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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Medici

1433 verhaften zu lassen; verbannt begab er sich nach Venedig. Kurz darauf gewannen seine Anhänger in Florenz die Oberhand, Rinaldo degli Albizzi wurde vertrieben. Cosimo kehrte nun zurück und herrschte seitdem thatsächlich über die Stadt, ohne deren republikanische Verfassung aufzuheben. Seinen Reichtum verwendete er dazu, Florenz eine ausschlaggebende Stellung in Italien zwischen Rom, Neapel, Mailand und Venedig zu verschaffen und es zur ersten Stadt des Renaissancezeitalters zu erheben. Unterstützt durch Brunelleschi, Michelozzo und Donatello, ließ er überaus prächtige Bauten aufführen; er stiftete die Platonische Akademie unter Marsilius Ficinus (s. d.), zog die bedeutendsten Humanisten der Zeit in seine Umgebung und gründete 1444 die Biblioteca Laurentiana, die heute noch neben Paris und Rom bedeutendste Sammlung von Handschriften (etwa 10000) griech. und lat. Klassiker. Er starb 1. Aug. 1464. – Vgl. Fabroni, Vita magni Cosmi Medicei (2 Bde., Pisa 1788‒89); Armengaud, Cosme de M. et sa correspondance inédite (in dem «Compte rendu de l’Académie des sciences morales et politiques», 1876).

Piero de’ M., geb. 1414, Sohn und Nachfolger des vorigen, starb schon 3. Dez. 1469.

Lorenzo de’ M., mit dem Beinamen «Il Magnifico» (der Prächtige), geb. 1. Jan. 1448, übernahm nach dem Tode seines Vaters Piero de’ M. mit seinem Bruder Giuliano (Ⅰ.) die Leitung der Republik. Nach der mißlungenen Verschwörung der Pazzi 1478, welche nur Giuliano das Leben gekostet, steigerte er seine Macht im Innern außerordentlich. Dem Krieg mit Rom und Neapel, welcher im Gefolge der Verschwörung der Pazzi schwere Not über Toscana brachte, brach Lorenzo die Spitze ab angeblich durch seine mutvolle Fahrt zu Ferdinand Ⅰ. von Neapel, in Wirklichkeit durch den schon vorher vereinbarten Separatfrieden mit Neapel (1480), dem nach Papst Sixtus’ Ⅳ. Tod auch die Verständigung mit Rom folgte (1484). Seitdem getragen von der Gunst seiner Mitbürger, machte er die frühern freiheitlichen Einrichtungen vollends zum bloßen Schein, beschränkte sie schließlich auch äußerlich und verfügte über die öffentlichen Gelder wie über eigene, namentlich seit sein großer Aufwand den Bankerott seines eigenen Vermögens herbeigeführt hatte. Lorenzo, selbst einer der besten Dichter Italiens, sammelte, wie sein Großvater Cosimo, Künstler und Humanisten um sich und vermehrte die deshalb nach ihm genannte Biblioteca Laurentiana wesentlich. Er starb 8. April 1492. – Vgl. Opere di Lorenzo de’ M. (Prachtausgabe Leopolds Ⅱ., 4 Bde., Flor. 1825); Fabroni, Laurentii M. Vita. (2 Bde., Pisa 1784); Roscoe, The life of Lorenzo de M. (Lond. 1796 u. ö.; zuletzt hg. von W. Hazlitt, ebd. 1890; deutsch von J. ^[richtig: Friedrich] Spielhagen, Lpz. 1861); Reumont, Lorenzo de’ M. (2 Bde., Lpz. 1874; 2. Aufl. 1883); Buser, Lorenzo de’ M. als ital. Staatsmann (ebd. 1879).

Piero (Ⅱ.) de’ M., geb. 15. Febr. 1471, Sohn des vorigen, übernahm 1492 nach Lorenzos Tod die Leitung in Florenz, machte sich durch sein hochfahrendes Wesen und seine kleinmütige Unterwerfung unter den 1494 in Italien einfallenden Karl Ⅷ. von Frankreich beim Volke so verhaßt, daß es unter Führung seiner eigenen Vettern und Savonarolas (s. d.) ihn verjagte. Er begab sich zu den franz. Truppen nach Neapel, und als diese 28. Dez. 1503 am Garigliano von Gonsalvo de Cordova (s. d.) überfallen wurden, ertrank Piero auf der Flucht in dem Fluß. – Sein jüngerer Bruder, Giovanni de’ M., bestieg 1513 als Leo Ⅹ. (s. d.) den päpstl. Stuhl. Sein jüngster Bruder, Giuliano de’ M., kehrte 1512 zurück, überließ aber die Regierung schon 1513 seinem Neffen Lorenzo und ging nach Rom. Franz Ⅰ., dessen Tante Philiberte von Savoyen er heiratete, erhob ihn zum Herzog von Nemours; er starb 1516.

