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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Klaiben – Klangfarbe

Klaiben, klöben, klieben, kleben, staken, in der Baukunst das Ausfüllen von Flechtwerk oder Schwartenverschlag in den Fachwerkswänden und Zwischendecken mit einem Gemenge von Stroh und Lehm, wie es häufig bei Scheunen und Ställen, auf dem Lande auch für Wohngebäude, verwendet wird, unter dem Namen der Wellerwände und als Windelböden. Bei der Konstruktion der letztern (s. Decke, Bd. 4, S. 857 a) bezeichnet man die Ausfüllung der Balkenfelder durch mit Langstroh und Lehm umwickelte Stakhölzer und die Herstellung des Lehm-Estrichs (s. Estrich) als Klaiberarbeiten (s. d.).

Klaiberarbeiten, auch Klöber-, Kleber-, Staker- oder Lehmerarbeiten, s. Klaiben. Als Posten des Bauanschlags (s. d.) haben sie folgende Preise, wobei die auszustakende Fläche ohne Abzug des Balkenholzes einschließlich Lieferung aller Materialien berechnet wird:

^[Tabelle]

M.

1 qm Balkendecke (Einschubdecke) mit guten Schalen zu staken, mit nassem Strohlehm oder Lohe mit Lehm zu überziehen und mit naturfeuchtem Lehm oder Koksasche 13 cm hoch zu beschütten 0,75‒0,90

1 qm desgl., jedoch mit Klobenholz zu staken 1,10‒1,25

1 qm Kreuzstakung als Zulage 0,10

1 qm halber Windelboden (s. Decke) mit gespaltenem Klobenholz mit Strohlehm und Lehm- oder Aschefüllung 1,55‒1,70

1 qm desgl. mit (gespaltenem) Schalenholz, sonst wie vorher 1,40‒1,60

1 qm ausgeklöbte Fache mit gutem Klobenholz auszustaken, die Staken mit Lehmstroh zu umwickeln, die Fläche außerhalb mit dem Streichbrette glatt zu reiben, innerhalb mit Lehm zum Mörtelputz rauh zu bewerfen, einschl. Material und Rüstung 1,00‒1,50

1 qm Lehm-Estrich 8 cm stark zu fertigen und zu glätten, einschl. Material 1,00‒1,10

1 qm desgl. 20 cm stark zu fertigen, den Lehm aufzuschütten, fest zu schlagen und zu glätten, ausschl. Material 0,25‒0,30

1 qm Lehm-Estrich mit Teergalle zu streichen, einschl. Material 0,80‒1,00

1 qm desgl., die Risse vorher zuzustreichen, nachzuglätten, einmal mit Ochsenblut und einmal mit Teergalle zu streichen 0,50‒0,60

Klaj, Johs., der Ältere, s. Clajus.

Klaj (Clajus), Johann, der Jüngere, Dichter, geb. 1616 zu Meißen, ward in Wittenberg als Student der Theologie zum Dichter gekrönt, ging 1644 nach Nürnberg, wo er 1647 Lehrer an der Schule zu St. Sebaldus wurde. Seit 1650 Prediger in Kitzingen, starb er 1656. K. war neben Birken und Harsdörfer ein Haupt der Nürnberger Dichterschule, gründete mit letzterm den Pegnitzorden (s. d.) und verfaßte das «Pegnesische Schäfergedicht» (Nürnb. 1641). Von seinen geistlichen Liedern haben sich einige in Gesangbüchern erhalten. Besonders bemerkenswert sind seine sog. «Geistlichen Trauer- und Freudenspiele», wie «Die Auferstehung Jesu Christi» und «Die Höllen- und Himmelfahrt Jesu Christi nebst darauf erfolgter sichtbarer Ausgießung des Heiligen Geistes», «Herodes der Kindermörder», «Der leidende Christus», «Engel- und Drachenstreit», «Freudengedicht der seligmachenden Geburt Jesu Christi» u. s. w., lyrisch-dramat. Versuche, die jedenfalls eine gewisse schwungvolle Üppigkeit der poet. Phantasie, Form und Sprache bekunden. Eine Auswahl der Gedichte findet sich in der «Bibliothek deutscher Dichter», Bd. 9 (Lpz. 1826).

