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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Munkacsy; Münnerstadt; Münnich; Muñoz; Münsingen; Munster

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Munkacsy – Munster

rühmt durch starke Mauern und viele Belagerungen. Nördlich von M. durch den Paß von Vereczke betraten die Magyaren zuerst ungar. Boden. Der Ruthenenfürst Koriatovich wurde 1352 von König Ludwig Ⅰ. zum Herzog von M. ernannt und ließ die Festung (1359) sowie den Brunnen (72 m tief) erbauen. Bekannt ist die Belagerung, welche Helena Zrinyi, Gemahlin Tökölys, durch den österr. Feldherrn Caraffa aushielt. Die Festung M. ward erst nach dreijähriger Verteidigung 14. Jan. 1688 übergeben. Seit Anfang des 19. Jahrh. diente sie als Staatsgefängnis (Fürst Alexander Hypsilantis saß hier 1821‒23 gefangen) und ist jetzt Strafanstalt.

Munkacsy (spr. -katschi), Michael von, eigentlich Lieb, ungar. Maler, geb. 20. Febr. 1844 zu Munkács, Sohn eines Tischlers und anfangs in diesem Handwerk erzogen, ging dann nach Wien, hierauf nach München, um sich zum Maler auszubilden. Hier nahm sich seiner der Schlachtenmaler Franz Adam an, und M. trug bei Konkurrenzen der ungar. Regierung dreimal den ersten Preis davon. 1867 begab er sich nach Düsseldorf, wo er sich unter Knaus und Vautier weiter bildete. Das ergreifende Werk: Der letzte Tag des zum Tode Verurteilten (1869), machte großes Aufsehen. Seit 1872 lebte M. in Paris, wo er vom Genre zur monumentalen religiösen Malerei überging. Die Hauptwerke dieser Richtung sind: Christus vor Pilatus, Kreuzigung Christi (1883), Christus am Kreuz (1892 für die Dresdener Galerie erworben). Zu seinen Genrebildern gehören ferner: Milton seinen Töchtern das «Verlorene Paradies» diktierend (1878), sowie Die letzten Augenblicke Mozarts (1886); außerdem malte M. Scenen aus dem Familienleben und ungar. Dorf- und Volksscenen, wie Besuch bei der Wöchnerin (1879; München, Neue Pinakothek), Der Taschenspieler in der Schenke, Der Hahn im Dorf. Auch mehrere Porträte hat M. gemalt (das des Kardinals Haynald, Liszts u. a.). Eine gewisse melancholisch-düstere Richtung und eine tief gestimmte Farbe sind seinen Arbeiten eigen. Die Kuppel der Wiener Museen schmückte er mit Kompositionen im Stil des Tiepolo; seit 1892 ist er mit dem Kolossalbilde: Besitzergreifung Ungarns durch den großen Arpád, für den Sitzungssaal des neuen Parlamentsgebäudes in Budapest beschäftigt. Er wurde in den österr. Adelsstand erhoben und erhielt die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung. Nach Budapest zurückgekehrt, wurde er 1895 zum Oberlandeskunstinspektor ernannt. 1896 vollendete er sein neuestes Kolossalgemälde «Ecce homo».

Münnerstadt, Stadt im Bezirksamt Kissingen des bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, an der Lauer und der Linie Meiningen-Bad Kissingen der Bayr. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Schweinfurt), Rent- und Forstamtes, hatte 1890: 2270, 1895: 2200 E., darunter 52 Evangelische, Postexpedition, Telegraph, alte Stadtmauer mit Thortürmen, frühgot. Pfarrkirche (13. Jahrh.) mit roman. West- und got. Südturm (15. Jahrh.), Augustinerkloster mit Alumnat, königl. Gymnasium, 1660 gegründet und seit 1685 lange Zeit in den Händen der Augustiner, Distriktssparkasse; Brauerei, Kunstmühlen, Jahr- und Viehmärkte. – Vgl. Reininger, M. und seine nächste Umgebung (Würzb. 1852).

