Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Mustapha (Kara)'
verheerend in die österr. Erblande vor. Am 14. Juli 1683 begann er mit 160000 Mann die Belagerung von Wien, das der Graf
Starhemberg mit 10000 Mann verteidigte. Die Stadt war dem Fall nahe, als das Entsatzheer der Polen und Deutschen unter
Johann Sobieski erschien und 12. Sept. 1683 den Feind vollständig schlug. M. entfloh mit den Trümmern seines Heers nach
Ungarn. Als bald darauf der Sultan die Nachricht von der 9. Okt. 1683 erfolgten Niederlage M.s bei Parkany und dem Verlust der
Feste Gran erhielt, ließ er M. 25. Dez. 1683 in Belgrad erdrosseln.
Muster, soviel wie Probe, kleiner Teil einer Warenpartie, nach welchem eine größere Menge
rücksichtlich ihrer Güte und Äußerlichkeit beurteilt werden soll (s. Kauf nach Probe); ferner bedeutet es das
in gewissen Abständen wiederkehrende Flächenornament (Dessin) auf Geweben,
Teppichen, Fliesen und ähnlichen gewerblichen Erzeugnissen. (S. Musterschutz.) M. heißen endlich alle
Vorlagen, welche zur Kopie dienen, wie z. B. die Stickmuster zur Nachbildung mittels der Stickerei.
Das M. als Flächenornament hat seine eigene, von der hohen Kunst unabhängige Geschichte. Das Mustern der Gewebe, der
Wandbekleidungen ist fast bei allen Völkern eine der ersten künstlerischen Leistungen. Zunächst erscheinen die durch das
einfache Flechten sich ergebenden, gewissermaßen aus kleinen Quadraten gebildeten M., die sich in Linienornamenten,
Abtreppungen u. dgl. fortbilden. Ein Schritt weiter wird mit dem Nachbilden von Blättern, Blumen und Tieren gethan, das zunächst
ohne realistische Absicht, mehr symbolisch in einfachen, nur annähernd der Wahrheit entsprechenden Formen geschieht. Höhere
Kunstformen erhält das M. in den Wandverkleidungen der Babylonier und Ägypter, von welch letztern es auf Griechenland
überging. Doch wissen wir von der Gestaltung der Gewebe der antiken Welt verhältnismäßig wenig. Erhalten haben sich solche
aus der frühchristl. Zeit und namentlich Brokat (s. d.) aus Syrien und Byzanz. Diesen namentlich kirchlichen
Zwecken dienenden M. entsprechen die neuerdings entdeckten kopt. Stoffe (s. Kopten) und die aus ihnen
sich entwickelnden sarazenischen an Farbenreichtum und edler Durchbildung des M. Während des Mittelalters waren die
Niederlande, Venedig, Genua und Florenz die Heimstätten einer hoch entwickelten Kunst des M., das, nun immer reicher sich
gestaltend, im 15. Jahrh. seinen Höhepunkt erreichte. Das Granatapfelmuster (s. d.) war besonders beliebt.
In der Renaissancezeit klang diese Blüte nach. Genua erhält nun den Vorrang in der Musterzeichnerkunst, den es mit dem 17.
Jahrh. dauernd an Frankreich (Lyon, Paris) abgab. Einen besondern Weg gingen die M. der Teppiche, in welchen der Orient,
namentlich Persien, stets als Vorbild auch für den Occident diente. Im 17. und 18. Jahrh. erlangte das M. seine zweite
Blüteperiode. Während des 18. Jahrh. fügen sich naturalistische Blumen in die bisher rein stilistisch behandelte Zeichnung und
sind seitdem nicht wieder aus dem Flächenornament verdrängt worden. Gegen Ende des 18. Jahrh. erscheinen sie, nachdem sie
vorher in Sträußen oder in Geäst (romage) oder wie mit leichter Hand auf die Fläche
verstreut ↔ (Streumuster) angewendet worden waren, als leichtes Gerank
zwischen lotrecht in Strichen abgeteiltem Grund. Die Zeit des Klassicismus brachte die größte Beschränkung im M. und begnügte
sich mit dem Mäander, Palmetten und dergleichen schlichten Ornamentformen. In Paris begann man früh die M. der Renaissance
und Gotik nachzubilden, während das Blumenmuster bis etwa 1860 ausschließlich das Kunstgewerbe beherrschte. Seit die
Tapete mit in Frage kam, war dies bei der billigen Herstellung in noch tiefern Verfall geraten. Man ahmte niedere Naturgebilde
(Mose, Eisblumen, vertrocknete Blätter, Marmoraderungen) oder ganze Landschaften nach. Die Rückkehr zum stilistischen M.
leitete, unterstützt durch die gleichzeitige romantische Bewegung, Kanonikus Bock in Aachen und Friedr. Fischbach durch
archäol. Studien, letzterer auch durch eigene Entwürfe ein. Einen höher stehenden Musterzeichnerstand erhielt Deutschland aber
erst, seit 1870 die zahlreichen deutschen in Paris thätigen Musterzeichner ausgewiesen wurden, welche die deutsche
Musterzeichnerei zu einer der französischen gleichwertigen erhoben. Die Bestrebungen, die Renaissancemotive zur Herrschaft zu
bringen, brachten es dahin, daß Deutschland in den achtziger Jahren sich thatsächlich vom franz. Geschmack befreite. Inzwischen
ist freilich der Naturalismus wieder mehr hervorgetreten, und Paris hat wieder größern Einfluß auf die Gestaltung des deutschen
M. gewonnen. Dagegen hat England, gestützt auf seine nationale Gotik und angeregt durch die eigenartigen japanischen M., sich
einen selbständigen Stil geschaffen. – Vgl. Bötticher, Dessinateurschule (Berl. 1839); Bock, Geschichte der liturgischen
Gewänder des Mittelalters (Bonn 1859–71); Hoffmann und Kellerhoven,
Recueil de dessins relatifs à l’art de la décoration (2 Bde., Par. 1859); Dupont-Auberville,
L’ornament des tissues (ebd. 1875–77); Lessing, Altorient. Teppichmuster (Berl. 1877);
E. Kumsch, Stoffmuster des 16. bis 18. Jahrh. (Dresd. 1889 fg.); ders., Muster orient. Gewebe und Druckstoffe (ebd. 1893);
Gurlitt, Die deutsche Musterzeichnerkunst (Darmst. 1890); die Werke von
Friedr. Fischbach (s. d.) und die Litteratur bei Ornament.
Musterrolle, die vom Seemannsamte ausgestellte Urkunde über die vor ihm vom Schiffer und der
Schiffsmannschaft gepflogene Anmusterungsverhandlung (s. Anmusterung). Sie muß den Namen und die
Nationalität des Schiffs, Namen und Wohnort des Schiffers, Namen, Wohnort und dienstliche Stellung jedes Schiffsmanns und
die Bestimmungen der Heuerverträge enthalten. Nach Ausfertigung der M. vorkommende Anmusterungen hat das Seemannsamt
in der M. nachzutragen. Jede Abmusterung (s. d.) hat das Seemannsamt ebenfalls in der M. zu vermerken.
Die M. gehört zu den Schiffspapieren. Sie hat nicht nur in völkerrechtlicher Hinsicht, sondern auch in privatrechtlicher, soweit es
sich um das Rechtsver-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 117.