Klamm, in den deutschen und österr. Alpen eine enge, tief eingeschnittene Schlucht mit glatt ausgewaschenen Wänden, entstanden durch die Erosion des fließenden Wassers. Die bekanntesten sind die K. des Schnannerbachs am Arlberg (Tirol), 120 m lang, 10 m breit, von 160 m hohen Wänden eingeschlossen, die Peutelsteiner K. im Ampezzanerthal (Südtirol), die K. der Ache in Gastein, die Wimbach-Klamm bei Berchtesgaden, die Höllenthal-Klamm im Wettersteingebirge bei Partenkirchen (Oberbayern), die Lichtenstein- und Kitzloch-Klamm. In den franz. Alpen heißt eine solche K. Gorge, in der Schweiz Schlauche oder Schlucht. In Graubünden werden diese Schluchten nach der K. des Hinterrheins zwischen dem Rheinwaldthal und dem Schams Rofla oder Rofna genannt; die Via mala oberhalb Thusis ist das großartigste Beispiel.

Klammer, ein aus Flach- oder Quadrateisen bestehendes Stück mit rechtwinklig umgebogenen Enden, das zur Verbindung zweier Konstruktionsteile dient. Holzklammern dienen namentlich bei Baugerüsten zur Verbindung der einzelnen Hölzer und haben zugespitzte Enden, die in das Holz eingeschlagen werden. Steinklammern (zur Verbindung von Steinen) haben stumpfe verdickte Enden, die an den Kanten mit Widerhaken versehen sind und in Löcher eingelassen werden, die man mit Blei ausgießt.

Klammeraffen oder Spinnenaffen (Ateles), eine Familie der Affen der Neuen Welt, die einen sehr schmächtigen Körper, sehr lange, dürre Gliedmaßen und einen an der Spitze unten kahlen Wickelschwanz haben; an den Vorderhänden fehlt der Daumen, daher sie wohl auch Stummelaffen genannt werden. Es sind ausgezeichnet kletternde, sanfte Bewohner der Wälder Südamerikas, die in 14 Arten von der Landenge von Panama bis zur Provinz São Paulo im südl. Brasilien vorkommen. Eine der häufigsten Arten ist der Coaita (Ateles paniscus Geoffr., s. Tafel: Affen der Neuen Welt, Fig. 2), ungefähr 110‒120 cm lang, wovon 70 cm auf den Schwanz kommen, mit schwarzem, grobhaarigem Pelz.

Klammerwurzeln, Wurzeln der Schlingpflanzen, mit denen die Stengel sich an Baumstämmen, Mauern u. dgl. befestigen; sie legen sich der Unterlage zwar fest an, dringen aber meist nicht in dieselbe ein. Zahlreich entwickelte K. zeigt z. B. der Epheu.

Klammgehen, eine mit Schmerzen verbundene, vorsichtige Gangart der Pferde, der geringste Grad von Lahmheit (s. d.). Die Ursachen des K. sind namentlich verbrauchte Gliedmaßen und geringgradige Steingallen.

Klampe, soviel wie Krampe (s. d.). K. werden auch die starken, an der Schiffswand, auf Deck oder sonst an Bord befestigten hölzernen oder eisernen doppelarmigen Krücken genannt, um welche Taue oder Ketten gelegt werden. Bootsklampen nennt man hölzerne oder eiserne Ausschnitte, in die die Boote gesetzt werden, um in See auf der Barring (s. d.) oder dem Oberdeck fest und sicher zu stehen.

Klampenborg, Seebad auf Seeland, 10 km nördlich von Kopenhagen, in schöner Umgebung von Buchenwald, hat Dampfer- und Bahnverbindung mit der Hauptstadt und wird auch von Deutschen viel besucht. Unweit nördlich, durch den wildreichen Dyrehave getrennt, Skodsborg, ebenfalls Seebad.

Klamüser, s. Kalmäuser.

Klang, s. Klangfarbe.

Klangboden, s. Resonanzboden.

Klangfarbe oder kurzweg Klang (das franz. timbre), Bezeichnung für das Qualitative eines Tons. Schon frühzeitig wußte man, daß die Höhe eines Tons von seiner Schwingungszahl, die Stärke eines

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