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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Malagasch - Malaien

nahmsweise im Winter ein kalter Wind von der schneebedeckten Sierra de Ronda im W. oder dem Gebirgskranz im N. und vernichtet die Ernte. Berühmt sind die Malagaweine (s. d.). - 2) Hauptstadt der Provinz M., mit (1887) 134 016 E., Handels- und Hafenstadt ersten Ranges, Waffenplatz, an der Linie Cordoba-M. (193 km), Sitz eines Bischofs und eines Handelsgerichts, liegt im Hintergrunde einer schönen Bai, an der Mündung des Guadalmedina, am Fuße eines steilen Felsenhügels, welcher die noch jetzt als Citadelle dienende maurische Feste Gibralfaro trägt, des letzten Vorsprungs des Hügellandes, auf dessen Thonschiefer der berühmte Wein gebaut wird. Das Klima gehört Zu den schönsten in Europa, leidet aber im Sommer unter den Ausdünstungen des Flusses, dessen Ableitung nach der Westseite der Vorstädte Perchel und La Trinidad man daher plant. Die Stadt ist uneben und hat in ihren ältern Teilen im NO., wo das Zollgebäude liegt, winklige, finstere Gassen und alte Häuser. Die neuern Teile im W. enthalten die Fabriken und gerade Straßen mit prächtigen Gebäuden. Besonders sehenswert ist die vom Marques de Larios erbaute und nach ihm benannte Straße, die rechtwinklig auf die Alameda stößt. Außer dem Dom (1538-1719) vier Pfarrkirchen, viele Kapellen, schönen bischöfl. Palast. Auch giebt es elegante Cafés und Kaufläden. Auf dem Riegoplatze steht das Denkmal des Generals Torrijos, und längs des Quais zieht sich der schöne Paseo de la Alameda hin. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören auch die Besitzungen San José und Concepcion im NO. der Stadt mit ihren seltenen Gewächsen in herrlichen Anlagen. Unterrichtsanstalten sind: ein Instituto, nautische Schule, mehrere Elementarschulen und wissenschaftliche Gesellschaften. Das größte Theater ist das Cervantes-Theater; der Cirkus für Stiergefechte faßt 11 000 Menschen. Zeitungen sind: "La Noticias", "La Izquierda Liberal" und "Diario de M." Die wichtigsten Wohlthätigkeitsanstalten sind das Civilhospital, das Militärhospital und das Waisenhaus.

^[Abb.]

Industrie, Handel und Verkehr. Es giebt Eisengießereien (Constantia), mehrere Zuckerfabriken, Kupferhammerwerk und Baumwollspinnerei (meist mit engl. Maschinen) besonders in der Umgebung. Auch Maschinenbau, Faßfabrikation, Brennerei, Ölpressen und Seifensiederei entwickeln sich rasch. Der Hafen erhielt 1622 seine jetzige Gestalt, der Bau von zwei großen Molen und die Aufschüttung des innersten Teils, der einem neuen Stadtteil Raum gewähren soll, sind noch nicht vollendet. Die wichtigsten Einfuhrwaren sind: Baumwolle (1893: 1587 t), Cement und Ziegel, Faßdauben (260 987 Stück), Planken und Bretter, Steinkohle (39 264 t), Getreide, Dünger, Maschinen, Kurz- und Eisenwaren aus Deutschland u. a. In der Ausfuhr sind zu nennen namentlich Früchte, Citronen (1934 t), Garbanzos (1707 t), Olivenöl (10 573 t), Rosinen (3699 t) und Wein (63 713 hl gegen 137 210 im J. 1892 und 107 928 hl im J. 1891). Der Rosinenertrag geht infolge der Verwüstungen der Reblaus sehr zurück. Vielfach leidet der Handel unter der Konkurrenz der amerik. Fruchtausfuhr (Kalifornien, Florida). An Blei kamen 44 655 t über M. zur Ausfuhr. Sehr stark ist der Küstenverkehr entwickelt. 1893 liefen 2057 Kauffahrteischiffe mit 1,21 Mill. t in M. ein, darunter 1628 span., 192 engl., 96 franz. und 35 deutsche Schiffe. Nach Marseille, Tanger, Oran, Hamburg, Colon-Aspinwall sowie nach allen span. Häfen besteht regelmäßige Dampferverbindung. Deutschland sowie die meisten andern Staaten sind durch Konsulate vertreten.

