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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Honorarprofessor; Honorāt; Honoration; Honoratiōren; Honorĭa; Honorieren; Honōris causa; Honorĭus; Honos

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Honorarprofessor - Honos

Verhältnissen das Entgelt für seine Dienstleistung als Provision.

Honorarprofessor (Professor ordinarius honorarius), auf einigen deutschen Universitäten ein Titel für verdiente außerordentliche Professoren oder für Privatgelehrte, die man ehren oder aus praktischen Gründen mit dem akademischen Körper verbinden will und denen man eine ordentliche Professur zu übertragen nicht in der Lage ist. Der H. steht im Range den ordentlichen Professoren gleich, hat aber nicht die korporativen Rechte dieser (Sitz und Stimme in der Fakultät und eventuell im Senat).

Honorāt (lat.), s. Ehrenannahme.

Honoration, s. Honorieren.

Honoratiōren (lat., «die Geehrtern»), in kleinern Orten Bezeichnung für die angesehensten Einwohner.

Honorĭa, der 236. Planetoid.

Honorĭa, Justa Grata, die Nichte des röm. Kaisers Honorius, war die Tochter der 417 n. Chr. mit Constantius vermählten Prinzessin Placidia und die Schwester des spätern Kaisers Valentinian Ⅲ. Da ihre herrschsüchtige Mutter als Regentin ihr frühzeitig den Rang einer «Augusta» (soviel wie kaiserl. Hoheit) erteilt hatte, um eine der Mutter unbequeme Ehe zu erschweren, so ergab sich H. ihrem Kammerherrn Eugenius und wurde 434 nach Konstantinopel an den Hof ihrer sittenstrengen Base, der Regentin Pulcheria, verbannt. Hier nahm H. die Gelegenheit wahr, eine der Gesandtschaften (seit 440) des Hunnenkönigs Attila zu benutzen, um diesem einen Ring zu senden und sich als Gattin anzutragen. Als 450 n. Chr. Attila von Valentinian Ⅲ. die Ehe mit H. verlangte und als Mitgift die Herrschaft Roms begehrte, wurde H. nach Ravenna geführt, zur Scheinehe mit einem Hofbeamten genötigt und zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt.

Honorieren (lat.), ehren, Honorar zahlen; einen Wechsel honorieren, ihn annehmen und auszahlen; davon das Substantivum Honoration. Honorierter, in der Rechtssprache, s. Bedachter.

Honōris causa (lat.), ehrenhalber.

Honorĭus, Name von vier Päpsten:

H. Ⅰ. (625‒638), aus Campanien gebürtig, erhob die Bistümer York und Canterbury zu Erzbistümern, stiftete 628 das Fest der Kreuzeserhöhung und wußte gegenüber den Angelsachsen und Langobarden das päpstl. Ansehen zu wahren. In den christologischen Streitigkeiten billigte er die Ansicht der sog. Monotheleten (s. d.) und wurde deshalb auf dem sechsten Ökumenischen Konzil 680 als Ketzer verdammt. Leo Ⅱ. und spätere Päpste haben den Bannfluch über ihn wiederholt. Verschiedene kath. Schriftsteller suchten zwar seine Rechtgläubigkeit zu retten, sie wurde aber noch auf dem Vatikanischen Konzil z. B. von Hefele (s. d.) entschieden bestritten. – Vgl. Hefele, H. und das sechste allgemeine Konzil (Tüb. 1870); ders., Die Honorius-Frage (aus dem Lateinischen von Rump, Münst. 1870); Willis, The pope H. and the new dogma (Lond. 1879); Langen, Geschichte der röm. Kirche (Bonn 1885).

H. Ⅱ., vorher Peter Cadalus, Bischof von Parma, wurde während der Minderjährigkeit Heinrichs Ⅳ. unter dem Einflusse deutscher Großen als Gegenpapst Alexanders Ⅱ. in Basel 1061 gewählt und zog auch in Rom ein. Obgleich das Konzil zu Mantua 1064 ihn absetzte und in den Bann that und nur die Lombarden ihm treu blieben, gab H. seine Ansprüche nie auf. Auf Parma beschränkt, starb er 1073.

