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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lokotenent – Lolli

Lokotenént (lat.), s. Lieutenant.

Lokrer, s. Lokris.

Lokri, griech. Stadt auf der Ostküste des südlichsten Teils Unteritaliens, in der Landschaft Bruttium am Vorgebirge Zephyrion, daher gewöhnlich L. Epizephyrii genannt, wurde Anfang des 7. Jahrh. v.Chr. von den Lokrern gegründet und ist besonders bekannt als Heimat des Gesetzgebers Zaleucus (s. d.) und des Pythagoräers Timäus. Vom jüngern Dionysius zerstört, wurde sie bald wiederhergestellt, litt zwar viel während der Kämpfe der Römer gegen Pyrrhus und im zweiten Punischen Kriege, durfte aber auch unter röm. Herrschaft ihr eigenes Stadtrecht behalten. Unweit der Stadt, von der nur geringe Überreste (jetzt Cento Camerelle) erhalten sind, stand ein berühmter Tempel der Persephone.

Lokris, im Altertum Name zweier räumlich getrennten Landschaften des mittlern Griechenlands, welche von dem zum norddor. Stamme gehörigen Volke der Lokrer bewohnt wurden. Die westlichere Landschaft, am Korinthischen Meerbusen zwischen Ätolien, Doris und Phokis gelegen, wird ganz von rauhen und wilden Gebirgen, die zum Gebirgssystem des Parnassus und des Korax gehören, eingenommen; nur im östlichsten Teile, an der Grenze von Phokis, findet sich eine größere fruchtbare Ebene, die im Altertum zum Gebiet der Stadt Amphissa (s. d.) gehörte. Die Bewohner der Landschaft, die hesperischen (westlichen) oder ozolischen (Stink-)Lokrer genannt, lebten hauptsächlich von Viehzucht und Jagd und waren als roh und räuberisch verrufen. Ihr in alten Zeiten blühender Seehandel wurde durch die Korinther und durch die Athener, die sich im westlichsten Teile des Landes, besonders in Naupaktus, festsetzten, beeinträchtigt. Das östliche L. ist ein etwa 75 km langes und durchschnittlich 11 km breites, anmutiges und größtenteils fruchtbares Küstenland, welches sich nördlich von Phokis und der westl. Hälfte Böotiens am Euböischen Meere hinzieht. Seine Bewohner werden eoische (östliche) oder, nach der im östlichern Teile der Landschaft gelegenen Hauptstadt Opus, opuntische Lokrer genannt. Die Bewohner des nordwestlichern, unterhalb des Berges Knemis (einer Fortsetzung des Öta und Kallidromus) gelegenen Teils der Landschaft wurden auch epiknemidische oder hypoknemidische Lokrer genannt, deren Hauptstadt war Thronium. Der Nationalheld der östl. Lokrer, dessen Bild auch auf ihren Münzen erscheint, war der in der Ilias öfters erwähnte Aias, Sohn des Oileus. (S.Karte: Das alte Griechenland, beim Artikel Griechenland.) – Vgl. P. Girard, De Locris Opuntiis (Par. 1881).

Im heutigen Königreich Griechenland bildet L. eine Eparchie in der Nomarchie Phthiotis und Phokis. Die Hauptstadt Atalanti (Talanti), 6 km westlich der gleichnamigen Meerenge, hat 2770 E. und ist Sitz eines Bischofs.

Lokupletieren (lat.), bereichern.

Lokustbaum, s. Hymenaea.

Lokution (lat.), Redeweise, Ausdruck.

Lola Montez, Tänzerin, s. Montez.

Lolch, Pflanzengattung, s. Lolium.

Lolĭgo, Gattung der Kopffüßer, s. Kalmare.

Lolĭum L., Lolch, Pflanzengattung aus der Familie der Gramineen (s. d.) mit gegen 20 Arten in Europa, Nordafrika und im gemäßigten Asien; von hier sind sie nach Amerika, Australien und ↔ Südafrika in ausgedehnter Weise eingewandert. Es sind einjährige oder ausdauernde Gräser mit platt zusammengedrückter Ähre, deren einzelne Ährchen der Spindel dicht angedrückt sind.

