Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

587

Marggraff – Maria (die Mutter Jesu)

kasse, Vorschuß-und Kreditverein; Cementröhrenfabrik, Mühlen und Sägewerk. Nahebei Schloß Oletzko. M. wurde 1560 angelegt.

Marggraff, Herm. Dichter und Schriftsteller, geb. 14 Sept. 1809 zu Züllichau, studierte in Berlin Philologie, schriftstellerte seit 1838 in Leipzig, seit 1843 in München; 1845‒47 war er in Augsburg an der «Allgemeinen Zeitung», 1847‒53 in Heidelberg, Frankfurt und Hamburg an verschiedenen andern Zeitungen thätig. 1853 übernahm er in Leipzig die Redaktion der «Blätter für literar. Unterhaltung». Er starb 11. Febr. 1864. M.s Schrift «Deutschlands jüngste Litteratur- und Kulturepoche» (Lpz. 1839) ist für die Geschichte des Jungen Deutschlands von Wert. Den frühern humoristischen Romanen «Justus und Chrysostomus, Gebrüder Pech» (2 Bde., Lpz. 1840) und «Johannes Mackel» (2 Bde., ebd. 1841) ließ er die Münchhausiade «Fritz Beutel» (Frankf. 1857) folgen. Unter seinen «Gedichten» (Lpz. 1857) zeichnen sich die humoristisch und volkstümlich gehaltenen aus.

Margherīta, Königin von Italien, s. Humbert.

Margherita Ligure, Santa, Stadt, s. Santa Margherita Ligure.

Marghilan, russ. Stadt, s. Margelan.

Margiāne, im Altertum eine innerasiat. Landschaft am obern Oxus (Amu-darja) mit der Hauptstadt Antiochia Margiana (heute Merw, s. d.).

Margiljan, russ. Stadt, s. Margelan.

Marginalĭen (neulat.), Randglossen, Randbemerkungen, besonders in Handschriften.

Margitainsel, s. Mohacs.

Margītes, in der griech. Volkssage eine komische Person, tölpelhaft und beschränkt, doch sich für klug haltend, charakterisiert durch den Vers: «Vielerlei Dinge verstand er, doch schlecht verstand er sie alle.» M. ist der Held eines komischen Gedichts, das dem Homer zugeschrieben wurde; die erhaltenen Fragmente u. a. hg. von Kinkel in den «Epicorum graecorum fragmenta», Tl. 1 (Lpz. 1877).

Margo (lat.), Rand; ad marginem, in margine, am Rande.

Margolf, Vogel, s. Heher.

Margonin, Stadt im Kreis Kolmar des preuß. Reg.-Bez. Bromberg in Posen, am Margoninersee gelegen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Schneidemühl) hat (1895) 1776 (1890: 1824) E., darunter 750 Evangelische und 109 Israeliten, Post, Telegraph, kath., neue evang. Kirche und Synagoge.

Margosaöl, Öl aus der Rinde von Melia Azedarach L., einer Meliacee Asiens, von knoblauchartigem Geruch und sehr bitterm Geschmack. M. dient als Mittel gegen Eingeweidewürmer.

Margot (frz., spr. -goh), Koseform von Marguerite, Gretchen.

Marguerite (frz., spr. marg’riht), Margarete; auch Name der Margaretenblume (s. d.).

Marguerite, Sainte (spr. ßängt marg’riht), Insel, s. Lerinische Inseln.

