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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Nadeln der Kleopatra; Nadelöler; Nadelpapier; Nadelspitzen; Nadelstein; Nadeltelegraphen; Nadir

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Nadeln der Kleopatra – Nadir

rot, zur Anwendung kommt. Die drei letzten Male werden die N. in Kleie verpackt. Nach beendigtem Scheuern folgt ein Abwaschen mit Seifenwasser und Abtrocknen mit Sägespänen. Der gesamte Scheuerprozeß dauert bei einer und derselben Partie N. mindestens acht Tage.

Die gewöhnlichern Nadelsorten sind damit fertig und können gezählt und verpackt werden; bessere Sorten erfahren noch eine weitere Bearbeitung. Bei dem Scheuern sind die Spitzen der N. etwas stumpf geworden; es erfolgt deshalb ein Wiederanspitzen und zwar durch Handarbeit auf Lederscheiben mit Öl und Schmirgel; auch wird noch eine feine Nachpolitur, das Brünieren, vorgenommen. Eine wesentliche Bedingung ist bei einer guten Nähnadel die glatte Ausrundung des Öhrs, um dem Zerschneiden des Fadens vorzubeugen. Diese Arbeit, das Drillen, wird ebenfalls mit der Hand verrichtet. Die Öhre werden mit einem feinen Stahlbohrer ausgebohrt, indem ein Arbeiter ungefähr 25 auf einer feinen Kupferplatte aufgereihte N. nach und nach gegen den Bohrer führt. Um die N. am Öhr etwas weicher zu machen, werden sie an dieser Stelle erhitzt und zeigen dann die bekannte blaue Anlauffarbe. Da im Verlaufe der verschiedenen Prozesse viele N. zerbrochen oder verbogen werden, ist ein sorgfältiges Sortieren notwendig, das meist von Kindern vorgenommen wird. Nachdem die N. in Mulden in eine Reihe geschüttelt worden sind, werden sie auf eine eiserne Platte mit schiefer Kante gelegt. Mit einem Lineal schiebt man sie zur Kante vor, bis die mit dem Öhr, dem schwerern Teil, nach vorn liegenden, herunterfallen.

Sind die N. sämtlich in eine Richtung gelegt, so werden sie in Bündel von etwa 8 cm Durchmesser gebunden und mit den Spitzen nach oben gestellt. Alle N., die ihre Spitzen behalten haben, sind dann einzeln nicht zu sehen, während diejenigen mit abgebrochener Spitze als glänzende Punkte erscheinen und mittels einer Pincette entfernt werden. Ferner hat man die N. darauf zu prüfen, ob sie gerade und ob die Öhre nicht ausgebrochen sind. Zu diesem Zweck werden sie mit dem Finger über eine eiserne Richtplatte gerollt, wobei alle krummen N. schleudern und folglich leicht von den geraden gesondert werden. Es ist dies eine der wichtigsten, aber auch der anstrengendsten Arbeiten der Nadelfabrikation. Eine ziemlich umfangreiche Arbeit ist das Zählen und Einbriefen, das von Kindern verrichtet wird. Zum Zählen bedient man sich eines Lineals mit einer gewissen Anzahl Rillen, in die man die N. einreiht, oder dieselben werden in einer Wagschale gewogen, wobei 100 abgezählte N. das richtige Gewicht bilden. Zum Verkauf gelangen die Nähnadeln als kurze, mittellange und lange, als rundöhrige und langöhrige und nach verschiedenen Feinheitsnummern in sog. Briefen verpackt, die gewöhnlich je 25 Stück enthalten. Auch für diese Schlußarbeit, bei der gleichfalls das Princip der Arbeitsteilung konsequent durchgeführt ist, kommen teilweise Maschinen zur Anwendung. Die besten Nähnadeln lieferte früher England; jetzt werden die deutschen den englischen gleichgeschätzt. Die wichtigsten Fabrikationsorte sind in Deutschland Aachen, Burtscheid, Iserlohn, Altena, Lüdenscheid, Ichtershausen, Nürnberg und Schwabach. Ausgeführt wurden 1893 aus Deutschland an Nähnadeln und Nähmaschinennadeln 9666 Doppelcentner im Werte von 8,7 Mill. M.