Lorenzo de’ M. (Ⅱ.), geb. 13. Sept. 1492, gest. 4. Mai 1519, Sohn Pieros (Ⅱ.), erhielt von Papst Leo Ⅹ., seinem Oheim, 1516 das Herzogtum Urbino, vermählte sich 1518 mit der Nichte des Giulio de’ M., eines unehelichen Sohnes Giulianos (Ⅰ.), Magdalene de la Tour d’Auvergne; seine Tochter ist Katharina von Medici (s. d.), Gemahlin König Heinrichs Ⅱ. von Frankreich. Ihm wie seinem Oheim Giuliano (gest. 1516) wurden in der Sagrestia nuova von San Lorenzo zu Florenz die berühmten, von Michelangelo gemeißelten Grabdenkmäler errichtet (s. Tafel: Grabmal des Lorenzo de’ Medici, beim Artikel Michelangelo).

Alessandro de’ M., unehelicher Sohn Lorenzos (Ⅱ.), wurde, nachdem Giulio de’ M. 1523 als Clemens Ⅶ. (s. d.) Papst geworden, dessen Nachfolger in der Herrschaft über Florenz. 1527 vertrieben, wurde er von Karl Ⅴ., dessen natürliche Tochter, Margarete von Parma, er heiratete, 1530 zurückgeführt. Seine Gewaltthaten und Ausschweifungen erleichterten seinem Vetter Lorenzino de’ M. seine Ermordung 5. Jan. 1537. Mit ihm erlosch der Mannsstamm der ältern Linie der M., an deren Stelle nun die jüngere trat, die von dem zweiten Sohn des Gonfaloniere Giovanni di Bicci de’ M. abstammt. – Vgl. Ferrari, Lorenzino de’ M. e la vita cortigiana del cinquecento (Mail. 1891).

Das Haupt dieser jüngern, großherzogl. Linie der M., Giovanni de’ M., Führer der «schwarzen Bande», machte sich gefürchtet als Feldherr und fiel gegen die Kaiserlichen 1526; sein Sohn war Cosimo Ⅰ. de’ M., erster Großherzog von Toscana, geb. 11. Juni 1519. Nach der Ermordung Alessandros de’ M. wurde er vom Senat als Herzog von Florenz proklamiert und von Karl Ⅴ. als solcher bestätigt; der letztere half ihm auch durch Entsendung span. Truppen die Strozzi, die Erbfeinde der M., zu vernichten. Nachdem er durch ein Schreckensregiment jede Gefahr eines Widerstandes im Innern beseitigt hatte, bekriegte er Piombino, Lucca und Siena, zwang das letztere im April 1555 zur Ergebung und wurde als dessen Herr 1557 von Philipp Ⅱ. anerkannt. Pius Ⅴ., den er gegen Spanien und bei Unterdrückung der geistigen Bewegung in Italien unterstützte, ernannte ihn 1569 zum Großherzog von Toscana und krönte ihn in Rom, trotz der Einsprache Philipps Ⅱ. von Spanien und Kaiser Maximilians Ⅱ. Mit großer Sorgfalt war er für die Hebung des Landes thätig. Er erneuerte die Universität Pisa und machte sich um die Akademie zu Florenz verdient. Zum Schutz des Levantehandels gegen die Türken gründete er den Orden von San Stefano (1562). Er starb 21. April 1574. Aus seiner Ehe mit Eleonore von Toledo, der Tochter des span. Vicekönigs von Neapel, stammten seine beiden nächsten Nachfolger: Franz Ⅰ. (s. d., Bd. 7, S. 136 a) und Ferdinand Ⅰ. (s. d., Bd. 6, S. 673 b). – Vgl. Pizzichi, Viaggio per l’alta Italia (neu hg. von Moreni, Flor. 1828).

Des letztern Sohn, Cosimo Ⅱ. de’ M., Großherzog von Toscana, geb. 12. Mai 1590, gest.