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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Paraffinsalbe - Paraguay

von Leuchtgas und im rektifizierten Zustand als Paraffinum liquidum in der Pharmacie.

Paraffinsalbe (Unguentum Paraffini), eine weiße Salbe, der gereinigten Vaseline (s. d.) ähnlich und auch vielfach an Stelle derselben benutzt. Sie wird nach dem Arzneibuch für das Deutsche Reich bereitet aus 1 Teil festem Paraffin und 4 Teilen flüssigem Paraffin.

Paraformaldehyd, s. Formaldehyd.

Paragenesis (grch.), nach dem Vorgang von Breithaupt Bezeichnung der Lehre von der Gesetzmäßigkeit des Zusammenvorkommens der Mineralien, ihrer räumlichen Association und der aus derselben möglichen Schlüsse auf Altersfolge der Bildung u. s. w. - Vgl. Breithaupt, Die P. der Mineralien (Freiberg 1849).

Paragium (neulat., richtiger Partagium) oder Apanagium propium, eine besondere Art der Apanage (s. d.), bestehend in einer Abfindung der Nachgeborenen durch Auswerfung einer bestimmten Landes- und Hoheitsquote zu usufruktuarischer Benutzung, in einer Verleihung von Immobilien und Hoheitsrechten untergeordneter Art, wie solche früher mit dem Grundbesitz überhaupt verbunden waren. Paragiatslinien sind daher die Familien solcher nachgeborenen Agnaten, für welche nicht durch eine Rente (Apanage), sondern durch Nutzteilungen der Besitze an Grund und Boden Fürsorge getroffen worden ist.

Paraglobulin, ein neben Albumin im Blutserum vorhandener Körper (s. Fibrinogen). P. wird aus dem Serum nach dem Verdünnen mit viel Wasser durch Kohlensäure flockig gefällt. Es löst sich in einer 10prozentigen Kochsalzlösung auf.

Paragoge (grch.), in der ältern Grammatik die scheinbare Verlängerung eines Wortes durch Anhängung eines oder mehrerer Laute, z. B. "dorten" statt "dort", "dahero" statt "daher".

Paragonit, Mineral, s. Glimmer.

Paragons (span.), Bezeichnung für sehr große Brillanten (s. Diamant).

Paragramm (grch.), etwas daneben Geschriebenes, Zusatz, Einschiebung; Buchstabenveränderung zur Erzielung eines scherzhaften Wortspiels, z. B. Caldius (d. i. der vom Weine Glühende) Biberius (Trunkenbold) Mero (Weinsäufer) statt Claudius Tiberius Nero.

Paragraph, auch die Paragraphe (grch.), eigentlich jedes Daneben- oder Beigeschriebene, hieß bei den Alten ein Zeichen, dessen sich die Grammatiker und Kritiker zur Interpunktion oder auch zur Andeutung unechter Worte und Stellen in den Schriften der Klassiker bedienten. Ebenso nannte man in den griech. Tragödien und Komödien den zur Markierung der entsprechenden Chorteile dienenden mit einem Punkte versehenen Strich am Rande. Später bezeichnete man damit, wie noch jetzt, die in Gesetzen und Gesetzeswerken, z. B. in den Pandekten, und überhaupt in Schriftwerken zur bequemern Übersicht und leichtern Auffindung gemachten meist kleinern Abschnitte, denen man das fortlaufend numerierte Paragraphzeichen (§) vorsetzte.

Paragraphie (grch.), die Unfähigkeit, in den gewohnten Schriftzeichen zu schreiben, ein Symptom gewisser Hirnkrankheiten. Es werden entweder falsche, an sich richtig konstruierte Worte angewandt oder die Worte bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.

Paragua, eine Suluinsel (s. d.).

Paragua, Oberlauf des Orinoco (s. d.).

Paraguana, Halbinsel an der Nordküste von Venezuela, besteht aus einem Gebirgsstock von Dioritporphyrit und Diabas, der, von tertiärem Hügelland umgeben, im Corre de Sta. Ana 700 m erreicht und durch einen schmalen, niedrigen Isthmus mit dem Festlande bei Coro zusammenhängt.

