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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kerzennußbaum; Kerzenweihe; Kesanlik; Kesaw; Kesch; Keser; Keshua; Kesmark; Kesrīe; Keßedār; Kessel

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Kerzennußbaum – Kessel

die Kurbel k die Ausdrückvorrichtung A, auf deren Bodenplatte die Pistons festgeschraubt sind, in die Höhe. Dadurch werden die K. durch die Pistons aus den Formen gedrückt, um von der Klemmvorrichtung aufgenommen zu werden. Sind die K., die dabei den Docht nach sich ziehen, zu der erforderlichen Höhe gehoben und festgeklemmt worden, so kann, nachdem die Ausdrückvorrichtung niedergeschraubt ist, sofort ein neuer Guß beginnen. Der Gießtrog wird vor dem Guß mit Dampf vorgewärmt, nach dem Guß mit Wasser gekühlt.

Die Geschichte der Kerzenfabrikation reicht bis in das 2. Jahrh. n. Chr. zurück. Lange, nachdem man angefangen hatte, in den Lampen flüssige Fette, die bei der Verbrennung Licht entwickeln, zu Beleuchtungszwecken zu verwenden, kam man zu der Erkenntnis, daß auch einige häufig vorkommende feste Stoffe, wie Talg und Wachs, diese Eigenschaft besitzen. Gegen Ende des 2. Jahrh. unterschied man bereits zwischen Wachs- und Talgkerzen. Einen bedeutenden Aufschwung nahm die Kerzenbeleuchtung, besonders die mit Wachskerzen, durch den Kultus der kath. Kirche, sowie später durch den vermehrten Luxus der fürstl. Höfe. Zu Anfang des 18. Jahrh. kamen die durch ihr reines Weiß ausgezeichneten Walratkerzen in Gebrauch, die Verbreitung derselben blieb jedoch ihrer Kostspieligkeit wegen eine beschränkte; heute verwendet man diese K., auch Spermacetikerzen genannt, nur noch bei Lichtmessungen oder als Luxusartikel, namentlich in England. Seit Anfang dieses Jahrhunderts sind zu den erwähnten, in der Natur fertig gebildeten Kerzenmaterialien noch Kunstprodukte, wie Stearin, Paraffin und Ceresin, hinzugetreten. Nachdem Cambacérès die Anwendung geflochtener und gedrehter Baumwolldochte gezeigt und De Milly 1831 zur Darstellung der Stearinsäure die Fette anstatt mit Alkalien mit Kalk verseifte, gewann die Industrie eine immer größere Ausdehnung. Wesentliche Verbesserungen, die in den folgenden Jahren von De Milly in der Herstellung der nach ihm benannten K. (Millykerzen) eingeführt wurden, veranlaßten die Errichtung von Stearinkerzenfabriken in Paris, Wien und Berlin, von welcher Zeit an die Verwendung der Stearinkerzen allgemein geworden ist. Von der zu Anfang ihres Bestehens unweit des Arc de Triomphe de l’Etoile gelegenen Pariser Fabrik haben die Etoile- oder Sternkerzen ihren Namen. – Über die K. als Einheit für Lichtstärken s. Normalkerze; über die Jablochkoffsche K. s. Elektrische Kerze. – Vgl. Engelhardt, Handbuch der praktischen Kerzenfabrikation (Wien 1887).

Kerzennußbaum, s. Bankulnüsse.

Kerzenweihe, in der kath. Kirche die feierliche Segnung von Wachskerzen zum gottesdienstlichen und häuslichen Gebrauch. Solche Weihen finden an Mariä Reinigung (Lichtmesse, s. d.) und am Sonnabend vor Ostern statt.

Kesanlik, Stadt in Ostrumelien, s. Kazanlik.

Kesaw, s. Kassiber.

Kesch (Piz), der höchste Gipfel (3422 m) der Scalettagruppe in den Silvretta-Alpen (s. Ostalpen) im schweiz. Kanton Graubünden, nördlich vom Albulapaß in der Wasserscheide zwischen Albula (Rhein) und Inn (Donau), der Berninagruppe gegenüber, bildet einen zackigen Felsgrat, der gegen W., S. und O. mit Gneis- und Schieferwänden abstürzt, während an der Nordseite ein Firnfeld zum Porchabellagletscher abfällt.

