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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Malkaren - Mallorca

Malkaren, türk. Volksstamm, s. Balkaren.

Malkontente (frz. Malcontents, «Mißvergnügte»), Name mehrerer polit. Parteien, so namentlich in Frankreich die sog. Politiker (s. d.); ferner hießen M. die nach der Genter Pacifikation (s. d.) von 1576 unzufriedenen kath. Niederländer und endlich die Mißvergnügten in Ungarn unter Leopold Ⅰ., Joseph Ⅰ. und Karl Ⅵ.

Mallaguettapfeffer (spr. -getta-), s. Amomum.

Mallauchen, Mallchen, s. Mollochen.

Malle (frz., spr. mall), kleiner Reisekoffer, Felleisen der reitenden Postboten; Mallepost (engl. mail), Felleisen- oder Briefpost.

Malleābel (frz.), streckbar, hämmerbar, schmiedbar.

Malleco (spr. maljē-), Provinz in Chile, im Araucanerlande, erreicht weder den Andenkamm noch das Meer. Im W. scheidet sie die Sierra de Nahuelbuta von Arauco. Im O. liegt der Vulkan Lonquimai (2810 m). Die Flüsse gehen nordwärts zum Biobio oder nach S. zum Cautin. M. ist fruchtbar, in den westl. Ebenen liefert Weizen oft zwanzigfältigen Ertrag; die Wälder im O. liefern treffliches Bauholz. M. bedeckt 7400 qkm mit (1893) 71625 E., d. i. 9 auf 1 qkm. Die drei Departamentos sind Angol (s. d.) mit der Hauptstadt, Traiguen und Collipulli.

Malle des Indes (frz., spr. mall däsängd), s. Überlandpost.

Malleeland (spr. mälli-), s. Murray (Fluß).

Malleïn, Stoffwechselprodukt der Rotzbacillen, s. Rotzkrankheit.

Mallen, s. Mallung.

Matteolārbänder, die Bänder an den Knöcheln (s. d.).

Malleŏlus (lat., «Hämmerchen»), der Knöchel am Schien- und Wadenbein.

Mallepost, s. Malle.

Mallĕus (lat.), Hammer, Name des größten Gehörknöchelchens (s. Gehör, Bd. 7, S. 689 a). M. humidus, lat. Name der Rotzkrankheit (s. d.). – M. ist auch die wissenschaftliche Bezeichnung der Hammermuschel (s. d.). M. maleficārum («Hexenhammer»), s. Hexen.

Mallinckrodt, Herm. von, ultramontaner Politiker, geb. 5. Febr. 1821 zu Minden, studierte seit 1838 in Berlin und Bonn die Rechte und trat 1841 in den Justiz- und Verwaltungsdienst. Zur Zeit des Unionsparlaments war er kommissarischer Oberbürgermeister von Erfurt und unter dem Grafen Schwerin Hilfsarbeiter im Ministerium des Innern. 1860 kam er als Regierungsrat nach Düsseldorf und 1867 nach Merseburg. 1872 schied er aus dem Staatsdienste. Als kath.-konservativer Vertreter verschiedener westfäl. Wahlkreise war M. 1852‒63 und wiederum seit 1868 Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses, seit 1867 Mitglied des Norddeutschen und dann des Deutschen Reichstags. Im Abgeordnetenhause gehörte er während des Bestehens der kath. Fraktion zu dieser, dann zu der 1870 gebildeten Fraktion des Centrums, im Konstituierenden und Norddeutschen Reichstage zur bundesstaatlich-konstitutionellen Fraktion, im Deutschen Reichstage zur Centrumspartei, deren schlagfertigster Vorkämpfer er war. Er starb 26. Mai 1874 zu Berlin. – Vgl. Berger, Hermann von M. (Paderb. 1874); Mertens, Hermann von M. (ebd. 1874); ders., Die Totenklage um H. von M. (ebd. 1880); Pfülf, Hermann von M. Die Geschichte seines Lebens (Freib. i. Br. 1892).

