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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nucleïne – Nüll

Nucleīne, Bezeichnung einer Anzahl sehr verschiedener organischer Phosphorsäureverbindungen, die sich in allen pflanzlichen und tierischen Geweben, besonders reichlich in den Zellkernen finden. Die N. sind weiße Massen, in Wasser, Alkohol, Äther und verdünnten Säuren unlöslich, in Alkalien löslich. Beim Kochen mit Alkalien oder Säuren spalten sie Phosphorsäure ab. Manche N. enthalten Eiweiß (die Nucleoalbumine). Vom Magensaft werden sie nur schwer angegriffen. Nach der Ansicht mancher Forscher besitzen die N. erhebliche bakterienschädigende Eigenschaften und sind gewissermaßen ein natürliches Gegengift gegen die giftigen Stoffwechselprodukte der Bakterien.

Nuclĕus (lat.), Kern.

Nudation (lat.), Entblößung, Enthüllung.

Nudeln, s. Teigwaren.

Nudis verbis (lat.), mit nackten, dürren Worten.

Nudität (lat.), Nacktheit, Blöße, namentlich von Darstellungen der menschlichen Gestalt; auch etwas sittlich Anstößiges.

Nuër (Nuehr), kriegerischer Negerstamm in Afrika, am Zusammenfluß des Bahr el-Ghasal mit dem Weißen Nil. Die Männer gehen ganz nackt, die Frauen tragen um die Lenden einen Grasschurz. Die Oberlippen werden durchbohrt und mit Quarzkegeln geschmückt. Die N. gleichen im Aussehen und in den Sitten ganz den Dinka und Schilluk, nur ihre Sprache ist eine vollkommen andere. Obwohl sie Besitzer von großen Rindviehherden sind, nähren sie sich doch hauptsächlich von Fischen und Vegetabilien.

Nuēva Bermeja oder Colón, Stadt auf Cuba, ostsüdöstlich von Matanzas, an der Bahn Habana-Cienfuegos, hat (1887) 16679 E.

Nuēva España (spr. -nja), Neuspanien (s. d.).

Nuēva Gerona, Ort auf der Insel Pinos (s. d.).

Nuēva San Salvadōr, Hauptort von Libertad (s. d.) in Centralamerika.

Nuëvitas (San Fernando de N.), Hafen von Puerto-Principe (s. d.) auf Cuba.

Nuēvo-León, Neuleon, mexik. Staat, am nordöstl. Absatz des Hochlandes, zwischen Coahuila, Tamaulipas und San Luis Potosi, hat auf 62381 qkm (1893) 293790 E., d. i. nur 5 auf 1 qkm. N. ist im W. gebirgig, die Gewässer sammelt der Rio Pesquerto, der zum Rio Grande geht, und der Rio Tigre. Hauptstadt ist Monterey (s. d.). Die wichtigsten Erwerbszweige sind Viehzucht und Bergbau, angebaut wird fast nur die Agave.

Nuēvo Santandér, s. Ciudad-Victoria.

Nufĕnenpaß (ital. Novena), Saumpfad in den Lepontinischen Alpen, zwischen der Simplon- und der Gotthard-Gruppe, zweigt bei Airolo (1179 m) ab und steigt südwestlich durch das Bedrettothal zur Paßhöhe (2440 m, Wasserscheide zwischen Tessin und Rhône) hinauf, senkt sich steil ins Eginenthal, wo er sich mit dem Griespaß (s. d.) vereinigt, und schließt sich bei Ulrichen (1350 m) an die Furkastraße.

