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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Knochengeschwulst - Knochenkrankheiten

questrotomie oder Nekrotomie, d. h. die operative Entfernung des abgestorbenen Stücks.

Über die sog. Phosphornekrose der Knochen s. Phosphorvergiftung.

Knochengeschwulst, s. Exostose.

Knochengeschwür, s. Knochenfraß.

Knochengewebe, s. Gewebe und Knochen (S. 445a).

Knochenglas, s. Knochen (S. 445b) und Milchglas.

Knochenhaut, s. Knochen (S. 445b).

Knochenhautentzündung oder Beinhautentzündung (Periostitis), die Entzündung der den Knochen überziehenden und ernährenden, sehr gefäß- und nervenreichen Knochen- oder Beinhaut (s. Knochen, S. 445 b), entsteht entweder durch örtlich einwirkende Schädlichkeiten, wie durch Quetschungen, Verwundungen und ähnliche Verletzungen der Knochen und der benachbarten Weichteile, insbesondere oberflächlich gelegener Knochen (Schienbein, Vorderarmknochen, Rippen u. a.), ferner durch eingedrungene Spaltpilze (Bakterien). Häufig beobachtet man sie im Verlauf gewisser Allgemeinkrankheiten, namentlich der Skrofulose, der Tuberkulose, der Englischen Krankheit und der Syphilis, und in solchen Fällen nimmt sie gewöhnlich einen sehr schleichenden und langwierigen Verlauf. Die hauptsächlichsten Kennzeichen der K. sind eine mehr oder minder beträchtliche Auftreibung des erkrankten Knochens und schließlich Anschwellung des ganzen Gliedes, Fieber, Schlaflosigkeit sowie heftige stechende und bohrende Schmerzen, die sich bei Druck und Berührung bis zum Unerträglichen steigern. Ausgang und Verlauf der Krankheit sind sehr verschieden; entweder tritt baldige Zerteilung der Entzündung und damit vollständige Genesung ein, oder es bleibt eine dauernde Verdickung und Auftreibung der Knochenhaut und des Knochens (Hyperostose) zurück, oder es kommt zu umfänglicher Eiterung und Absceßbildung, oder es entsteht durch Verschwärung der Knochenrinde eine Karies (s. Knochenfraß), oder endlich es erfolgt durch die eingetretene Ablösung der Beinhaut vom Knochen ein gänzliches oder teilweises Absterben des letztern (Knochenbrand, Knochennekrose, s. Knochenfraß). Zuweilen erfolgt der Tod durch Pyämie und Septicämie.

Die Behandlung erfordert vor allen Dingen absolute Ruhe und Schonung des erkrankten Körperteils; daneben erweisen sich im Anfang kalte Umschläge und Eisbeutel, späterhin bei beginnender Eiterung feuchtwarme Umschläge nützlich; haben sich Eiterherde gebildet, so muß dem vorhandenen Eiter durch einen rechtzeitigen Einschnitt in die entzündete Knochenhaut ein Abfluß nach außen verschafft werden. Wenn die K. auf einem der obengenannten Allgemeinleiden beruht, so ist neben der örtlichen Behandlung die energische Bekämpfung des betreffenden Grundleidens unerläßlich.

Knochenhecht, s. Schmelzschupper.

Knochenhöhlen, s. Höhlen.

Knochenholz, s. Lonicera.

Knochenhypertrophie, s. Hyperostose.

Knochenknorpel, s. Knochen (S. 445b).