Keser, türk. und ägypt. Geldgröße, s. Beutel.

Keshua, s. Quechua.

Kesmark (spr. kesch-, Käsmark), Stadt mit geordnetem Magistrat und Titel königl. Freistadt, im Zipser Komitat in Ungarn, am rechten Poprádufer, in 626 m Höhe am Fuße der Karpaten, an der Linie Poprad–Felka–Szepes–Béla der Poprád–Kesmarker Vicinalbahn (23 km), hat (1890) 4897 meist kath. E. (1005 Slowaken, 574 Ungarn; 1698 Evangelische und 659 Israeliten), Post, Telegraph, eine große gotische kath. Kirche, deren gewaltiges Kreuz zu den interessantesten Antiquitäten zählt, eine schöne hölzerne evang. Kirche (17. Jahrh.) sowie eine neue evang. Kirche nach Plänen von Hansen, ein kupfergedecktes Stadthaus mit Turm, die Tökölysche Festung, die Festungskapelle, ein luth. Obergymnasium, eine Kunstwebereischule; ferner Tuchweberei, Leinwandweberei und ‑Handel sowie Flachsbau.

Kesrīe, türk. Name der Stadt Kastoria (s. d.).

Keßedār (auch Kißedar, pers.), der gemeinsame Titel der Kassierer an den türk. Staatskassen, im weitern Sinn überhaupt Kassierer.

Kessel, jedes größere metallene, zum Erhitzen oder Kochen von Flüssigkeiten bestimmte Gefäß, namentlich wenn seine Tiefe im Verhältnis zur Weite beträchtlich ist; flachere Behältnisse dieser Art werden gewöhnlich Pfannen genannt. Die gebräuchlichsten Materialien zur Herstellung von K. sind: Gußeisen, Schmiedeeisen, Stahl und Kupfer. Gußeiserne K. sind nur als offene Kochkessel zu verwenden, da die geringe Festigkeit des Materials die Anwendung desselben für unter Druck arbeitende K. verbietet; kupferne K. werden wegen des kostspieligen Metalls nur in geringer Größe ausgeführt. Am meisten werden Schmiedeeisen und Stahl verwendet und zwar in der Form von Blechplatten. Gußeiserne K. werden gegossen, kupferne meist aus einem Stück getrieben; schmiedeeiserne und stählerne K. werden aus Teilen zusammengenietet und dienen wegen ihrer Widerstandsfähigkeit gegen innern Druck als Dampfkessel (s. d.). – K. heißt auch das Mundstück von Blechblasinstrumenten, wie Trompete, Horn, Posaune (s. Blasinstrumente). – Bei glatten Wurfgeschützen mit kleiner Kammer (s. d.) ist K. der meist halbkugelförmige Übergang zum Flug (s. d.). – In der Jägersprache nennt man K. die Vertiefung, worin mehrere Sauen gelegen haben; besonders aber den erweiterten, bewohnten Raum im Dachs- und Fuchsbau; ferner auch die Vertiefung, die die Rebhühner im Schnee ausscharren, um sich in derselben zusammenzulegen.

Kessel, Jan van, der Ältere, vläm. Tier- und Blumenmaler, Sohn des Bildnismalers Hieronymus van K., geb. 1626 zu Antwerpen, soll Schüler Teniers’ und in Spanien gewesen sein. Er starb 1676.

Jan van K., der Jüngere, Sohn des vorigen, geb. 23. Nov. 1654, nach andern 1644, gest. 1708 zu Madrid, war einer der besten Porträtmaler seiner Zeit. Er wandte sich 1680 nach Spanien, wurde hier 1686 Hofmaler Karls II. und porträtierte namentlich die beiden Gemahlinnen des Königs, Marie Luise von Orléans und Marie Anna von der Pfalz. Ein vortreffliches Bildnis der letztern als Witwe befindet sich im Louvre zu Paris. Eins seiner letzten Bildnisse war das Philipps IV. von Spanien. Ferner malte er auch Mythologisches, so im Alcazar zu Madrid die Geschichte der Psyche.

Theodor van K., Holland. Kupferstecher, geb. 1620, gehört wahrscheinlich derselben Familie an.

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]