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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Lot

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Lot (metallurgisch) – Lot (biblischer Name)

L. oder Senkblei, Bleilot, seltener Bathometer oder Bathymeter, die in Form eines Kegels gestaltete Bleimasse, deren man sich zur Erforschung der Tiefe des Wassers und der Beschaffenheit des Meeresbodens bedient. Zu diesem Zwecke wird das L. an einer Leine, der Lotleine, befestigt, über Bord geworfen und an ihr die Tiefe in Metern abgemessen. Die Kenntnis des Bodens wird dadurch vermittelt, daß man die hohl gegossene Basis des L. mit Talg füllt, der je nach der Beschaffenheit des Meeresbodens entweder Sandkörner verschiedener Farbe oder Muscheln oder Lehm heraufbringt oder die Eindrücke eines felsigen Bodens zeigt. Durch Vergleichung der Tiefen und des Bodens mit den in den Karten angegebenen Daten ist das L. ein vorzügliches Hilfsinstrument der Schiffahrt. Das schwere L., welches bis zu 300 m Tiefe gebraucht wird, wiegt 20 kg, das Mittellot 7½ kg und das bis zu 40 m Tiefe gebräuchliche Handlot 3½ bis 4½ kg. Um bei der Fahrt des Schiffs dennoch die senkrechte Wassertiefe bestimmen zu können, befindet sich ein luftdichter, aufgeblasener Sack mit einer Klemme auf der Mittel- und Tieflotleine. Derselbe wird flacher eingestellt als die Wassertiefe. Beim Sinken des L. hält er sich an der Wasseroberfläche und läßt so viel Leine durch den Klemmer, als das L. bis zum Erreichen des Bodens nach sich zieht. Die Länge der Leine bis zum Sack giebt die Wassertiefe an. Für große Tiefen bis zu 6‒9000 m, wie man sie zur Legung unterseeischer Kabel oder zu wissenschaftlichen Zwecken zu ermitteln hat, reicht das beschriebene L. nicht aus. Man benutzt hierzu jetzt fast ausschließlich die Thomsonsche Lotmaschine (s. Tiefseeforschung), auch Patentlot genannt, während man sich außerdem des Handlots bei Annäherung an die Küste bedient.

Das L. ist für die Schiffe bei Nebel von größter Wichtigkeit. In Gewässern wie die Nordsee, wo viele wechselnde Strömungen den Koppelkurs (s. d.) ganz unzuverlässig machen, vermag man bei unsichtigem Wetter allein mit Hilfe des L. das Schiff sicher an seinen Bestimmungsort zu bringen. Natürlich gehört hierzu die Vergleichung der etwa halbstündlich gemachten Lotungen mit den auf der Seekarte verzeichneten. Namentlich Lotsen besitzen eine große Geschicklichkeit darin, bei Nebel, ohne Land zu sehen, mit dem L. durch die engsten Fahrwasser vorwärts zu «fühlen».

L. oder Bleilot heißt auch das an einem Faden befestigte Blei der Maurer und Zimmerleute, das zur Ermittelung der senkrechten Richtung dient. Lotrecht heißt daher soviel als senkrecht.

L., Perpendikel, Lotrechte, Senkrechte, Normale, eine gerade Linie, die auf einer andern geraden Linie senkrecht oder normal steht, d. h. so, daß sie mit ihr zwei gleiche Nebenwinkel (rechte Winkel) bildet. Der Punkt, in dem ein L. die andere Linie trifft, heißt sein Fußpunkt. Auf einer Ebene steht eine gerade Linie senkrecht, wenn sie auf allen durch ihren Fußpunkt in der Ebene gezogenen geraden Linien senkrecht steht, also mit allen rechte Winkel bildet. Über die Normale bei Kurven s. Normale.

Lot, in der Metallurgie, s. Löten.

Lot, siames. Geldrechnungsstufe und Zink- (neuerdings Bronze-) Scheidemünze, der 128. Teil des aus Silber geprägten Bat (s. d.) und als solcher = etwa 1 5/16 Pf. Das L. gilt ferner in Siam ungefähr 50 Kauri (s. d.).

Lot (spr. loh), älteres Weinmaß in Brüssel, s. Gelte.