In ganz ähnlicher Weise wie die Nähnadeln, obwohl in der Form mannigfach von ihnen abweichend, werden die Stick-, Stopf-, Schnür-, Heft-, Pack-, Tapeziernadeln, die Spicknadeln, die Strick-und Flechtnadeln, die N. für chirurg. Zwecke u. s. w. hergestellt. Ebenso erfordert die Herstellung der Maschinennadeln für Näh-, Stick-, Strick- und Wirkmaschinen einige durch die Verschiedenheit der Form bedingte Abänderungen. Die Verfertigung der Sicherheitsnadeln, Haarnadeln, Häkel- und Filetnadeln, zu denen teils Messing-, teils Eisendraht verwendet wird, bietet weniger interessante Einzelheiten und ist einfache Nadlerarbeit. Für Tuchnadeln u. s. w. wird vielfach der bei der Fabrikation der Nähnadeln sich ergebende Ausschuß benutzt, indem an die N. mit ausgebrochenem Öhr eine Glasperle oder dergleichen angeschmolzen wird.

Nadeln der Kleopatra, zwei Obelisken zu Alexandria, die von Thutmosis Ⅲ. im 15. Jahrh. v. Chr. in Heliopolis (On) vor dem Tempel des Sonnengottes errichtet, aber 23 oder 22 v. Chr. von dem Präfekten Barbarus unter der Leitung des Architekten Pontius von dort weggenommen und vor dem Tempel des Cäsar (Caesareum) in Alexandria aufgestellt wurden. Beim Einfall der Franzosen stand der eine noch aufrecht im östl. Teile der Stadt, nahe am Meeresufer; der andere lag umgestürzt daneben. Im 19. Jahrh. wurden sie von der ägypt. Regierung verschenkt, der liegende, 20 m hohe, an England, der stehende, 22 m hohe, an Amerika. Der erstere ward 12. Nov. 1878 in London, der zweite 1880 in Neuyork im Centralpark aufgestellt.

Nadelöler, s. Schmierapparate.

Nadelpapier, s. Rostpapier.

Nadelspitzen, genähte Spitzen, Spitzen (s. d.), die nur mit der Nähnadel hergestellt sind.

Nadelstein, s. Bergkrystall.

Nadeltelegraphen, s. Elektrische Telegraphen.

Nadir (arab.) oder Fußpunkt, der dem Zenith (s. d.) genau gegenüberstehende Punkt.

Nadir, Schah von Persien, geb. 1688, diente unter verschiedenen Statthaltern in Chorassan, lebte dann als Räuberhauptmann und ward endlich Herr mehrerer Festungen in Chorassan. Im Dienste des Schah Thamasp Ⅱ. schlug N. die Afghanen wiederholt und kämpfte 1730 auch mit Erfolg gegen die Türken. Als dann Thamasp bei Hamadan von dem Pascha von Bagdad geschlagen und zu einem nachteiligen Friedensschlusse genötigt wurde, erklärte N. Thamasp des Throns für unwürdig und übernahm selbst, im Namen eines minderjährigen Sohnes des Entthronten (Abbas Ⅲ.), die Regierung. Er setzte den Krieg mit der Pforte fort, bis er endlich nicht nur Hamadan und Täbris zurückeroberte (1735), sondern auch Herr von Georgien und des größten Teils von Armenien, mit den Festungen Kars und Eriwan, blieb. Da er zu gleicher Zeit auch Rußland nötigte, ihm mehrere eroberte Provinzen wieder abzutreten, war er so mächtig, daß er Abbas Ⅲ. beseitigen und sich selbst im März 1736 als Schah krönen lassen konnte. N. führte nun seine Scharen zuerst gegen die Afghanen in Kandahar, welche eben erst ganz Persien erobert hatten, dann nach Indien, gegen den Großmogul Mohammed ⅩⅣ., und drang durch das Pandschab über Lahaur bis Dehli vor. Mit gleichem Glück focht er noch gegen die Fürsten von Buchara und Charism, so daß die Grenzen seines Reichs sich bis an den Indus, den Oxus, das