Paraguay (Rio P.), der bedeutendste Nebenfluß des Parana (s. d.) im südamerik. Stromgebiet des La Plata, wegen seiner Richtung eigentlich der Hauptstrom des Systems, entwickelt sich bei Diamantino im brasil. Staate Mato-Grosso in einer Höhe von 305 m, fließt in ein flaches, dicht bewaldetes Land, nimmt unter 16½° südl. Br. rechts den tiefen Jauru (Xauru) auf und tritt in das Überschwemmungsgebiet des Sumpfes oder Pantanal Jarayes (Xarayos), das in der trocknen Zeit ein bis 200 km breites Labyrinth von Lagunen, Inseln und Kanälen, bei Hochwasser aber große Wasserflächen bildet. Nachdem er links den Sao Lourenço aufgenommen hat, setzt er seinen gewundenen Lauf bis Corumba (140 m) südwärts fort. Hier macht er einen östl. Bogen, nimmt links den Taquary, dann den Mondego oder Miranda gegenüber Albuquerque auf. Vom 20. bis 22.° südl. Br. bildet er die Grenze gegen Bolivia, durchfließt bis Asuncion P. und scheidet von der Mündung des Pilcomayo (s. d.) ab Argentinien von P. Auf seinem untern Lauf nimmt er noch den Rio Bermejo, der kurz vor der Vereinigung des P. mit dem Parana mündet, auf. Diese Vereinigung geschieht unter 27° 17' südl. Br., etwa 25 km oberhalb Corrientes, durch drei Mündungen. Die mittlere oder Boca de Humaita hat 260 m Breite.

Der P. erreicht 2600 km Länge und hat ein Stromgebiet von 1 148 000 qkm. Bald nach seiner Entstehung wird er schiffbar und während der günstigen Jahreszeit können Schiffe bis zur Mündung des Sao Lourenço, solche von 1,5 m Tiefgang auf dem Rio Cuyaba bis Cuyaba, wohin regelmäßig Dampfer fahren, hinaufgehen. Die Breite wechselt zwischen 200 und 500 m; die Tiefe zeigt bei Humaita 40-50 m, in dem Paso de Laguna aber nur 1,6 m. Der Unterschied des hohen und niedrigen Wasserstandes beträgt 2,5-4 m.

Paraguay, völlig binnenländische Republik Südamerikas, im N. begrenzt von Bolivia, im NO. und O. von Brasilien (Mato-Grosso und Parana), im SO., S. und SW. von Argentinien (Flüsse Parana und Pilcomayo). P. bedeckt 253 100 qkm. (S. Karte: La Plata-Staaten u. s. w.)

Das Zwischenstromland zwischen dem P. und Parana wird fast in der Mitte durch eine aus Brasilien herübertretende Bergkette durchstrichen, welche die Wasserscheide der zahlreichen Zuflüsse beider Ströme bildet. Es ist das der etwa 700 m hohe Abfall des brasil. Berglandes. Daher ist das Land im O. höher und unebener als im W., wo es auch nicht an Lagunen (Esteros) fehlt. Die Berge, auch die in der Tiefebene, meist isoliert oder in kleinen Gruppen sich erhebend, bestehen aus krystallinischen Schiefern. Westlich des P. dehnt sich die Ebene Gran-Chaco (s. d.) aus, durchflossen vom Rio Aguaray-Guazu, Fogones u. a. Brauneisenstein kommt fast überall vor, auch Rot- und Magneteisenstein. Kupfer in Form von Lasur, Zink und Quecksilber wird erwähnt; Gold, Silber und Diamanten, die in dem benachbarten Mato-Grosso so häufig vorkommen, sind in P. noch nicht gefunden.

Klima, Tier-und Pflanzenwelt. Das Klima, obgleich halb tropisch, ist gesund und der Pflanzen-^[folgende Seite]