Lot (spr. lott), Nebenfluß der Garonne, entspringt 1500 m hoch im franz. Depart. Lozère im Ländchen Gevaudan, durchfließt, anfangs Olt genannt, in westl. Richtung die Depart. Lozère, Aveyron, L. und Lot-et-Garonne und mündet bei Aiguillon nach einem Lauf von 481 km, auf welchem er rechts die Colagne, Truyère und Célé, links den Dourdou und die Diège aufnimmt und die Städte Mende, Espalion, Cahors und Villeneuve-sur-Lot berührt. Schiffbar ist er von Entraygues an (303 km).

Lot (spr. lott), franz. Departement, die Landschaft Quercy der alten Provinz Guyenne umfassend, wird von Corrèze (N.), Dordogne und Lot-et-Garonne (W.), Tarn-et-Garonne (S.), Aveyron und Cantal (O.) begrenzt, zählt auf 5211,74 qkm (1891) 253885 E., d. i. also 48 auf 1 qkm und ein Rückgang von 6,49 Proz. gegen 1886, zerfällt in die 3 Arrondissements Cahors, Figeac und Gourdon, mit 29 Kantonen und 325 Gemeinden; Hauptstadt ist Cahors (s . d.). Hügelreihen, die sich von den Cevennen abzweigen, erfüllen den östl. Teil, ein Ausläufer des Gebirges von Auvergne reicht in den nordwestl. Teil und bildet die Wasserscheide zwischen der Dordogne im N. und dem Lot im S. Der Boden hat größtenteils Kalksteinunterlage und ist im ganzen fruchtbar und ergiebig an Getreide, Obst, Hanf, Tabak, Safran und Trüffeln. 1892 wurden auf 71600 ha Land 680000 hl Weizen und auf 12000 ha 159000 hl Roggen, ferner 333720 hl Buchweizen, 156000 hl Hafer und 290000 hl Gerste geerntet. An den Hügelgeländen wird viel Wein gebaut (1892: 78189 hl auf 28039 ha, 1882‒91 aber durchschnittlich 127533 hl), dessen geschätzteste Sorten der Cahors und Grand-Constant sind. Die Weiden sind mit zahlreichen Schafherden (1887: 609271 Stück) bedeckt. Kleines Wildbret und Geflügel ist im Überfluß vorhanden, und der überall kultivierte Maulbeerbaum unterstützt die Seidenzucht. Die Berge liefern etwas Eisen (1886: 20000 t) und Steinkohlen, Marmor, Alabaster, Kalkspat, Mühl- und Lithographiesteine; Mineralquellen giebt es an vielen Orten. Die Industrie beschäftigt sich mit Anfertigung von Wollzeugen, Tuch, Strumpfwaren. Auch giebt es Papierfabriken, Eisengießereien, Gerbereien, Leinwandmanufakturen, viele Töpfereien, Ziegel- und Kalkbrennereien. Sehr wichtig sind die Getreidemühlen. Die Gesamtlänge der Bahnen ist 233,9, die der Nationalstraßen 277,7 km. An höhern Schulanstalten besitzt das Departement ein Lyceum und ein Collège. – Vgl. Joanne, Géographie du département L. (Par. 1879).

Lot, nach der hebr. Stammsage ein Enkel Tharahs, Sohn Harans, des Bruders von Abraham. L. soll mit seinem Oheim Abraham, da sein Vater gestorben war, nach Kanaan, von da nach Ägypten, wieder zurück bis gen Bethel gezogen sein und endlich zu Sodom gewohnt haben, wo er nach 1 Mos. 14, einer sehr jungen und unhistor. Erzählung, von Kedor-Laomer, König von Elam, gefangen genommen, doch von Abraham wieder befreit worden sein soll. Als Jahwe Sodom vernichten wollte, kehrte er bei L. ein und befahl ihm am andern Morgen, sich zu entfernen. Die kleine Stadt Zoar sollte dem Untergange entrinnen, damit L. sich dahin rette. L.s Weib, das dem Verbote zuwider zurücksah, wurde in eine Salzsäule verwandelt. Von Zoar zog L. mit seinen Töchtern in das Gebirge östlich vom Toten Meer. Aus der blutschänderischen Verbindung L.s