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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Moorleinen – Moose

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Moorkultur'

dann wird die ursprüngliche Vegetationsdecke des Moors durch Aufbringen einer 11 cm starken Moorschicht getötet, die man den an der Langseite jedes etwa 20–25 in breiten Moorstreifens ausgehobenen Gräben entnimmt. Auf die noch feuchte Moorschicht kommt eine 11 cm starke Schicht reinen, schwefelkiesfreien, nicht humosen, womöglich etwas körnigen und lehmigen Sandes. Kann dieser nicht aus den Gräben gewonnen werden, so muß er mittels Feldbahnen von Nachbarflächen herangeschafft werden. Der Sand wird dann durch Kainit und Phosphorsäure gedüngt und bildet die Ackerkrume, die bei der Bestellung nicht mit dem Moor vermischt werden darf.

Die besprochenen Arten der M. haben Erträge bewirkt, die hinter denen guter Mineralböden nicht zurückstehen. Sehr viel ist, außer von der oldenb., von der preuß. Regierung für die Erschließung der Moore durch Kanäle und für die Besiedelung geschehen. Eine Central-Moorkommission bearbeitet die einschlägigen Sachen. Preußen hat eine Moorversuchsstation in Bremen. Daneben ist ein Verein zur Förderung der M. im Deutschen Reiche thätig, dessen seit 1883 erscheinende «Mitteilungen» neben den Protokollen jener Central-Moorkommission über die Fortschritte der M. unterrichten. – Vgl. Krey, Die M. Anleitung für Landwirte und Kulturtechniker (Berl. 1885); Conrad von Seelhorst, Acker- und Wiesenbau auf Moorboden (ebd. 1891).

Moorleinen, s. Leinwand.

Moorrauch, s. Höhenrauch.

Moorschneehuhn, s. Schneehuhn und Tafel: Hühnervögel II, Fig. 3.

Moorschnepfen, s. Becassinen.

Moorsomsche Vermessungsmethode, s. Schiffsvermessung.

Moos, s. Moose; in geogr. Hinsicht, s. Moor; über Isländisches Moos s. d.; schwedisches Moos, s. Lecanora.

Moos, eine aus dem Judendeutsch (Plural vom hebr. meo, Stein, Pfennig) entlehnte Bezeichnung für Geld; Moses und die Propheten haben, soviel wie Geld haben, Redensart nach Luk. 16,29, womit die Redensart «M. haben», für «Geld haben» scherzhaft verquickt wurde.

Moos, Salomon, Ohrenarzt, geb. 15. Juli 1831 zu Randegg im Großherzogtum Baden, studierte in Heidelberg, Prag und Wien, habilitierte sich 1859 an der Universität Heidelberg und wurde daselbst 1866 außerord. Professor. Er führte zuerst den wichtigen Nachweis, daß bei verschiedenartigen Infektionskrankheiten Mikroorganismen auch in das Labyrinth einwandern und hier bedeutende Veränderungen hervorrufen können, welche die Ursache der bisher unaufgeklärten kombinierten Gehörs- und Gleichgewichtsstörungen sind. Außer zahlreichen Einzelaufsätzen veröffentlichte er: «Klinik der Ohrenkrankheiten» (Wien 1866), «Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Eustachischen Röhre» (Wiesb. 1875), «Über Meningitis cerebrospinalis epidemica» (Heidelb. 1881), «Über Pilzinvasion des Labyrinths nach Diphtherie» (Wiesb. 1887), «Histologische und bakterielle Untersuchungen über Mittelohrerkrankungen bei den verschiedenen Formen der Diphtherie» (ebd. 1890). Auch begründete er und redigierte seit 1869 mit Knapp die in deutscher und engl. Sprache erscheinende «Zeitschrift für Ohrenheilkunde» (Wiesbaden). Er starb 15. Juli 1895 in Heidelberg.

Moosachat, s. Chalcedon (Mineral). ↔

Moosbeere, s. Vaccinium.

Moosburg. 1) Stadt im Bezirksamt Freising des bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, an der Linie München-Regensburg der Bayr. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Landshut), hat (1895) 3057 (1890: 3012) E., darunter 22 Evangelische, Postexpedition, Telegraph, roman. Münsterkirche, zwei roman. Nebenkirchen, Wasserleitung, Badeanstalt; Malzbrechmühle mit Dampfbetrieb, acht Brauereien, große Schranne und berühmte Pferdemärkte. -

2) Burg, s. Biebrich.

Moosdistel, s. Sonchus.

Moose, Musci oder Muscinĕae, eine große Abteilung der Kryptogamen, zwei Gruppen, die Laubmoose (Musci frondosi oder Bryoideae) und die Lebermoose (Musci hepatici oder Hepaticae) umfassend. Während bei den erstern durchgängig eine deutliche morpholog. Differenzierung in Stamm und Blatt vorhanden ist, stellt der vegetative Teil vieler Lebermoose einen echten Thallus dar, an dem eine Unterscheidung von Stamm und Blatt nicht durchführbar ist; andere Lebermoose verhalten sich in dieser Beziehung ganz wie die Laubmoose. Von den höher entwickelten Gefäßkryptogamen unterscheiden sich die M. durch den anatomischen Bau, besonders aber durch die Art des ihnen eigentümlichen Generationswechsels. Wenn auch bei vielen Laubmoosen in den Stämmchen die Anfänge eines Leitbündels zu finden sind, so ist doch der gänzliche Mangel an normalen Gefäßbündeln mit deutlichen Gewebesystemen, wie sie die Gefäßkryptogamen besitzen, ein charakteristischer Unterschied zwischen diesen und den M. Im Generationswechsel zeigen sie zwar auch, wie jene, eine geschlechtliche und eine ungeschlechtliche Generation; aber während bei den Gefäßkryptogamen die erstere auf einen meist wenig zelligen, thallusartig entwickelten Gewebekörper, das Prothallium, beschränkt ist, stellt bei den M. die eigentlich grüne Moospflanze, die in den meisten Fällen in Stamm und Blatt gegliedert ist, die geschlechtliche Generation dar. Auf ihr werden an bestimmten Orten die Antheridien oder Archegonien gebildet, und nach der Befruchtung der letztern wächst aus denselben die Moosfrucht, das Sporogonium, heran, welches als ungeschlechtliche sporenerzeugende Generation der in Stamm, Blatt und Wurzel gegliederten Generation der Farne, Equisetaceen und Lycopodiaceen entspricht. Bei diesen drei Gruppen hat das Prothallium eine verhältnismäßig kurze Lebensdauer; es stirbt bald nach der Befruchtung ab, und die sich nunmehr entwickelnde ungeschlechtliche Generation bleibt lange erhalten; bei den M. hingegen ist es umgekehrt: die Moosfrucht stirbt bald nach der Reife der Sporen ab, während die aus den Sporen hervorwachsende geschlechtliche Moospflanze eine oft sehr lange Lebensdauer besitzt.

Die Keimung der Sporen erfolgt bei den M. in der Weise, daß zunächst aus denselben ein meist fadenartiger, mehrfach durch Querwände geteilter und verzweigter Vorkeim sich entwickelt, der ungefähr den Fäden der Konferven gleicht. An diesem Gebilde, dem Protonema, entstehen die eigentlichen Moospflanzen durch Bildung von seiten- oder endständigen kleinen Knospen, die sich entweder, wie bei manchen Lebermoosen, zu einem meist flach ausgebreiteten Thallus oder, wie bei den andern Gruppen, zu einem beblätterten Stämmchen weiter entwickeln. In beiden Fällen wird die Verbindung der

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1033.