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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nisserelv – Nitrobenzol

burg, 1884 in Bonn und 1890 als Vertreter der Universität Bonn ins Herrenhaus berufen. Er schrieb: «Kritische Untersuchungen über die Quellen der 4. und 5. Dekade des Livius» (Berl. 1863), «Das Templum» (ebd. 1869), «Pompejanische Studien zur Städtekunde des Altertums» (Lpz. 1877), «Italische Landeskunde» (Bd. 1, Berl. 1883).

Nisserelv, 181 km langer, aus Telemarken kommender norweg. Fluß, der Nedenäs durchströmt und südlich von Arendal in das Skagerrak fällt.

Nissers Pulver, s. Explosivstoffe.

Nißler, s. Käse (Bd. 10, S. 212 b).

Nissumfjord, haffähnlicher Meerbusen der Nordsee, an der Westküste Jütlands, südlich vom Limfjord, mit Schleuse bei Thorsminde. Der südl. Teil ist trocken gelegt.

Nistvorrichtungen, s. Stubenvögel.

Nisus, Raubvogelgattung, s. Sperber.

Nisȳros, Nisari, kleine, 691 m hohe, kreisförmige, türk. Insel vor der Südwestküste Kleinasiens, eine der Sporaden, mit einem Durchmesser von 7 bis 8 km, ein Vulkan, der noch im Mittelalter thätig gewesen sein soll. Von der Akropolis der alten dor. Einwohner sind Reste erhalten.

Nitella, Algengattung, s. Chlorophyceen.

Nitendi, die größte der Santa Cruzinseln (s. d.).

Nithard, frank. Geschichtschreiber des 9. Jahrh., war durch seine Mutter Bertha, die sich mit Angilbert vermählt hatte, ein Enkel Karls d. Gr. Aus der dadurch bedingten genauen Kenntnis der Ereignisse im kaiserl. Hause schrieb er noch während der Kämpfe unter den Söhnen Ludwigs des Frommen, selbst auf der Seite Karls des Kahlen streitend, die Geschichte dieser Kämpfe in seinen «Historiarum libri Ⅳ.». Diese reichen nur bis Anfang 843, da N. 15. Mai dieses Jahres fiel. Die beste Ausgabe ist die von Pertz (2. Ausg., Hannov. 1870); eine Übersetzung lieferte Jasmund (Berl. 1851). – Vgl. Meyer von Knonau, Über N.s vier Bücher Geschichten (Lpz. 1866).

Nitidulĭdae, s. Glanzkäfer.

Nitĭmur in vetĭtum (semper, cupĭmusque negāta, lat.), «wir streben nach Verbotenem (stets und begehren Versagtes)», Citat aus Ovids «Amores» (3, 4, 17).

Nitramīd, NH₂·NO₂, Amid der Salpetersäure. Es entsteht durch Verseifung von Nitrourethan mit methylalkoholischem Kali und Zerlegung des Kalisalzes mit eiskalter Schwefelsäure und bildet in Wasser und Äther lösliche, bei 72° schmelzende, wasserhelle Prismen. Es reagiert stark sauer, wird aber durch Alkalien in Stickoxydul und Wasser zerlegt.

Nitrāte, die Salze der Salpetersäure (s. d.).

Nitrīde, die Verbindungen des Stickstoffs mit den Metallen und einigen Metalloiden.

Nitrieren, Einführung der Nitrogruppe (NO₂), eine in der organisch-chem. Technik wichtige Operation. Nitriert werden die verschiedensten aromatischen Verbindungen. Als nitrierendes Agens wendet man starke Salpetersäure mit oder ohne Zusatz von konzentrierter Schwefelsäure an.

