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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lesum - Letonnelier de Breteuil

1793 aus dem Théâtre Feydeau seine Oper "La caverne" mit Erfolg zur Ausführung kam. Dieser folgten mit geringerm Glück 1794 "Paul et Virginie" und 1796 "Télémaque". Inzwischen war das Konservatorium errichtet worden, L. trat als einer der Inspektoren ein, arbeitete auch 1795 mit Mehul, Langlé, Gossec und Catel die "Principes élémentaires de musique" und die "Solféges" für die Anstalt aus. Infolge von Streitigkeiten, die 1801 im Konservatorium ausbrachen, verlor L. 1802 seine Stellung, wurde aber 1804 von Napoleon als Nachfolger Paesiellos zu seinem Kapellmeister ernannt. Nach der Restauration wurde er Unterintendant der königl. Kapelle und erhielt 1817 an dem neu organisierten Konservatorium eine Professur der Komposition. Einer seiner Schüler war Hector Berlioz. L. starb 6. Okt. 1837 zu Chaillot. Seine in der Großen Oper mit glänzendem Erfolge aufgeführte Oper "Les bardes" ("Ossian") ist sein Hauptwerk und eine der besten Arbeiten, die aus der Gluckschen Schule hervorgegangen sind. Auch als Kirchenkomponist war L. bedeutend.

Lesum, Fluß, s. Wümme.

Lesum, Dorf im Kreis Blumenthal des preuß. Reg.-Bez. Stade, an der zur Weser gehenden L. Und den Linien Bremen-Geestemünde und L.-Grohn-Vegesack der Preuß. Staatsbahnen (Station Burg-L.), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Verden), hat (1895) 1593 (1890: 1556) evang. E., Postamt zweiter Klasse, zahlreiche Landhäuser von Bremer Kaufleuten, Rektoratsschule, Präparandenanstalt; Cigarren- und Cigarrenkistenfabrikation, Holzindustrie, Blauholzmühle, Chemikalien- und Senffabrik, Wollwäscherei, Dampfmühle, Farbenhandel.

Lesung, nach parlamentarischem Sprachgebrauch soviel wie Beratung einer Gesetzesvorlage, eines Antrags; im Deutschen Reichstage haben bei Gesetzen stets drei L. stattzufinden, bevor die Entscheidung erfolgt. (S. Gesetzentwurf.)

Les Vertus (spr. lä wertüh), s. Aubervilliers.

Les Voirons, Bergrücken, s. Voirons.

Leszczynski (spr. leschtsch-), Paul von, preuß. General der Infanterie, geb. 29. Nov. 1830 zu Stettin, trat April 1848 in das Infanterieregiment Nr. 20 und machte in demselben Jahre den Feldzug gegen Dänemark mit; 1819 nahm er am Feldzug gegen die bad. Insurgenten, 1864 an der Erstürmung der Düppeler Schanzen und an der Einnahme von Alsen teil; in demselben Jahre in den Generalstab versetzt, kämpfte er 1866 bei Königgrätz mit und wurde zum Major befördert. 1867 trat L. als Chef des Stabes in bad. Dienste. 1870/71 machte er den Feldzug gegen Frankreich, teils als Chef des Belagerungskorps von Straßburg, teils als Chef des Generalstabes des 11. Armeekorps mit und beteiligte sich an den Schlachten und Belagerungen von Wörth, Straßburg, Epinal, Villersexel und Belfort. Nach dem Frieden 1871 wieder in preuß. Dienste übernommen, wurde er 1877 zum Generalmajor, 1878 zum Commandeur der 4. Garde-Infanteriebrigade, 1880 zum Mitglied der Studienkommission der Kriegsakademie, 1881 zum Inspecteur der Jäger und Schützen ernannt. 1883 zum Generallieutenant und Commandeur der 15. Division befördert, war er 1884 zu den Manövern nach Rußland kommandiert und wurde in demselben Jahre zur 11. Division versetzt. Am 2. Aug. 1888 wurde L. unter Beförderung zum General der Infanterie kommandierender General des 9. Armeekorps, 2. Febr. 1891 wurde er zum Chef des 60. Infanterieregiments ernannt und zur Disposition gestellt.

