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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Konstant - Konstantin (der Große, römischer Kaiser)
ruhen in: Innern des Reichs beunruhigt wurde,
658 zum Frieden. Von Gewissensbissen wegen des
Todes seines Bruders Theodosius, den er 659 hatte
ermorden lassen, gequält und vom Hasse des wegen
Begünstigung der Monotheleten (s. d.) erbitterten
Volks verfolgt, begab K. sich 661 nach Süditalien
und kämpfte erfolglos gegen die Langobarden. 668
wurde er zu Syrakus durch seinen Diener Andreas
beim Baden ertränkt.
Konstant (lat.) oder unveränderlich heißen in
dcrAnalysis diejenigen Größen, die einen bestimm-
tenWert haben, im Gegensatz zu den variabeln oder
veränderlichen Großen, von denen sie unabhängig
sind. Man bezeichnet die konstanten Größen ge-
wöhnlich mit den ersten Buchstaben des Alphabets.
(S. Koefficient.)
Konstantin, s. Konstanze.
Konstantialveine, s. Constantia.
dius, der Große genannt, röm. Kaiser (306-337),
geb. 27. Febr. 274 zu Naissus in Obermösien, war
der Sohn des Cäsars Constantius Chlorus und der
Helena. Er wurde im Waffendienst erzogen und
diente unter Diocletian 2W gegen Achilleus in
Ägypten, dann unter Galerius, der mit K.s Vater
293 zur Cäsarwürde erhoben worden war, im Persi-
schen Kriege. Durch Diocletians und Maximians
Abdankung 305 wurden nach dem durch Diocletian
eingeführten System die beiden Cäsaren Augusti.
K., der sich von Galerius bedroht glaubte, entwich
zu seinem Vater nach Britannien, und nach dessen
Tode 25. Juli 306 zu Eburacum wurde er gegen
Diocletians Nachfolgeordnung von den Soldaten
zum Cäfar des Westens ausgerufen. Indes wurde
K. von Galerius wenn auch ungern als "zweiter
Cäsar" anerkannt, worauf er das Gebiet seines Va-
ters, Britannien und Gallien, in Besitz nahm, das
er ebenso tapfer und glücklich als graufam gegen die
Franken am Nhein schützte. In Rom hatte sich 306
Marentius, Maximians Sohn, zum Augustus auf-
geworfen; Severus, dem diese Würde zustand, war
im Kampfe gegen Marentius 307 gefangen genom-
men worden und wurde später getötet. Maximian,
der selbst wieder nach der Zerrschaft begehrte, zer-
warf sich deshalb mit seinem Sohne Marentius
und floh (Ende 307) zu K., dem er seine Tochter
Fausta zur Frau gab und den Rang als Augustus
erteilte, mußte aber, als er gegen K. selbst Verrat
übte, dafür 310 mit dem Leben büßen. Galerius
starb 311, und nun kam es zu einem großen Kriege
zwischen K. und Marentius. K. ging über den
Mont-Genevre und schlug die Feldherren des Geg-
ners in Oberitalien, diesen selbst vor Rom 28. Okt.
312. Maxentius ertrank auf der Flucht im Tiber.
Auf diesem Zuge war es, wo dem K. nach einer
berühmten Legende ein flammendes Kreuz unter
der Sonne mit der Unterfchrift, die ihm unter
diesem Feldzeichen den Sieg verhieß (f. lloo si^no
vinces), erschien. Seitdem ließ er die Kriegs-
sahne, Labarum, mit dem Kreuze bezeichnen; die
Schilde der Soldaten trugen das Monogramm
(I. II. 8.) des Namens Christi. Dem Licinius, den
Galerius nach des Severus Tode zum Augustus
erhoben (307), hatte K. schon vor diesem Kriege
(312) seine Schwester Constantia zur Frau gegeben.
