556
Mannesschwäche - Mannheim
welchem Verfahren alsdann die freie Röhrenbildung nicht mehr das Wesentliche ist. Das Walzen über einen Dorn (nach Fig. 4) kann auch zur Erweiterung unter gleichzeitiger Festigung einer fertigen Röhre dienen. Die nach dem M. R. hergestellten Röhren zeichnen sich gegenüber den geschweißten Röhren durch das Fehlen jeglicher Naht und damit durch große Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen innern Druck aus und haben vor diesen noch den Vorzug, daß die Fabrikationsmethode selbst unmittelbar einen Maßstab für die Güte des Fabrikates bildet, also die fertigen Röhren einer besondern Prüfung auf ihre Haltbarkeit nicht unterzogen zu werden brauchen. Bei einer neuern von der Charlottenburger Versuchsanstalt ausgeführten Materialprüfung wurde bei 24 bis 17 Proz. Dehnung eine Zerreißfestigkeit von 80 bis 86 kg pro 1 qmm festgestellt.
Zur Ausübung gelangt das M. R. gegenwärtig durch die Aktiengesellschaft Deutsch-Österreichische Mannesmannröhrenwerke auf ihren Werken in Bous a. d. Saar, Remscheid und Komotau, durch die Kupfer- und Messingwerke C. Heckmann in Duisburg-Hochfeld und durch die Mannesmann Tube Company zu Landore in Wales. Die erstgenannte Gesellschaft fabriziert in Komotau hauptsächlich Lokomotiv-Kesselrohre und Stahlrohre für die Bohr- und Bergbautechnik u. dgl. In Remscheid werden hauptsächlich Kriegsmaterial, wie Stahlgranaten, Gewehrmantelrohre u. dgl. hergestellt. Das Werk in Bous liefert blanke, kaltgezogene Röhren namentlich für Velocipede, sowie Flaschen für hohen innern Druck; außerdem besitzt es für Deutschland die alleinige Berechtigung zur Fabrikation von Kupfer- und Messingröhren nach dem M. R.
^[Abb. Fig. 3 und Fig. 4]
Mannesschwäche, s. Impotenz.
Mannfeld, Bernh., Radierer, geb. 6. März 1848 zu Dresden, besuchte, um sich dem Zimmermannshandwerk zu widmen, die Baugewerkschule zu Dresden, ging aber bald zur Radierkunst über. 1873 begab er sich nach Berlin, wo er seinen ersten Cyklus von Originalradierungen «Durchs deutsche Land. Malerische Stätten aus Deutschland und Österreich» (60 Blatt, Berl. 1876‒78) begann. 1881‒83 entstanden die großen Blätter: Rheingrafenstein im Nahethal, Rathaus zu Breslau, Dom zu Köln, Schloß zu Heidelberg. Zu seinen reifsten Schöpfungen gehören: Albrechtsburg bei Meißen (1884), Marienburg (1885), Limburg an der Lahn (1886), Schloß zu Merseburg (1887), Westchor des Doms zu Erfurt (1887), Dom zu Aachen (1888), Rathaus zu Löwen, sechs rhein. Städtebilder.
Manngeld, soviel wie Wergeld (s. d.).
Mannhardt, Wilhelm, Sagenforscher, geb. 26. März 1831 zu Friedrichstadt in Schleswig, studierte 1851‒54 in Berlin und Tübingen, habilitierte sich 1858 als Privatdocent in Berlin, zog sich aber 1863 nach Danzig zurück, wo er 26. Dez. 1880 starb. M. ist einer der bedeutendsten Mythologen und hat nicht nur der deutschen, sondern auch der klassischen Mythologie ganz neue Bahnen eröffnet. M. gab seit 1855 Wolfs «Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde» heraus. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Germanische Mythen» (Berl. 1858), «Die Götter der deutschen und nordischen Völker» (ebd. 1860), «Roggenwolf und Roggenhund» (2. Aufl., Danz. 1866), «Die Korndämonen» (Berl. 1868), «Wald- und Feldkulte» (2 Bde., ebd. 1875‒77), «Mytholog. Forschungen» (hg. von Patzig, Straßb. 1884).
Mannheim. 1) Landeskommissariatsbezirk des Großherzogtums Baden (s. d., Bd. 2, S. 262), zerfällt in die Kreise M., Heidelberg und Mosbach. – 2) Kreis im Landeskommissariatsbezirk M., hat 482 qkm, 1890:159634 E., darunter 67612 Katholiken und 5673 Israeliten, 1895: 178911 (88493 männl., 90418 weibl.) E., 37789 Haushaltungen in 40 Gemeinden und zerfällt in 3 Amtsbezirke:
Amtsbezirke qkm Einwohner 1890 Einw. auf 1 qkm Evangelische Katholische Israeliten Einwohner 1895
Mannheim 168,92 108636 643 55371 47508 4912 123308
Schwetzingen 199,00 30552 153 15998 14219 311 32946
Weinheim 114,18 20446 179 14074 5885 450 22657
– 3) Amtsbezirk im Kreis M. (s. vorstehende Tabelle). – 4) Hauptstadt des Landeskommissariatsbezirks und des Kreises M., zweite Hauptstadt des Großherzogtums im Rheinthal, an der Mündung des Neckar in den Rhein, mit dem gegenüber liegenden Ludwigshafen (s. d.) durch eine 1867 erbaute Brücke, eine Dampffähre und Pferdebahn, mit der nordöstl. Neckarvorstadt durch eine Eisenbrücke (1891) verbunden, liegt an den Linien M.-Neunkirchen (116,1 km) der Pfälz. Eisenbahnen, Frankfurt-M. (80,9km) der Hess. Ludwigsbahn, M.-Karlsruhe (62 km) und M.-Heidelberg (18,5 km) der Bad. Staatsbahnen und an der Mannheim-Weinheimer Eisenbahn (Nebenbahn), mit 5 Bahnhöfen und Straßenbahn nach Feudenheim und ist Sitz eines Landgerichts mit 2 Kammern für Handelssachen und 6 Amtsgerichten (Heidelberg, M., Schwetzingen, Sinsheim, Weinheim a. d. Bergstraße, Wiesloch), Amtsgerichts, Hauptzollamtes, Bezirkskommandos, einer Rheinbauinspektion, Domänenverwaltung, der Centralkommission für Rheinschiffahrt und von 23 Konsuln. Die Stadt hat 1890: 79044, 1895: 91116 (45286 männl., 45830 weibl.) E., darunter 38614 Katholiken und 4787 Israliten, in Garnison das 1., 3. und 4. Bataillon des Grenadierregiments Kaiser Wilhelm Ⅰ. Nr. 110.
Anlage und Bauten. M. ist sehr regelmäßig gebaut. Die 21 Straßen der Innenstadt, in der kreisrunden Anlage der frühern Festung entsprechend, schneiden sich rechtwinklig und werden durch die Buchstaben A-U und Ziffern bezeichnet. Auf dem Paradeplatz steht ein marmorner Springbrunnen mit reichem Bildwerk in Bronzeguß und einer von Crepello gegossenen, auf die Verwüstung der Pfalz sich beziehenden Statue, auf dem Marktplatz ein Handel und Verkehr darstellendes Gruppenbild aus Sandstein, auf dem Theaterplatz die Kolossalstandbilder von Schiller, Dalberg und Iffland, auf dem Schloßplatz ein von Eberlein modelliertes
^[Abb. Wappen von Mannheim]