Nitrifikation (eigentlich soviel wie Salpeterbildung bedeutend), die Umwandlung von Stickstoffverbindungen organischer Herkunft und von Ammoniak in Salpetersäure und Salze derselben. Die N. ist ein Oxydationsvorgang im Boden und ein Mittel der Selbstreinigung desselben, vermöge welcher selbst ein hochgradig von organischen Abfallstoffen verunreinigter Boden allmählich wieder rein wird. Sie vollzieht sich in Gegenwart des Sauerstoffs der Luft durch die Thätigkeit kleinster Lebewesen, der nitrifizierenden Bakterien, die sich überall im Boden, aber auch im Wasser vorfinden. Bei sehr intensiver N. können sich die Produkte derselben als krystallinische Auswitterungen zeigen. Auf N. beruht zum Teil auch die Verwesung der Leichen in den Gräbern.

Nitrīlbasen, s. Ammoniakbasen.

Nitrīle, organische Verbindungen, welche die Cyangruppe CN an kohlenstoffhaltige Reste gebunden enthalten. Das Anfangsglied der Reihe ist die Blausäure (s. d.), HCN, oder Formonitril, dann folgt das Methylcyanid oder Acetonitril (s. d.), CH₃·CN u. s. w. Die N. entstehen 1) durch doppelte Umsetzung zwischen Alkyljodiden oder alkylschwefelsauren Salzen mit Cyankalium oder Ferrocyankalium:

CH₃J + KCN = KJ + CH₃CN.

Methyljodid Methylcyanid.

2) Aus den Ammoniaksalzen oder Amiden der Säuren durch Destillation mit wasserentziehenden Mitteln (z. B. Phosphorsäureanhydrid):

CH₃·COONH₄ = 2 H₂O + CH₂CN

Essigsaures Ammoniak

CH₃·CO·NH₂ = H₂O + CH₃·CN

Acetamid.

Infolge dieser ihrer Bildungsweise werden die N, nach den Säuren benannt, aus denen sie entstehen, z. B. Acetonitril, das Nitril der Essigsäure, Benzonitril, das der Benzoesäure u. s. w. Von besonderer Wichtigkeit ist das Verhalten der N. gegen Alkalien und Säuren. Sie werden beim Kochen mit denselben verseift, d. h. unter Wasseraufnahme in das Alkalisalz der entsprechenden Säure und Ammoniak zerlegt. In Verbindung mit der erstgenannten Darstellungsweise der N. aus Alkyljodiden ist es durch diese Reaktion möglich, Alkohole (die leicht in die entsprechenden Alkyljodide umgewandelt werden können) in Carbonsäuren überzuführen, die um ein Kohlenstoffatom reicher sind. Durch Reduktionsmittel werden die N. in primäre Amine verwandelt; so giebt Acetonitril unter Anlagerung von Wasserstoff Äthylamin:

CH₃·CN + 4 H = CH₃·CH₂·NH₂.

In der Regel sind die N., wenigstens die niedern Glieder, destillierbare Flüssigkeiten von schwachem, nicht unangenehmem Geruch. Die höhern Glieder sind in Wasser unlöslich, in Alkohol und Äther sind alle leicht löslich.

Nitrīte, s. Salpetrigsaure Salze.

Nitrobenzōl, Mirbanöl, Mirbanessenz, künstliches Bittermandelöl, eine organische Verbindung von der Formel C₆H₅·NO₂, die aus Benzol beim Behandeln mit rauchender Salpetersäure gewonnen wird. Es ist eine schwach gelbliche, stark lichtbrechende Flüssigkeit, die in der Kälte erstarrt (Schmelzpunkt 3°), bei 206° siedet und in Wasser untersinkt, ohne sich zu lösen. Mit Wasserdämpfen ist es sehr leicht flüchtig. Es zeigt giftige Eigenschaften und besitzt einen dem Bittermandelöl (s. d.) äußerst ähnlichen starken Geruch, weshalb reines N. als Parfum, besonders für Seifen benutzt wird. In der Technik wird N. in sehr großen Mengen aus Benzol dargestellt, um hernach durch Reduktionsmittel in Anilin übergeführt zu werden. Je nach der Reinheit unterscheidet man leichtes N., das aus reinem Benzol erhalten wird und bei der Reduktion das Anilin für Blau (s. Anilin) liefert,