Mallinger, Mathilde, Sängerin, geb. 16. Febr. 1818 zu Graz, erhielt ihre musikalische Ausbildung (seit 1863) in Prag und Wien, war 1866‒69 Mitglied des Münchener Hoftheaters, 1869‒82 der Berliner Oper und wirkt seit 1890 als Gesanglehrerin am Konservatorium in Prag. Sie ist mit dem Baron Schimmelpfennig von der Oye vermählt und hat auf zahlreichen Gastspielen durch ihre gut geschulte Stimme und ein bedeutendes schauspielerisches Talent Anerkennung gefunden. Sie stellte besonders Wagnersche Frauengestalten dar.

Mallmitz, Dorf im Kreis Sprottau des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, links am Bober und an der Linie Sommerfeld-Arnsdorf der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) mit dem Gutsbezirk (243 E.) 2249 meist evang. E., ein Rittergut, Schloß mit Park, ein Eisenhüttenwerk mit 600 Arbeitern und Blechwarenfabrikation, Mühle und Dampfziegelei.

Mallochen, s. Mollochen.

Mallophăga, s. Pelzfresser.

Mallorca (spr. malj-) oder Majorca, die größte der span. Balearen (s. d.) im Mittelmeer, hat mit Einschluß der Eilande Cabrera, Conejera und Dragonera 3414 qkm und (1887) 249008 E., von denen nur 71 auf die Nebeninseln kommen. M. besitzt die Gestalt eines Rhombus mit den Vorgebirgen Cabo-Formentor im NO., die kleine Insel Dragonera im W., de Salinas im S., de Pera im SO., während die beiden Buchten Bahia de Alcudia im NO. und Bahia de Palma im SW. sich bis auf 52 km nähern. Etwa die Hälfte ist eben (el Llano). Das Gebirge (la Mentaña) besteht aus zwei durch Höhenzüge verbundenen Bergketten, welche mit der Nordwest- und der Ostküste parallel streichen. Erstere, im Silla de Torellas 1571 m hoch, bildet eine Schutzmauer gegen die Nordwinde. Der östl. Zug besteht aus einzelnen Erhebungen, deren höchste, Bec de Farruch, 544 m aufsteigt, und ist öde. Die malerische westl. Hauptgebirgskette besteht großenteils aus Serpentin und Trapp; sonst sind Thonschiefer, Kalk und Sandstein vorherrschend. Zwei Steinkohlengruben liefern nur Kohle von geringer Qualität. Die Kalkformationen sind überaus reich an Schluchten und Höhlen; am berühmtesten ist die prachtvolle Tropfsteinhöhle Cueva de Arta und jene des Drach bei Manacor. An vielen Orten finden sich Marmor und Sandstein, hier und da Alabaster, Achat, Jaspis, Serpentin, Talk, Glimmer und Bergkrystall. Auch Mineralquellen und Salinen fehlen nicht. Die Bergabhänge, weit hinauf terrassiert, wohl bewässert und fleißig angebaut, tragen, begünstigt vom herrlichsten Klima, Fruchtbäume aller Art, namentlich Öl-, Mandel- und Maulbeerbäume, sowie Weinreben, Getreide, Gemüse und Gartenfrüchte in größter Menge. Die Thäler sind häufig mit Orangenpflanzungen erfüllt. Berühmt sind ihrer Schönheit und üppigen Vegetation wegen diejenigen von Valldemosa und Söller. Die Ebenen sind trocken und heiß, und namentlich bei Alcudia und andern Punkten der Küste wegen der häufig stagnierenden Wasser ungesund.

Die Bewohner, Mallorquines, sind nach ihrem Ursprung Valencianer und sprechen einen dem catalanischen verwandten Dialekt (Mallorquino). Neben Ackerbau, Viehzucht, Fischfang und Schiffahrt unterhalten sie Fabriken für Seife, Liqueure, Branntweine, Mandelöl, Baumwollgespinste und Gewebe, Seide, Papier u. s. w. und Gerbereien. Die Insel hat eine Eisenbahn von Palma nach Inca und Manacor und sechs Häfen. Besonders lebhaft ist der Küstenhandel mit den span. Küsten, Frankreich und