Als aber jener nach der Besiegung und dem Tode
des Maximinus Daia, der, seit 305 Cäsar, 308 im
Orient die Augustuswürde angenommen hatte,
allein noch (313) neben K. als Augustus übrig
war, kam es 314 zwischen beiden zum Kriege, der
nach K.s Siegen bei Cibalä (jetzt Vinkovce) an
der Sawe und bei Adrianopel mit einem Frieden
endete, in welchem Licinius alle seine europ. Be-
sitzungen mit Ausnahme von Thrazien und Nicdcr-
mösien an K. abtrat. Ein neuer Krieg brach 323
aus. Licinius wurde zweimal, bei Adrianopel und
bei Chrysopolis, seine Flotte bei Kallipolis ge-
schlagen und ergab sich; gegen seine eidliche Zu-
sicherung ließ ihn K., der nun die Alleinherrschaft
errungen hatte, 325 in Thessalonich töten. 326
wurde K.s eigener ausgezeichneter Sohn Flavius
Julius Crifpus (s. d.) auf die Verleumdungen sei-
ner Stiefmutter Fausta hin, bald darauf aber auch
diefe felbst auf K.s Befehl umgebracht.
Dem Christentum hatte K. von Anfang an Schutz
gewährt und ihm dann mit Licinius durch ein zu
Mailand 313 erlassenes Edikt volle Gleichberech-
tigung mit den alten Kulten und MHtzkhe der ge-
raubten Kirchen zugesichert; durch weitere Gesetze,
315-323, wurde das Christentum mehr und mehr
zur Staatsreligion, mußte sich aber auch das ener-
gische und nicht immer glückliche Eingreifen des
Kaifers in die kirchlichen Streitigkeiten gefallen
lassen. So führte er 325 auf dem Konzil zu Nicäa
den Vorsitz und entschied dort gegen den Arianismus.
Die Taufe selbst empfing er erst kurz vor seinem Tode
durch Papst Sylvester 1., bei welcher Gelegenheit er
nach der röm. Legende dem Papsttum weitgehende
Schenkungen gemacht haben soll, die sog. vonatio
OonLtantini (s. d.). Doch nicht bloß diese bewußte
Begünstigung der christl. Kirche, wozu ihn polit. Er-
wägungen nicht minder als ein inneres Bedürfnis
bewogen zu haben fcheinen, machte K.s Regierung zu
einem Wendepunkte in der Geschichte des Römischen
Reichs. Eine neue Zeit hob auch durch die Ver-
legung des Sitzes der Herrschaft von Rom nach
Vyzanz an, das, als Residenz 11. Mai 330 einge-
weiht, nun den Namen Konstantinopolis trug, so-
wie durch die Neugestaltung der innern Ordnung
des Römischen Reichs, die, von Diocletian schon
vorbereitet, durch K. vollendet wurde. Was noch
vom republikanischen Wesen übrig war, verschwand
jetzt oder wurde völlig bedeutungslos. Die Staats-
form gestaltete sich einerseits polizeilich-bureaukra-
tisch, andererseits entschieden absolutistisch, indem
der Kaiser unumschränkter Gebieter wur^e, obschon
man für die Verwaltung und Gesetzgebung den
Staatsrat (conZiätorium principis) regelmäßig zu
Rate zog. Unter dem Kaiser stand eine überaus
kunstvoll gegliederte Hierarchie der Hofbeamten,
der Verwaltungsbeamten und des Heerwesens.
Charakteristisch ist die sorgfältige Gliederung des
Beamtenheers hinsichtlich des Ranges und Dienst-
verhältnisses durch Titelklassen. Die Militärver-
waltung, an deren Spitze m^istri, unter diesen
äuc68 standen, wurde scharf von der Civilverwal-
tung getrennt, für welche das ganze Reich, mit
Ausnahme der beiden unter Stadtpräfekten und
ihren Senaten stehenden Hauptstädte, in vier große
Präfekturen geteilt war, die wieder in 13 Diöcesen
und etwa 100 Provinzen zerfielen. Die Härte in
der Erhebung der steuern brachte über das Volk
schweren Druck, während K.s 312 begonnene Münz-
reform sehr nützlich wirkte. Gegen die Goten kämpfte
K. 332 glücklich. Große Scharen von Sarmaten
oder Vandalen siedelte er 334 in Thrazien und
Macedonien an. Nachdem er 335 das Reich unter
seine drei Söhne Konstantin, Constantius und Con-
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.