H. Ⅱ. (1124‒30), vorher Lambert von Fagnano aus Bologna, Bischof von Velletri und Kardinal von Ostia, bewog die deutschen Fürsten nach Heinrichs Ⅴ. Tode zur Wahl Lothars von Sachsen, der sich dem Papste nachgiebig zeigte und von ihm die Bestätigung seiner Wahl erbat, wofür H. Ostern 1128 den Gegenkönig Konrad von Franken bannte. Dagegen mußte er dulden, daß Graf Roger von Sicilien das Herzogtum Apulien an sich riß und ein ganz Süditalien umfassendes Reich begründete.

H. Ⅲ. (1216‒27), ein Römer, vorher Cencio Savelli, Kardinal von St. Johann und St. Paul zu Rom, Nachfolger Innocenz’ Ⅲ., krönte Friedrich Ⅱ. zum Kaiser und widersprach nicht, als dieser seinen Sohn Heinrich, der schon König von Sicilien war, zum König von Deutschland wählen ließ. Friedrich konnte in Sicilien die Rechte der Krone wiederherstellen, mußte dagegen im Kampfe mit den Lombarden den Schiedsspruch des Papstes anrufen. Umsonst bemühte sich H., die Könige und Fürsten zu einem Kreuzzuge zu bewegen; selbst Friedrich Ⅱ. schob die Erfüllung seines Kreuzzugsgelübdes immer wieder hinaus. Als großer Freund der Bettelorden bestätigte H. die Dominikaner 1216 und die Franziskaner 1223. Seine Werke sind herausgegeben von Horoy (in der «Medii aevi bibliotheca patristica», Bd. 1‒4, Par. 1879 fg.). – Vgl. Pressuti, Regesta Honorii papae Ⅲ (Rom 1888 fg.); Vernet, Étude sur les sermons d’H. Ⅲ (Lyon 1889).

H. Ⅳ. (1285‒87), vorher Giacomo Savelli, Kanonikus zu Châlons-sur-Marne, dann Kardinal; auch ihn gleich seinen Vorgänger Martin Ⅳ. (s. d.) beschäftigten fortwährend die sicil. Händel, indem er mit Energie die päpstl. Oberhoheitsrechte über Sicilien geltend machte. – Vgl. Prou, Les registres de H. Ⅳ (Par. 1887‒88).

Honorĭus, röm. Kaiser, jüngerer Sohn Theodosius’ Ⅰ. und der Flaccilla, geb. 9. Sept. 384 n. Chr., wurde 393 zum Augustus ernannt, nach seines Vaters Tode 395 erster Kaiser des Weströmischen Reichs, während seinem ältern Bruder Arcadius (s. d.) das östliche zufiel, residierte anfangs zu Mailand , seit 403 aber zu Ravenna. Sein Vormund Stilicho (s. d.), der für den elfjährigen Knaben die Regierung führte, die Empörung des mauretanischen Fürsten Gildo in Afrika 398 unterdrückte, dem westgot. König Alarich (s. d.) im Peloponnes 396 und in Italien 402 und 403 mit Erfolg entgegentrat und 406 die zahlreichen german. Scharen, die unter Radagais in Italien eingebrochen waren, bei Fäfulä in Etrurien überwand, fiel 408 als Opfer der Intriguen des Olympius. Seitdem hatte Alarich die Oberhand in Italien, das die Westgoten erst nach dessen Tode unter Athaulf (der 414 des Kaisers seit 408 in got. Gefangenschaft befindliche Schwester Placidia sehr wider Willen des H. heiratete) verließen (412), um nach Gallien zu ziehen. In Britannien traten seit 407 mehrere Gegenkaiser auf, von denen Konstantin seine Herrschaft auch nach Gallien ausdehnte. Zwar besiegte ihn 411 der Illyrier Constantius zu Arelate, der 417 zum Gemahl der seit 415 verwitweten Placidia und 420 zum Mitkaiser erhoben wurde (aber 421 starb), doch gab H. die röm. Herrschaft über Britannien thatsächlich auf. H. starb 27. Aug. 423.

Honos (lat., d. h. Ehre), göttliche Personifikation des kriegerischen Ruhmes, in Rom in vielen