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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Knebel; Knecht; Knees; Kneifel; Kneifelerbse; Kneifzange; Kneipp; Kneitlingen; Kneller

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Knebel – Kneller

genügsame Weltbürger (Düsseldorfer Galerie) und Ein Försterheim (1886). In der Caritas, Bacchantin (1883), Daniel in der Löwengrube (1891) versuchte sich der Künstler auch in idealen Stoffen, öfters auch im Porträt. So in den in ganzer Figur gegebenen Porträten von Mommsen und Helmholtz (1881; Berliner Nationalgalerie). Seit 1884 hat K. seine Lehrthätigkeit an der Berliner Akademie wieder niedergelegt, um ganz seiner Kunst zu leben.

Knebel, Karl Ludw. von, geb. 30. Nov. 1744 zu Wallerstein in Franken, studierte zu Halle und trat 1763 als Offizier beim Regiment des Kronprinzen von Preußen in Potsdam ein. Während seines Militärdienstes verkehrte er viel mit Ramler, Gleim, Mendelssohn, Nicolai u. a. Nach 10 Jahren nahm er seinen Abschied und übernahm in Weimar die Stelle eines Hofmeisters bei dem Prinzen Konstantin. Im Dez. 1774 begleitete er den Erbprinzen und dessen Bruder nach Paris. Auf dieser Reise besuchte er Goethe in Frankfurt und vermittelte dessen Bekanntschaft mit dem Erbprinzen Karl August. Nach seiner Rückkehr und dem frühen Tode seines Zöglings erhielt er mit dem Charakter eines Majors eine lebenslängliche Pension. 1798 verheiratete er sich mit der Sängerin Luise Rudorff und zog sich hierauf nach Ilmenau zurück, vertauschte jedoch 1805 diesen Aufenthalt mit Jena, wo er 23. Febr. 1834 starb. Nur bedingt ist K. zu den Dichtern zu rechnen, obschon seine anonym erschienene «Sammlung kleiner Gedichte» (Lpz. 1815) und seine «Distichen» (Jena 1827) sich durch klassisch reine Form auszeichnen. Dagegen leistete er Vortreffliches als Übersetzer der «Elegien des Properz» (Lpz. 1798) und in seiner Übertragung von des Lucretius «De rerum natura» (2 Bde., ebd. 1821; 2. Aufl. 1831). Später übersetzte er noch Alfieris Trauerspiel «Saul» (Ilmenau 1829). Den «Litterar. Nachlaß und Briefwechsel» K.s gaben Varnhagen von Ense und Th. Mundt heraus (3 Bde., Lpz. 1835; neue Aufl. 1840), wozu letzterer die Biographie K.s lieferte. Seinen höchst interessanten «Briefwechsel mit Goethe», dem er vielleicht der vertrauteste Freund war, gab Guhrauer (2 Bde., Lpz. 1851), «Aus K.s Briefwechsel mit seiner Schwester Henriette» Düntzer (Jena 1858) heraus. – Vgl. Hugo von Knebel-Döberitz, K. L. von K. (Weim. 1890).

Knecht, ursprünglich Bezeichnung für jede dienende Person männlichen Geschlechts im Gegensatz zu den Freien (s. d.), so für Knappen (s. d.) und Soldaten (Kriegsknecht, Landsknecht, Stückknecht); dann für die Gesellen der Handwerker (Bäckerknecht, Brauknecht u. s. w.) und besonders für männliche Personen, welche grobe oder schwere Arbeit verrichten (Hausknecht, Henkersknecht); in engerm Sinne Bezeichnung der männlichen Dienstboten in der Landwirtschaft (Großknecht, Ochsenknecht u. s. w.).

Knecht (technisch), s. Hobelbank.

Knecht Ruprecht, im deutschen Volksglauben eine Gestalt, die in den Wochen vor Weihnachten in den Häusern umhergeht, die Kinder niederknien und beten läßt und sie dann in der Regel mit Nüssen und Äpfeln beschenkt. Unartige Kinder erhalten die Rute oder kommen in den Sack. In vielen Gegenden erscheint K. R. am Nikolaustage (6. Dez.), daher heißt er auch oft St. Nikolaus oder Niklas. Daneben erscheint er in Süddeutschland unter dem Namen Bartel, Klaubauf, in Schwaben als Pelzmartl besonders am Martinstage, in Pommern als Schimmelreiter, in Mecklenburg als Wode. In andern Gegenden sind an seine Stelle rein christl. Gestalten getreten: in Schlesien Joseph, in Sachsen und Ostpreußen «der heilige Christ». Der K. R. ist ein Überbleibsel aus altheidn. Zeit, wo man zur Zeit des Winteranfangs sich vermummte, um den winterlichen Sturmdämon darzustellen. Ob Wodan in dieser Gestalt im K. R. zu finden ist, wie oft angenommen wird, ist fraglich. – Vgl. A. Tille, Geschichte der deutschen Weihnacht (Lpz. 1893).