Marheineke, Phil. Konr., prot. Theolog, geb. 1. Mai 1780 zu Hildesheim, studierte in Göttingen, wurde 1804 Repetent daselbst, 1805 außerord. Professor und Universitätsprediger in Heidelberg, 1809 ord. Professor daselbst, 1811 in Berlin, wo er, seit 1820 auch Prediger an der Dreifaltigkeitskirche, 31. Mai 1846 als Oberkonsistorialrat starb. Anfangs der Schellingschen Philosophie zugethan, wandte er sich später dem System Hegels zu und galt seit dessen Tod als der Mittelpunkt der sog. Hegelschen Rechten, die den gesamten Inhalt der orthodoxen Kirchenlehre in Hegelsche Formen fassen und dadurch beweisen zu können glaubte. Der Übergang von Schelling zu Hegel offenbart sich in seinen «Grundlehren der christl. Dogmatik» (Berl. 1819; 2. Aufl. 1827). Durch seine objektive Darstellung des kath. Lehrsystems ist von grundlegender Bedeutung für die Wissenschaft der Symbolik seine «Christl. Symbolik» (3 Bde., Heidelb. 1810‒14), der 3. Bd. auch u. d. T. «System des Katholicismus in seiner symbolischen Entwicklung». Unter M.s kirchenhistor. Schriften ist die «Geschichte der deutschen Reformation» (2 Bde., Berl. 1816; 2. Aufl., 4 Bde., 1831‒34) hervorzuheben. Nach seinem Tode erschienen seine «Theol. Vorlesungen» (4 Bde., Berlin; Bd. 1: «System der theol. Moral», 1847; Bd. 2: «System der christl. Dogmatik», 1847; Bd. 3: «Christl. Symbolik», 1848; Bd. 4: «Christl. Dogmengeschichte», 1849). Außer mehrern Predigtsammlungen sind noch zu nennen: «Institutiones symbolicae» (Berl. 1812; 3. Aufl. 1830), «Entwurf der praktischen Theologie» (ebd. 1837), «Einleitung in die öffentlichen Vorlesungen über die Bedeutung der Hegelschen Philosophie in der christl. Theologie» (ebd. 1842), «Der Erzbischof Clemens August Freiherr Droste zu Vischering als Friedensstifter zwischen Staat und Kirche» (ebd. 1843), «Die Reformation, ihre Entstehung und Verbreitung in Deutschland, dem deutschen Volke erzählt» (ebd. 1846; 2. Aufl. 1858). – Vgl. Weber, Le système dogmatique de M. (Straßb. 1857).

Maria, der 170. Planetoid.

Maria, Insel an der Ostseite von Tasmanien, 149 qkm groß.- An der Westseite die sichere Oysterbai, an der Ostseite die Reidlebai.

Maria (hebr. Mirjam), die Mutter Jesu, in der Kirchensprache Unsere Liebe Frau (U. L. F.), auch die Heilige Jungfrau, frz. Notre-Dame; ital. Madonna. Nach der ursprünglichen Überlieferung hat sie Jesum ihrem Gatten Joseph, einem Zimmermann zu Nazareth, in rechtmäßiger Ehe geboren. Aber schon die kanonischen Evangelien, namentlich das erste und dritte, kennen die seitdem in der Kirche geltende andere Anschauung. Danach lebte M. zu Nazareth und war mit dem Zimmermann Joseph verlobt. Ein Engel verkündigte ihr, sie werde durch die Kraft Gottes einen Sohn gebären, der Gottes Sohn heißen und der von Israel erwartete Retter sein werde. Als Joseph ihre Schwangerschaft wahrnahm, wollte er sich von ihr scheiden, wurde jedoch im Traume von einem Engel ermahnt, sie nicht zu verlassen. Während eines Aufenthaltes in Bethlehem gebar sie Jesum, den sie am Tage ihrer Reinigung dem Herrn im Tempel zu Jerusalem darbrachte; dann floh sie, im Traume gewarnt, vor Herodes nach Ägypten, von wo sie nach dessen Tode nach Nazareth zurückkehrte. Über ihre erziehende Thätigkeit wie über ihren Charakter läßt sich aus den Evangelien nichts Bestimmtes erkennen. Das vierte Evangelium läßt sie nur bei der Hochzeit zu Kana und unter dem Kreuze Jesu auftreten, wo der sterbende Sohn sie der Pflege seines Lieblingsjüngers Johannes übergab. Apokryphe Evangelien nennen sie eine Tochter des Joachim und der Anna (s. d.), lassen sie im Tempel erzogen und als 12jähriges Mädchen dem greisen Joseph zum Schein verlobt werden. Die jungfräuliche Geburt Jesu erfolgt unter wunderbaren Umständen in einer Höhle bei Bethlehem. Die spätere Sage weiß noch zu erzählen, daß sie 11 Jahre im Hause des Johannes gelebt habe, 59 J. alt geworden und zuletzt gen Himmel gefahren sei.