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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kartoffelzucker - Kartusche
Kartoffelzucker, soviel wie Traubenzucker.
Kartogramm (grch.), s. Graphische Darstellung
<Vd. 8, S. 264d).
Kartograph (grch.), Landkart cnzeichner; ins-
besondere dienstliche Bezeichnung der bei der kartogr.
Abteilung der preuß. Landesaufnahme als Zeichner
angestellten Beamten.
Kartographie (grch.), die Lehre von dem Ent-
werfen und der Verstellung von Landkarten (s. d.).
Kartomantie (grch.), das Kartenschlagen (s. d.).
Kartometer (grch.), s. Kurvenmesser.
Karton (frz. carwn, spr. -töng), Karton-
papier, diejenigen stärkern und glatten Papier-
sorten, für welche die Bezeichnung Pappe der bessern
Qualität, auch meistens der geringern Dicke wegen
nicht angemessen erscheint. K. wird entweder direkt
auf der Papiermaschine hergestellt (Maschinenkarton)
oder er wird, namentlich die dickern Sorten, aus
hierfür geeigneten Papierstoffen mit der Hand oder
vermittelst Cachiermaschinen zusammengeklebt (ge-
klebter oder cachierter K.). Die Glättung des K.
erfolgt vermittelst sog. Satiniermaschinen, im Groß-
betriebe der Satinierschnellpresscn, Kalander (s. d.).
Man unterscheidet ferner Naturkarton und Glacö-
karton, je nachdem die Decke eine Naturfarbe hat
oder mit Farbe bestrichen und glacicrt ist. Karton-
papier hat eine sebr mannigfache Verwendung, z.V.
zu Visiten- und Musterkartcn, zum Druck von Kunst-
NäNern, zum Aufkleben von Photographien u. s. w.
Die kartonartigen, glacierteu Preßspäne werden als
Pappen bezeichnet (s. Glanzpappe). Danach nennt
man K. auch einen leichten Pappeinband wie andere
Umhüllungen aus Pappe. (S. Kartonnagen.) Fer-
ner heißt K. ein besonders gedrucktes Blatt, das an
Stelle eines zu entfernenden fehlerhaften in ein
Buch eingeklebt wird. Auf Landkarten und Plänen
ist K. eine gewöhnlich am Rande der Karte gegebene
besondere Darstellung eines Teiles derselben in
größerm Maßstabe.
In der Malerei heißt K. eine Zeichnung auf
Papier oder ähnlichem Material, deren man sich zum
Vorbild bei einem größern Gemälde bedient. Bei
der Freskomalerei (s. d.) ist es besonders nötig, durch-
geführte K. vor sich zu haben, weil dabei ein schnelles
Malvcrfahren erfordert wird und eine Verzeichnung
sich schwer verbessern läßt. Gewöhnlich wird der K.
auf die betreffende Fläche übertragen, indem man
ihn auf dieselbe legt, die Umrisse durchsticht und dann
mit einem mit Kohlenstaub gefüllten Jäckchen be-
tupft, oder indem man auf eine andere mcchan.
Weise die Zeichnung auf die Bildfläche überträgt.
Anweisungen über das Verfahren geben Cennini im
"I^idro äeN'arte" (um 1400), Vasari in der Ein-
leitung seiner Biographien, Armenini in den "?i-o
cetti äsUll. pitwra" (Vened. 1687). In der spätern
Zeit gingen die Künstler weniger sorgfältig zu Werke,
man arbeitete mehr nach kleinen Skizzen ins Große.