Nugent (spr. njuhdschent), Laval, Graf N. von Westmeath, österr. Feldmarschall, geb. 3. Nov. 1777 zu Ballynacor bei Dublin, trat in österr. Dienste, war 1809 Oberst und Stabschef beim Erzherzog Johann und ging 1811 nach London, um mit der engl. Regierung Unterhandlungen anzuknüpfen. 1813 kämpfte er als Generalmajor unter Hiller vor Triest und schloß nachher die Übereinkunft mit Murat ab, die diesem die Krone Neapels garantierte. Nach der Restauration der Bourbons wurde er 1817 Oberbefehlshaber der neapolit. Armee, gab diesen ↔ Posten jedoch infolge der Revolution von 1820 auf und trat wieder als Feldmarschalllieutenant in die österr. Armee, rückte 1838 zum Feldzeugmeister auf und erhielt 1848 das Kommando eines Armeereservekorps, mit dem er dem von den Piemontesen bedrängten Radetzky zu Hilfe eilte. Auch in dem ungar. Feldzuge befehligte er ein Korps und ward 16. Okt. 1849 zum Feldmarschall befördert. Als der Italienische Krieg von 1859 ausbrach, begab er sich als Freiwilliger auf den Kampfplatz und wohnte der Schlacht von Solferino bei. Er starb 21. Aug. 1862 auf dem Schlosse Bosiljevo bei Karlstadt.

Nugget (engl., spr. nöggĕt, ursprünglich schottisch), in der Erde gefundener (massiver) Goldklumpen.

Nuits-sous-Beaune (spr. nüiß ßu bohn), Stadt im Arrondissement Beaune des franz. Depart. Côte-d'Or, am Muzin und der Linie Dijon-Chagny der Mittelmeerbahn, 22 km südlich von Dijon, hat (1891) 3502, als Gemeinde 3654 E., die schöne alte Kirche St. Symphorien, ein Handelsgericht und bedeutenden Weinbau und Weinhandel, sowie ein 1885 errichtetes Denkmal des Generals Cremer. Hier schlug 18. Dez. 1870 die 1. und 2. bad. Brigade unter von Glümer die stärkern Franzosen unter Cremer. – Vgl. Kunz, Das Gefecht bei N. (Berl. 1892).

Nuka-Hiwa-Archipel, s. Marquesasinseln.

Null (vom lat. nullus, keiner), 0, in der Mathematik das Zeichen für Nichts. Die N. ist das Resultat einer Differenz, bei welcher der Subtrahend gleich dem Minuend ist, also a – a = 0. Durch Teilung einer endlichen Zahl kann man die N. nur erreichen, indem man die Teilung bis ins Unendliche fortsetzt; daher ist die N. der Grenzwert eines Bruches, dessen Zähler eine beliebige Zahl b ist, dessen Nenner aber über alle Grenzen wächst oder unendlich ist, also b / (unendlich) = 0. Auch als Grenzwert anderer Funktionen und von Reihen kann die N. auftreten. Durch Multiplikation mit einer beliebigen endlichen Größe wird der Wert der N. nicht geändert, daher m · 0 = 0. Wächst aber m über alle Grenzen, so ist das Resultat eine endliche, aber beliebige Zahl, also (unendlich) · 0 = b, welches Resultat aus der oben angeführten Gleichung b / (unendlich) = 0 hervorgeht. Im dekadischen Zahlensystem gilt die N. als Ziffer und bedeutet das Fehlen der Einheiten.

Null, eine Spieltour im Skat (s. d.).

Nüll, Eduard van der, Architekt, geb. 9. Jan. 1812 zu Wien, ein natürlicher Sohn des österr. Feldmarschalllieutenants Freiherrn von Welden, studierte an der Wiener Akademie und war dann mit seinem Freunde Siccardsburg erfolgreich bemüht, den Renaissancestil in Wien zur Herrschaft zu bringen. Beide gewannen mit dem Plan eines Börsengebäudes 1839 den Hofpreis und die Mittel zu einer ital. Reise. Von Italien begaben sie sich nach Paris, Berlin und München und kehrten 1843 zurück. N. erhielt nun in Wien eine Professur der Ornamentik und Perspektive. Während Siccardsburg im Entwerfen monumentaler Gebäude ein hervorragendes Talent bekundete, zeichnete sich N. als geistreicher Dekorateur aus. Es entstanden in gemeinsamer Arbeit der Entwurf eines Ständehauses für Pest (1844), mehrere Bauten für die damalige Wiener Industrieausstellung (1845), das Carltheater, der große Saal des Sophienbades. Seit 1848 beteiligten sich beide im Verein mit

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 474.