Münnich, Burkhard Christoph, Graf von, russ. Feldmarschall und Staatsmann, geb. 19. (9.) Mai 1683 zu Neuenhuntorf in Oldenburg, trat jung in franz., 1701 als Hauptmann in hess.-darmst., 1717 als Generalmajor in poln.-sächs. und 1720 in russ. Dienste. Peter Ⅱ. erhob ihn 1727 zum General-en-Chef und 1728 in den russ. Grafenstand; 1732 wurde er Generalfeldmarschall und Präsident des Kriegskollegiums. Er gab dem Landheere eine neue Organisation und errichtete das adlige Kadettenkorps. 1734 eroberte er Danzig. Im Kriege gegen die Türken verwüstete er 1736 die Krim, eroberte 1737 Otschakow, ging 1739 über den Dnjestr, schlug die Türken bei Stawutschana, bemächtigte sich der Festung Chotin und besetzte die Moldau. Nach dem Tode der Kaiserin stürzte er den als Vormund des minderjährigen Thronfolgers Iwan zum Regenten des Reichs erklärten Herzog Biron (s. d.) von Kurland und ließ ihn gefangen setzen, worauf die Prinzessin Anna, Iwans Mutter, die Regentschaft übernahm. M. wurde nun Premierminister und betrieb mit vielem Eifer das Bündnis mit Preußen. Als aber die Regentin mit Wien und Dresden in Verbindung trat, forderte er im Mai 1741 seinen Abschied. Kurz zuvor war er in den deutschen Reichsgrafenstand erhoben worden. Bei seiner Abreise nach Königsberg wurde er auf Befehl der Kaiserin Elisabeth verhaftet und zum Tode verurteilt, nachmals aber seiner Güter und Würden für verlustig erklärt und nach Pelym in Sibirien verwiesen. Dort lebte er bis 1762, wo ihn Kaiser Peter Ⅲ. zurückberief. Katharina Ⅱ. ernannte ihn noch 1762 zum Generaldirektor der Häfen am Baltischen Meere. M. starb 27. Okt. 1767 in Petersburg. Er schrieb: «Ébauche pour donner une idée de la forme du gouvernement de l’empire de Russie» (Lpz. 1774). Seine umfangreichen Tagebücher, die in verschiedenen Publikationen, z. B. von Herrmann, «Beiträge zur Geschichte des Russischen Reichs» (Lpz. 1843), S. 117 fg., veröffentlicht sind, bilden eine wichtige Quelle für die Geschichte seiner Zeit. 1891 wurde nach ihm das 37. russ. Dragonerregiment benannt. – Vgl. Hempel, Leben M.s (Brem. 1742); Halem, Geschichte des Feldmarschalls Grafen M. (Oldenb. 1803; neue Ausg. 1838); Kostomarow, Feldmarschall M. (in dessen «Russ. Geschichte in Biographien», Bd. 2).

Muñoz (spr. munjohds), Don Fernando, Herzog von Rianzares, Gemahl der Königin Maria Christina (s. d.) von Spanien.

Münsingen. 1) Oberamt im württemb. Donaukreis, hat 554,24 qkm, 1890: 24214, 1895: 23808, (11298 männl., 12510 weibl.) E. – 2) Oberamtsstadt im Oberamt M., an der Nebenlinie Reutlingen-M. (34,5 km) der Württemb. Staatsbahnen, Sitz des Oberamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Ulm) und der Kommandantur des nahen Truppenübungsplatzes, hatte 1890: 1699, 1895: 1635 E., Post, Telegraph, ein Schloß, jetzt Speicher, wo 1482 der Münsinger Vertrag (s. Württemberg, Königreich [Geschichte]) geschlossen wurde, Realschule, Handwerkerbank; Weberei, Töpferei, Eisenwarenfabrikation, Ziegelei, Samenzucht und ‑Handel.

Munster (spr. mönnst’r) oder Mounster, irisch Mown, die südwestl. und größte Provinz Irlands, grenzt im N. an Connaught, im O. an Leinster, im S. und W. an den Atlantischen Ocean, hat 24554 qkm und (1891) 1172402 E., d. i. 48 auf 1 qkm, gegen 1331115 im J. 1881 und 2404460 im J. 1841. 93 Proz. sind katholisch. Die Zahl der Auswanderer betrug (1892) 20050. Die Fjordküste bildet im W. die Galway- und Liscannorbai, den Mündungsbusen des Shannon, die Dinglebai, im SW. die Ballinskelligbai, Kenmare-River, Bantry- und