Knochenkohle, Spodium, bei Luftabschluß geglühte Knochen. Die K. findet besonders Anwendung in der Zuckerfabrikation zur Filtration. Man entzieht den ausgelesenen Knochen das Fett und unterwirft sie dann der Verkohlung in Töpfen und geschlossenen Ofenräumen, seltener in Röhren oder Retorten. Im erstern Falle wird die Heizung zum großen Teil durch die Verbrennung der sich bildenden Gase erzielt, welche im andern Falle meist ungenutzt entweichen, in allen Fällen aber einen sehr unangenehmen Geruch verbreiten. Die erhaltene Kohle wird, wenn die Knochen nicht schon vorher zerkleinert worden waren, zwischen Walzen gebrochen, worauf dann die verschiedenen Körnungen durch Siebe getrennt werden. Die zum Gebrauche fertige K. enthält im Durchschnitt neben der Feuchtigkeit 10 Proz. stickstoffhaltige Kohle, 78 Proz. pbosphorsauren und 8 Proz. kohlensauren Kalk. Der in diesen Salzen äußerst fein verteilte Kohlenstoff (s. d.) vermag infolge seiner Porosität viele Stoffe, wie Kalk, Kalkverbindungen, Salze und namentlich färbende und riechende Stoffe aus Lösungen aufzunehmen und diese also in mehrfacher Hinsicht zu reinigen, namentlich zu entfärben. Um Zuckersäfte dieser Wirkung zu unterwerfen, bedient man sich der Knochenkohlefilter, deren stets eine gewisse Anzahl miteinander zu einer sog. Batterie verbunden sind. Es sind dies eiserne Cylinder von verschiedener Höhe (bis 8 m) und Breite (bis 2 m Durchmesser), welche mit den erforderlichen Rohrleitungen, Hähnen und Verbindungen versehen und mit gekörnter K. angefüllt sind. Sie werden mit heißem Saft oder Klärsel beschickt, die dann weiter unter Druck hindurchgeleitet werden. Nachdem die Kohle eine Zeit lang in den Filtern gedient hat, verliert sie die Eigenschaft, die entfärbende Wirkung weiterhin auszuüben: sie ist erschöpft; die Filter werden dann entleert und die Kohle durch eine geeignete Behandlung wieder wirksam gemacht. Diese Arbeit, welche wesentlich eine Reinigung der Kohle von den aufgenommenen fremden Stoffen ist, nennt man Wiederbelebung; sie umfaßt im wesentlichen folgende Arbeiten: Behandeln mit Salzsäure, Gärenlassen, Auswaschen, Ausdämpfen, Trocknen und Glühen, auch Auskochen mit Sodalauge. Die Dauer der Wiederbelebungsarbeiten beträgt 5-10 Tage.

Man hat jetzt mehr und mehr gelernt, die K. in der Fabrikation des Rohzuckers zu entbehren. Man stellt sogar manche Arten Verbrauchszucker ohne K. dar; allein derselbe besitzt dann nicht alle Eigenschaften des feinern Zuckers. Es ist daher die allerdings teurere Anwendung der K. noch überall da geboten, wo es sich um die Gewinnung von wirklich feinem, reinem und reinlichem Zucker handelt.

Knochenkörperchen, s. Knochen (S. 445b).

Knochenkrankheiten, die Erkrankungen des Knochengewebes, verlaufen im allgemeinen wegen des langsamer vor sich gehenden Ernährungsprozesses des Knochens auch weit langsamer als die Krankheiten anderer Gewebe, sind aber um so gefährlicher, wenn sie die Nähe der Gelenke betreffen; sie beschränken wenigstens die Gebrauchsfähigkeit des erkrankten Gliedes und führen in vernachlässigten Fällen nicht selten durch langwierige Säfteverluste, durch Eiter- und Jauchevergiftung sowie durch speckige oder amyloide Entartung innerer wichtiger Organe zu schwerem Siechtum oder selbst zum Tode. Während des ersten Kindesalters, in welchem die Knochen infolge der Wachstumsvorgänge blutreicher, saftiger und weicher sind, kommen K., namentlich skrofulöse und rhachitische, häufig vor; in den spätern Lebensaltern geben insbesondere die Syphilis und die Tuberkulose Anlaß zu oft langwierigen und entstellenden Knochenaffektionen. Zu den wichtigsten K. gehören: die Knochenhautentzündung (s. d.), die Entzündung des ganzen Knochens (s. Ostitis) und des Knochenmarks (s. Osteo-^[folgende Seite]

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