Leszczynski (spr. leschtsch-), Stanislaus, König von Polen, s. Stanislaus Leszczynski.

Leszno (spr. leschno), poln. Name der Stadt Lissa (s. d.) in Posen.

Letal (lat.), tödlich, todbringend; Letalität, Tödlichkeit, auch Bezeichnung für den Grad der Sterblichkeit der Erkrankten.

L'Etang, Graf de, franz. General, s. Dupont, Pierre.

L'Etat c'est moi (frz., spr. letah ßäh moá), "der Staat bin ich", ein Ausspruch, den Ludwig XIV. von Frankreich nach einer unverbürgten Tradition, als er im April 1655 im Jagdrock, eine Peitsche in der Hand, im Parlament erschien, dem Präsidenten zugerufen haben soll, der das Interesse des Staates hervorhob. Nach Dulaures "Histoire de Paris" (1853) soll dagegen der König einen Richter, der die Worte "der König und der Staat" gebrauchte, mit obigen Worten unterbrochen haben. Nach der "Revue britannique" (Mai 1851) wäre Elisabeth von England Urheberin des Ausspruchs.

Leten (mittellat. liti), s. Liten.

Lethargie (grch.), derjenige krankhafte schlafähnliche Zustand, aus dem der Kranke nicht zum vollkommenen Erwachen gebracht werden kann, so daß er nach der Aufrüttelung alsbald wieder in diesen Zustand zurückfällt. Die L. tritt ein nach Erschöpfungen, Gehirnerschütterungen und Gehirnkrankbeiten, bei Vergiftungszuständen (durch Alkohol, Opium u. dgl.), schwerem Wechselfieber, Scharlach, Typhus. Die L. ist gewöhnlich das Symptom eines gefährlichen Zustandes, dessen Auftreten jedoch die vollkommene Wiederherstellung der Hirnfunktionen nicht ausschließt. (S. Schlafsucht.) - L. der Tiere, s. Winterschlaf.

Lethe (grch.), in der griech. Mythologie ein Quell, aus dem die Seelen der Verstorbenen oder die zur Wiedergeburt Bestimmten Vergessenheit tranken. L. erscheint bei Hesiod als Tochter der Eris.

Letitschew (spr. -tscheff). 1) Kreis im nordöstl. Teil des russ. Gouvernements Podolien, hat 2699,1 qkm, 145 270 E.; Ackerbau, Viehzucht, Obstbau, Tabak-, Zuckerfabriken. - 2) Kreisstadt im Kreis L., am südl. Bug, hat (1893) 7738 E., Post, Telegraph, 2 russ., 1 kath. Kirche, 1 Synagoge; Tabakfabrik, Gerberei, Kleingewerbe und Handel.

Letmathe, Dorf im Kreis Iserlohn des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, an der Lenne, der Linie Hagen-Betzdorf und der Nebenlinie L.-Fröndenberg (25,1 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 5162 (1890: 4628) E., darunter 1172 Evangelische, Postamt zweiter Klasse, Bergbau, Zinkhütte und Schwefelsäurefabrik, Kalk- und Dolomitsteinbrüche, Kalkbrennereien, Papier-, Messing-, Dampfkessel-, Kettenfabriken, Drahtzieherei und Branntweinbrennereien.

Leto (lat. Latona), Tochter des Titanen Koios und der Phoibe, Schwester der Asteria, von Zeus Mutter des Apollon und der Artemis. Sie war die Gemahlin des Zeus vor Hera oder nach andern ein Nebenweib des Gottes. Sie galt als milde, freundliche Göttin und wurde meist in Verbindung mit ihren Kindern verehrt, besonders in Delos und Delphi. In Argos gab es einen Tempel der L. Mit ihrem Bilde von Praxiteles. - L. ist auch der Name des 68. Planetoiden.

Leto, Giulio Pomponio, Humanist, s. Lätus.

Letonnelier de Breteuil (spr. -tonn'lieh dĕ brĕtöj), Marquis und Baron, s. Breteuil.