Knees, s. Knjas.

Kneifelerbse oder Pahlerbse, s. Gartenerbse.

Kneifzange, auch Kneip- oder Beißzange genannt, eine Zange, deren Maul aus zwei gegeneinander gerichteten Schneiden besteht und die zum Abkneifen dünner Drähte sowie zum Ausziehen von Nägeln benutzt wird.

Kneipp, Sebastian, Pfarrer und Heilkundiger, geb. 17. Mai 1821 in Stefansried bei Ottobeuren, war bis zum 21. Lebensjahr Weber, studierte dann in Dillingen und München kath. Theologie, empfing 6. Aug. 1852 die Priesterweihe, wurde 1855 Kaplan in Wörishofen bei Türkheim und 1881 Pfarrer daselbst. Persönliche Erkrankung führte ihn 1848 auf die Wasserkur, die er dann auch an andern anwendete und zu einem System ausbaute. Er veröffentlichte: «Meine Wasserkur» (Kempten 1887; 50. Aufl. 1894), «So sollt ihr leben» (ebd. 1889; 20. Aufl. 1894), beides in viele Sprachen übersetzt; den «Wörishofener Kneipp-Kalender» (ebd. 1891 fg.), «Mein Testament» (ebd. 1894), «Vorträge in Wörishofen» (ebd. 1894). – Vgl. Alphons vom Rhein, Das Buch vom Pfarrer K. (2. Aufl., Kempten 1891).

Kneifel, Rudolf, Schriftsteller, geb. 8. Mai 1832 zu Königsberg i. Pr., ging mit 17 Jahren zur Bühne, wirkte zunächst in Magdeburg, dann zu Dresden, Altona, Flensburg und seit 1857 als Regisseur und Dramaturg des Magdeburger Stadttheaters. 1860‒86 bereiste er als Direktor mit einer Truppe die größern Städte der Provinzen Hannover und Sachsen. Seit 1886 lebt er als Privatmann in Pankow bei Berlin. K. ist vornehmlich als Theaterschriftsteller bekannt. Von seinen (über 50) Stücken sind hervorzuheben: das Volksstück «Die Lieder des Musikanten» und die Lustspiele und Schwänke: «Die Tochter Belials», «Die Anti-Xantippe», «Papageno», «Sie weiß etwas», «Desdemonas Taschentuch», «Blindekuh», «Emmas Roman» (1883), «Sein einziges Gedicht» (1885), «Der Kunstbacillus» (1891), «Der Stehauf» (1893).

Kneitlingen, Dorf bei Schöppenstedt (s. d.).

Kneller, Gottfried, deutsch-engl. Bildnismaler, geb. 8. Aug. 1646 zu Lübeck, lernte bei Rembrandt und Bol, bereiste Italien und ließ sich zuerst in Hamburg, 1674 in London nieder. 1684 ging er auf Einladung Ludwigs ⅩⅣ. nach Paris, wo er die ganze königl. Familie malte. Er wurde 1692 Ritter, 1697 Präsident einer neubegründeten Akademie, 1715 Baronet und starb 27. Okt. 1723 in London. Sein Denkmal ist in der Westminsterabtei. Er malte unter andern die acht Hampton Court Beauties, Damen vom Hofe Wilhelms Ⅲ. (in der Galerie des Schlosses Hampton Court), ebendort das Bildnis Peters d. Gr. (1698), das des Kupferstechers J. Smith ^[John Raphael Smith?] in der Londoner Nationalgalerie. 43 Bildnisse berühmter Zeitgenossen vervielfältigte John Faber unter dem Namen «Kit-Cat-Club» in Mezzotinto-Manier. K.s Bildnisse sind meist theatralisch aufgefaßt und kalt in der Technik. – Sein Bruder, Johannes Zacharias K. (1644‒1702), ging

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]