Die in Deutschland verbreitetste Art ist der ausdauernde Lolch (L. perenne L.), Wiesenlolch oder englisches Raygras, dessen Ährchen grannenlos und platt sind; er wird vorzugsweise zur Anlage schöner Rasenplätze angesät, da er neben dem 30–60 cm hohen Halme sich reich bestockt und so einen gleichförmigen und sehr dichten Bestand bildet. Als Futtergras gehört es sowohl auf Wiesen als im Felde zu den vorzüglichern Arten für jede Viehgattung, wird deshalb überall angebaut, verlangt jedoch guten Boden und reiche Düngung. Der italienische Lolch (L. italicum A. Br., s. Tafel: Futterpflanzen II, Fig. 9) oder italienisches Raygras unterscheidet sich vom erstern durch breitere Blätter, sperrigere und gegrannte Ährchen, höhern Halmwuchs. Er ist gleichfalls ein sehr wertvolles Futtergras und wird deshalb vielfach angebaut. Der Taumellolch (L. temulentum L., s. Tafel: Gramineen I, Fig.4), auch Tollgerste oder Twalch genannt, der sich als Unkraut unter den Saaten, besonders Hafer und Gerste, häufig findet, ist nur einjährig, ohne Blätterbüschel auf der Wurzel, am Halme unter der Ähre scharf und die Blüten der Ährchen sind begrannt. Dieses Gras ist durch seine narkotisch-giftigen Samen berüchtigt, die Ekel, Würgen, Erbrechen, Schwindel, Dunkelsehen, Delirien, Schlaftrunkenheit und Konvulsionen bei Vieh und Menschen hervorzubringen vermögen. Der Same des Taumellolchs muß daher sorgfältig von den Getreidefeldern ferngehalten und aus dem Brotgetreide ausgeschieden werden.

Lolland, dän. Insel, s. Laaland.

Lollharden oder Lollarden, religiöse Genossenschaft, um 1300 aus Anlaß einer Seuche zu Antwerpen zum Zweck der Krankenpflege und Leichenbestattung gebildet. Ihre Mitglieder hießen wegen ihres mäßigen Lebens und ihres dürftigen Ansehens Matemans, nach ihrem Schutzheiligen Alexius Alexianer oder Alexiusbrüder, und weil sie in Zellen wohnten, Celliten (lat. Fratres cellitae), und von dem niederdeutschen Worte Lollen oder Lullen (d.i. leise singen) L., weil sie bei Leichenbegängnissen einen traurigen, dumpfen Gesang hören ließen und auch bei einsamen Andachtsübungen viel sangen. Sie verbreiteten sich in den Niederlanden und in Deutschland, und an einigen Orten organisierten sich auch weibliche Genossenschaften. Mit den Beghinen (s. d.) und Begharden häufig zusammengeworfen, wurden sie von der Geistlichkeit und den Bettelmönchen verfolgt und verfielen vielfach der Inquisition, bis ihnen Johann XXII. 1318 bedingte Duldung gewährte. In England war L. der gewöhnliche Name für die Anhänger Wiclifs (s. d.).

Lolli, Giambattista, ital. Schachspieler, bekannt als Verfasser der «Osservazioni teorico-pratiche sopra il giuoco degli scacchi». Dieses erste klassische Hauptwerk über das Schachspiel erschien 1763 in Bologna. L. hat dabei die Vorarbeiten des Ercole del Rio benutzt. Das Werk enthält die Gesetze des Schachspiels, eine Einführung in dasselbe, Spieleröffnungen, verschiedene Abhandlungen, regelmäßige und künstliche Endspiele. Ein deutscher Auszug, von Heinse herausgegeben, gelangte u.d.T. «Anastasia und das Schachspiel» (2 Bde.) 1803 zu Frankfurt a.M. (3. Aufl. 1831) zur Ausgabe.