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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hiero... - Hieroglyphen
ralusaners Hierokles, wurde in den Unruhen, die
nach dem Abzug des epirotischen Königs Pyrrhus
(275 v. Chr.) in Sicilien herrschten, von dem Heere
zum Feldherrn ausgerufen, und von dem Volke in
Syrakus anerkannt. Nach einem über die Mamer-
tiner, die sich Messanas bemächtigt hatten, im Ge-
biet von Mylä am Flusse Longanus erfochtenen
Siege wurde er dann, vermutlich 269, zum König
erhoben. Als die Römer den Mamertinern 264
zu Hilfe kamen und die karthag. Besatzung, die
sie in Messana aufgenommen hatten, vertrieben,
verbündete sich H. mit den Karthagern gegen Rom,
wurde aber vom röm. Konsul Appius Claudius
geschlagen und dann, jedoch vergeblich, in Syrakus
belagert. Als indes 263 Manius Valerius Maxi-
mus mit einem starken Heere ihn und die Karthager
besiegt hatte, schloß er Frieden auf 15 Jahre mit
Rom, der wegen der treuen Unterstützung, die H.
gewährte, 248 in einen dauernden verwandelt ward.
H. selbst besuchte 237 Rom und machte dem röm.
Volke ein Geschenk von 200000 Scheffeln Getreide.
Den Rhodiern, die durch ein Erdbeben furchtbar ge-
litten hatten, half er 227 v. Chr. durch großartige
Unterstützungen. Auch in dem zweiten Punischen
Kriege unterstützte er die Römer mit Getreide und
Truppen; so namentlich nach ihrer Niederlage am
TrasimenischenSee, wo die goldene, 320Pfd. schwere
Bildfäule der Siegesgöttin, die er nach Rom sen-
dete, dort als gutes Vorzeichen begrüßt wurde. Er
starb zu Anfang 215, über 90 I. alt. Sein Sohn
Gelon war vor ihm (216) gestorben, und so folgte
ihm sein Enkel Hieronymus (s. d.). Große Sorge
hatte H. für die Vervollkommnung des Ackerbaues
getragen; er soll auch landwirtschaftliche Schriften
verfaßt haben. Ein Gesetz von ihm über die Ge-
treidezehnten (I^sx Hißi-onica) galt noch zu Ciceros
Zeit. Auch die Künste pflegte er, namentlich die
Baukunst. - Vgl. Fortman, v6 Ilierone Hiki-odis
Mio (Zwolle1835); Schneiderwirth, H. II. von
Syrakus sHeiligenst. 1861).
Hiero... (grch.), heilig.
Hierobotänon (grch.), heiliges Kräuterbuch, ent-
haltend die Erklärung der in der Heiligen Schrift
vorkommenden Pflanzennamen.
N!orooIi1öH^m.,Mari engras, Pflanz engat-
tung aus der Familie der Gramineen (s. d.) mit
wenigen Arten, meist in hohen Gebirgen oder in
der kalten Zone. Es sind wohlriechende ausdauernde
Gräser mit pyramidalen, meist etwas ausgebreiteten
Rispen. Eimge Arten in Europa und dem nördl.
Asien, wie II. oäorata II^Mb., Darrgras, sind
gute Futterpflanzen und riechen nach Cumarin.
Hierodräma (grch.), geistliches Schauspiel.
Hierodülen (grch.), im Altertum Sklaven (Skla-
vinnen), die dem Dienste einer Gottheit geweiht
waren. Ihre Zahl war in Syrien, Phönizien und
Kleinasien sehr beträchtlich: im kappadocischen Ko-
mana trafStrabo6000,in Morimene 3000H. Sehr
zahlreich waren im Orient die weiblichen H., die im
Dienste der Gottheit sich preisgaben. In Griechen-
land fanden sich solche H. namentlich zu Korinth im
Dienst der Aphrodite. Ferner erhielten sich H. dieser
Art besonders auch auf dem Berge Eryx in Sicilien
bis in die Zeit der röm. Herrfchaft. Oft wurde die
Hingabe eines Sklaven an den Gott als eine Form
der Freilassung benutzt, wie besonders eine Anzahl
Inschriften aus Delphi beweist. - Vgl. Hirt, Die
H. (Berl. 1818); Curtius in den "^necäota Del-
Mea." (ebd. 1843).
Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. IX.
Hieroglyphen (grch.), die Zeichen der ägypt.
Bilderschrift, deren früher sprichwörtlich dunkler
Sinn erst seit Champollions Entdeckungen (s. unten,
S. 163d) verständlich geworden ist.
Die hieroglyphische Schrift, in den In-
schriften "die Schrift der Gottesworte" genannt,
besteht aus etwa 500 Zeichen, die mehr oder weniger
treue Abbildungen von Gegenständen aller Art
(Menfchen, Tieren, Pflanzen, Geräten u. s. w.)
sind. Auf den Denkmälern wurden diese Zeichen
entweder eingeschnitten oder im Relief aus der
Fläche herausgearbeitet; am häufigsten aber findet
in den großen Wandskulpturen eine Verbindung
von beiden statt, indem sie, wie auch die Figuren
der Darstellung selbst, in der Vertiefung erhaben
gearbeitet wurden (reiiel 6n ereux). Außerdem
pflegten bei reicherer Ausstattung alle Zeichen in
Farben ausgeführt zu werden. Auf glatten Wänden
erscheinen sie bald bunt, bald einfarbig, oder auch
nur in Umrissen gezeichnet. Auch in Papyrusrollen
wurde die heilige Schrift nicht felten angewendet,
aber nur für religiöse Texte, namentlich für das
Totenbuch oder einzelne seiner Abschnitte, die den
Verstorbenen mit in das Grab gegeben zu werden
pflegten. Hier sind die H. meist in ihrer einfachsten
Form, in Umrissen, wie sie sich für den Schreib-
griffel eigneten, wiedergegeben. Die Schrift läuft
von rechts nach links; nur ausnahmsweise, bei
dekorativer Verwendung, kann sie auch von links
nach rechts geschrieben werden.
Die hieroglyphischen Schriftzeichen zerfallen in
vier Klassen: 1) Alphabetische Zeichen (Buch-
staben), deren die älteste Schrift 24 kennt:
^.' (Spiritus lenis), ^ ^,____a' (ein eigen-
tümlicher Kehllaut, dem hebräischen ? entsprechend),
IN, /vww^ u.
<m^> r, 1^ K, nh (scharfes k), O d (unferm cd
entsprechend), ^--- ^ (ähnlich wie der vorige Laut),
-"- 8, > 8 (ein von dem vorigen verschiedenes 8),
!^^> 8 (3cd), ^ tz (mit besonderm Nachdruck ge-
sprochenes k), ^^ k, ^ 3, ^ t, 3-^> t (etwa
englischem td entsprechend), <-x ä (mit beson-
derm Nachdruck gesprochenes t),"^j ä (scharfes 8).
Hierzu treten noch die sekundär gebildeten Zeichen
7 und ^ i und in späterer Zeit die Zeichen C ^
neben
m neben
und
(neben "^/^). Die ägypt. Buchstaben drücken
ebenso wie die semitischen nur Konsonanten aus;
die Vokale werden in der Hieroglyphenschrift nicht,
(außer in einigen Endungen) wiedergegeben.
2) Silbenzeichen (syllabische Zeichen); z. B.
I 8n, ^7< p', ^^ ^r, H h. Sie haben sich
aus ursprünglichen Wortzeichen (s. 3) entwickelt.
3) Wortzeichen, die ursprünglich die von ihnen
dargestellten Gegenstände bezeichnen; z.B. H hr "Ge-
sicht" ; <-^ (Stück Holz) ht "Holz"; ^" än "Berg";
^in (Grundriß eines Hauses) pr "Haus"; l^^pt
"Himmel"; () r' "Sonne". Um abstrakte Begriffe,
für die man keine Wortzeichen hat, auszudrücken,
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