwa 30 Cigarrenfabriken, welche für Bremer Firmen arbeiten, Brauereien, Silberwaren-, Aluminium- und Magnesiumfabrik, Ziegeleien, Jutespinnerei und -Weberei, Eisengießerei, Glockengießerei, Fabrikation von Maschinen, Etuis, Kartonnagen, Likör, Dachpappe und Kisten.

Hemer, Ober- und Nieder-, Dörfer im Kreis Iserlohn des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, 6 km im O. von Iserlohn, an der Öse und an der Nebenlinie Lethmathe-Fröndenberg der Preuß. Staatsbahnen, haben (1890) 1757 bez. 1499 meist evang. E., darunter 464 bez. 728 Katholiken, Post zweiter Klasse, Telegraph, evang. und kath. Kirche; ein Messingwalzwerk mit Rohrzieherei, Drahtziehereien, Eisengießerei und Fabrikation von Maschinen, Tombak-, Neusilber-, Messing- und Eisengußwaren, Nieten, Drahtgewebe, Papier und Pappe.

Hemĕra (grch.), der als Göttin personifizierte Tag, war nach Hesiod eine Tochter des Erebos (s. d.) und der Nyx und eine Schwester des Aither.

Hemeralŏpie (grch.), Nacht- oder Schneeblindheit (Caecitas nocturna), eine Anomalie der Sehfunktionen, infolge deren die befallenen Augen bei herabgesetzter Beleuchtung, in der Dämmerung oder nachts auffallend schlechter als gesunde Augen, oder auch gar nicht sehen, während ihr Sehvermögen bei guter Tagesbeleuchtung ein vollkommen normales oder doch ein verhältnismäßig gutes ist. Sie hat ihren Grund in einer herabgesetzten Empfindlichkeit der Netzhaut gegen Licht (torpor retinae). Die H. ist häufig die Folge einer Überblendung der Netzhaut, befällt ganz gesunde Augen, wenn diese längere Zeit ohne genügenden Schutz einer sehr grellen Beleuchtung ausgesetzt werden, namentlich wenn die betreffenden Individuen sich in einem mangelhaften Ernährungszustande befinden. Längerer Aufenthalt in Gletschergebirgen, auf Schnee- und Eisfeldern, an oder auf der spiegelnden Meeresfläche oder einem von der Sonne grell beschienenen hellen Boden bringt die Gefahr der Erkrankung mit sich, die daher besonders Alpen- und Polarreisende, Schiffsmannschaften u. s. w. befällt und dann leicht einen epidemischen Charakter annimmt. Von den Seeleuten wird das Leiden auch häufig als Mondblindheit bezeichnet. Die Krankheit heilt leicht bei kräftigender Ernährung durch einen mehrwöchigen Aufenthalt in dunkeln Räumen, in denen die überblendete Netzhaut ihre Empfindlichkeit für geringere Lichtmengen wiedergewinnt, ähnlich wie ein gesundes, aus dem Hellen ins Dunkle gebrachtes Auge erst allmählich die Gegenstände erkennt. ^[Spaltenwechsel]

Eine zweite Form der H. ist in gewissen krankhaften anatom. Veränderungen des innern Auges begründet, zu denen allermeist eine angeborene Anlage vorliegt und deren hauptsächlichste darin besteht, daß die Wandungen der Netzhautgefäße zu dick, die Lumina der letztern sehr eng sind, und daß somit die zur Ernährung der dem Sehen direkt dienenden Netzhaut bestimmte Blutmenge eine anomal geringe und unzureichende ist. Der Torpor der Netzhaut ist dann der direkte Ausdruck einer mangelhaften Ernährung derselben, die, zuerst die äquatorialen Teile der Netzhaut betreffend, schließlich, meist unter gleichzeitig austretender Bildung eines schwarzen Pigments in ihrem Gewebe, zu vollkommener, auch auf den Sehnerven selbst sich erstreckender Atrophie ausartet (getigerte Netzhaut, Pigmentamaurose, Morbus Arianus). Diese Art der H. ist mithin als Vorläufer einer zwar nur sehr langsam sich entwickelnden, doch aber schließlich unfehlbar eintretenden unheilbaren Erblindung von schwerster Bedeutung. Charakteristisch für diese Form ist in funktioneller Beziehung die schon in den Anfangsstadien nachweisbare, immer mehr zunehmende Verengerung der Gesichtsfelder, welche die Orientierung der Kranken, auch während sie central noch gut sehen, sehr erschwert. Wie die angeborene Taubstummheit, so wird dieses Leiden, das stets beide Augen befällt, ziemlich häufig bei Individuen getroffen, die aus Ehen von Blutsverwandten entsprossen sind, und nicht selten finden sich bei denselben beide Leiden gleichzeitig vor. Endlich kommt, jedenfalls am seltensten, eine dritte Art von H. vor, die angeboren ist, auf erkennbaren krankhaften anatom. Veränderungen nicht beruht, mit Gesichtsfeldbeschränkungen nicht verbunden ist und ebensowenig in wahre Sehschwäche oder Erblindung ausartet.

Hemĕrobiīnae, Familie der Großflügler (s. d.) mit einfachen Beinen, fadenförmigen Fühlhörnern. Hierher gehören die Florfliegen (s. d.).

Hemĕrocállis L., Taglilie, Pflanzengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.). Man kennt nur 5 Arten, die in Europa und im gemäßigten Asien, besonders in Japan, vorkommen. Es sind ausdauernde Pflanzen mit knolligem oder zwiebeligem Rhizom, langen, schmalen, gekielten Blättern und blattlosen Stengeln, welche eine Doldentraube schöner Blumen tragen. Mehrere Arten sind schon seit langen Jahren in den Gärten beliebt, so H. flava L. mit sehr wohlriechenden orangegelben Blumen im Mai und Juni, H. fulva L. mit bräunlich-orangeroten, geruchlosen Blumen im Juni und H. graminea Andr. mit feinen Blättern und größern gelben, angenehm duftenden Blumen. Noch schöner ist H. Middendorffiana Traut. et Mey, die sibirische Taglilie, mit einer viel reichern Doldentraube großer goldgelber Blumen, von denen sich während längerer Zeit täglich zwei bis drei zugleich öffnen. In kräftigem Boden und von Zeit zu Zeit etwas begossen, blüht dieselbe im Mai, zum zweitenmal im September. Man verwendet die H. im Garten als Einzelpflanzen im Rasen, an Teichufern, an Fontänen und Rändern von Gebüschen; sie lieben etwas feuchten Boden und Dünger. Durch Stockteilung im Frühjahr oder durch Aussaat lassen sie sich leicht vermehren.