Das alte Malaca, welches die Phönizier angelegt hatten, war schon zur Römerzeit ein bedeutender Handelsplatz. Im 5. Jahrh. war die Stadt nacheinander in den Händen der Vandalen, Sueven und Westgoten, 534-624 oströmisch. 711 wurde es von den Mauren erobert und diesen erst von Ferdinand dem Katholischen 1487 wieder entrissen.

Malagasch oder Malagássi, die Einwohner von Madagaskar (s. d.).

Malagaweine, in dem span. Distrikt Malaga gezogene Weine, die an Reichtum des Körpers und des liqueurartig harzigen Aromas kaum von einem andern Wein der Welt übertroffen werden. Deswegen und hauptsächlich infolge ihres großen Gehaltes an phosphorsaurer Magnesia wurden sie von jeher als besonders heilkräftige Medizinalweine verwendet. Die zum Distrikt Malaga gehörigen Weinberge erstrecken sich nördlich bis gegen Antequera, östlich bis Velez Malaga und Motril und westlich bis Ronda, doch kommen als eigentlicher Produktionsdistrikt der edelsten Weine meist nur die gleich um die Stadt herumliegenden Berge (Montes de Malaga) in Betracht. Die östl. Gebiete produzieren beinahe ausschließlich Muskatellertrauben, die, in den Weinbergen selbst auf südlich abfallenden Halden an der Sonne getrocknet, die bekannten Malagatafeltrauben ergeben. Die zur Weinbereitung benutzten Sorten sind kleinbeerige weiße Trauben von sehr hohem Zuckergehalt (Rome, Mantua u. s. w.). Für die getrockneten Tafeltrauben beginnt die Ernte im August, für die Weine im September.

Der Reblausschaden, obschon teilweise bereits durch Neuanpflanzungen ersetzt, hat doch die Ertragsfähigkeit des Distrikts vorübergehend bedeutend gemindert. Die billigen M. sind daher vielfach nichts anderes als Imitationen. Die jährliche Produktion beträgt etwa 1 Mill. hl. Neu eingeführt ist die Cognacdestillation nach der Charentemethode, wofür die Weine aus dem Innern des Landes bezogen werden.

Malaghettapfeffer, Mallaguettapfeffer, s. Amomum.

Malaguettaküste (spr. -getta-), s. Guinea.

Malaien (Malayen), im weitern Sinne Kollektivname für eine Anzahl von Völkerstämmen, die Blumenbach als Malaiische Rasse (s. d. und Malaio-Polynesische Sprachen) zusammenfaßt, im engern Sinne der Name eines zu diesem Völkerkomplex gehörenden, über den ganzen Malaiischen Archipel zerstreut lebenden Volks. Die M. im engern Sinne oder die eigentlichen M. sind verhältnismäßig neuern Ursprungs. Obschon keine Staatseinheit unter ihnen besteht und sie zerstreut, vorwiegend in den Küstengegenden leben, lassen sie sich doch als Volk betrachten, da eine große Übereinstimmung der Sitten, Gewohnheiten und Lebensweise besteht, sie durchgehends Bekenner des Islam sind und dieselbe Sprache reden und mit arab. Schriftzeichen schreiben. Sie zeigen im allgemeinen weniger Geschick und Neigung für den Ackerbau als für den Handel, die Schiffahrt und andere sie nicht fest an einen Ort bindende Beschäftigungen, und durchstreichen fort-^[folgende Seite]