Im Anfang des 19. Jahrh, haben einige deutsche
Künstler wieder durch Verfertigung sorgfältig aus-
geführter K. Nuhm erlangt, namentlich Cornelius,
Overbeck, Schnorr, Kaulbach u. a. Hierzu gab die
umfassende Anwendung der Freskomalerei Veran-
lassung. Mit dem Zurücktreten der histor. Maler-
schule verschwand auch wieder die Vorliebe für K.,
da bei der Malerei in Öl, Enkaustik u. dgl. diese
weniger nötig sind und das.Hauptgewicht nunmehr
auf den malerifchen Entwurf gelegt wurde. - Bei
den Gobelins (s. d.) werden die Zeichnungen aus-
geschnitten und hinter oder unter den Einschlag ge-
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
legt, wonach der Wirker seine Arbeit einrichtet. Diese
K. müssen in Farben ausgeführt sein.
Kartonnagen (frz., spr. -nahschen), Umhüllun-
gen in Pappe, Papier oder Gewebearten für andere
Waren (Kartons, Pappschachteln, Pappkästen, En-
veloppen u. s. w.). Für die fabrikmäßige Herstellung
der Kartons sind Maschinen zur Zerkleinerung von
Pappen nötig, so die Pappschere, Scheibenpappen-
schcre, die Ritzmaschine zum Vorritzen der Pappen
behufs leichtern Umbiegens der Seitenwände vom
Boden des Kartons und die Ausstauzmaschine zum
Ausstanzen von Papier, Leder, Zeug u. s. w. sowie
die Balanccpressen zum Prägen und Ausschneiden
von Patenbriesen, Gratulationskarten, Heiligen-
bildern, Lampenschirmen u. s. w. Hier werden weib-
liche Arbeitskräfte vielfach verwendet, weil die Ar-
beit lcickt ist und auch möglichst billig hergestellt
werden soll. Neuerdings benutzt man zur Verbin-
dung der K. vielfach die Drahtheftmaschinen, serner
die durch Remus in Dresden erfundenen Eckverbin-
dungen durch gezahute Metallstreifen; auch stellt
man die K. einfach durch Pressung der angefeuchte-
ten Pappen her. Der Fabrikation von K. dienen
das Buntpapier, die Seiden-, Sammet- und Kaliko-
weberei sowie der Buntdruck, der jetzt vielfach in
wahrhaft künstlerischer Weise zur Ausschmückung
der K. herangezogen wird.
Kartonniercn (frz.), in Pappdeckel einschlagen,
einbinden oder einheften.
Kartonpapier, s^ Karton.
Kärttikcja, auch Skanda oder Kumara, der
ind. Kriegsgott. Nach der einen Sage ist er der
Sohn des Agni und der Ganga oder der Svahä
und wird von den Krttikäs, den Plejaden, großge-
zogen, weshalb er K.'heißt; nach einer andern Sage
ist er ein Sohn des Civa und der Durgä, den Civa auf
Anstiften der Götter erzeugt, damit der ^Dämon
Täraka von ihm besiegt werde, den niemand be-
zwingen konnte, und damit Bruder des Ganeca
(s. d.). Er wird besonders im Süden von Indien
verebrt. Dargestellt wird er mit 0 Köpfen, zuweilen
nur mit einem, mit 2, 4, 6, )2 Armen, auf einein
Pfau reitend. Im Monat Kärttika (Oktober) werden
ihm Feste gefeiert mit Musik und Illumination.
Kartusche (frz. cartoucns), die in Form einer
balb aufgewickelten Rolle bei Wappen, Plänen,
Landkarten angebrachte Verzierung, die zur Auf-
fchrift des Titels dient;
dann die in der Barockzeit
aufgekommenen architek-
tonischen Zierstücke mit
aufgerollten oder umge-
bogenen Enden, mit Laub-
werk u.dgl. (S. beistehende
Figur.)
Im Militärwesen heißt
K. die von der Kavallerie
am Vandelicr über der
Schulter getragene Patro-
nentasche fürPistolen- oder
Revolverpatronen; ferner die in einem Beutel
befindliche, abgewogene oder abgemessene Pulver-
ladung eines Geschützes. Man giebt den K. eine
dem Ladungsraum des Geschützes entsprechende
Form (cylindrisch oder konisch) und fertigt die
Beutel aus Seidenzeug, Wolle oder Baumwolle.
Umstehende Fig. 1 stellt eine Feldkartusche <ü/73 in
^4 Größe, Fig. 2 die deutsche K. mit prismatischem
Pulver im Querschnitt dar. Bei glaNen Geschützen