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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pelju-Inseln; Pell; Pella; Pellăgra; Pellegrin; Pellegrīno; Pellestrīna; Pelletan; Pellĕterie; Pelletiërīn

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Pelju-Inseln – Pelletierin

darstellen und deshalb das Aussehen eines eingetrockneten Schlammes besitzen.

Pelju-Inseln, s. Palau-Inseln.

Pell, s. Bruch (Bruchboden).

Pella, Stadt in der macedon. Landschaft Bottiäa, am nördl. Ufer eines vom Flusse Lydias durchflossenen Sumpfsees, da wo ein kleiner Fluß, Borboros, in denselben einmündet, gelegen, von Philipp Ⅱ. zur Haupt- und Residenzstadt erhoben, war der Geburtsort Alexanders d. Gr. In der röm. Zeit blieb P. als Colonia Julia Augusta P. noch als Stationsort an der ganz Illyrien und Macedonien durchschneidenden Militärstraße (via Egnatia) wichtig. – P. hieß auch eine Stadt im Ostjordanlande, die zur Dekapolis (s. d.) gehörte und die Zufluchtsstätte der christl. Gemeinde von Jerusalem wurde, als sie diese Stadt vor ihrer Belagerung durch die Römer um 67 n. Chr. verließ. Wahrscheinlich ist es das heutige Tabakat Fahil nördlich vom Wadi Jabis.

Pellăgra (ital.), mailändische Rose, der lombard. Aussatz (Pellagra, Lepra lombardica oder mediolanensis, auch italica), eine endemische Krankheit, die sich hauptsächlich in Oberitalien, außerdem in Südfrankreich und anderwärts, namentlich in Gegenden, wo Maisbau getrieben wird, findet und fast nur bei Erwachsenen in mittlerm Alter, die im Freien viel anstrengende Arbeiten verrichten und sich dabei den Sonnenstrahlen aussetzen, ohne Unterschied des Geschlechts vorkommt. Nach der Ansicht mancher Forscher rührt die Krankheit von Pilzen her, die auf den Maispflanzen schmarotzen und in Haut und Körper der Landleute eindringen. Die Hauptzufälle sind allerlei Störungen in der Verdauung mit Nervenleiden, Schwäche und geistiger Niedergeschlagenheit, zu denen sich eine eigentümliche rosenartige Hautkrankheit an den der Einwirkung der Sonne ausgesetzten Hautstellen gesellt. Das Übel erscheint anfänglich nur mit dem Frühjahr, verschwindet während des Winters wieder gänzlich, kehrt jedoch mit dem nächsten Jahre zurück, worauf die im Winter wiederkehrende Gesundheit nur kürzere Zeit andauert, und bleibt endlich anhaltend, bis, selten vor dem dritten und fast stets vor dem siebenten Jahre, unter Verstärkung aller Symptome und sehr oft unter Hinzutritt von Melancholie, Wahnsinn und Blödsinn der Tod eintritt. Wenig Aufschluß über die eigentümliche Natur der P. geben die Leichenöffnungen; auch die Behandlung hat bis jetzt nur insoweit zu einem sichern Resultat geführt, daß, wenn ein Kranker zu Anfang der Krankheit in eine von dem Übel freie Gegend gebracht wird, dies an und für sich schon ein hinreichendes Heilmittel ist. – Vgl. Neusser, Die P. in Österreich und Rumänien (Wien 1887) ; Tuczek, Klinische und anatom. Studien über die P. (Berl. 1893).

Pellegrin, Pseudonym von Friedrich Heinrich Karl, Freiherrn de la Motte-Fouqué (s. Fouqué).

Pellegrīno, genannt Tibaldi, ital. Architekt und Maler, geb. 1527 in Bologna, gest. 1598 in Mailand, betrieb seit seinem 20. Jahre in Rom beide Künste mit Eifer. In jeder derselben hatte das Vorbild Michelangelos auf ihn den bedeutendsten Einfluß. Seine Gemälde sind sowohl im großen Stil gehaltene Freskodekorationen als niedliche und anmutige Ölgemälde. Zu jenen gehören die Thaten des Hercules in dem Saal der Börse zu Ancona, die Geschichte des Ulysses im Palazzo Poggi in Bologna. Seine besonders mit lieblichen Frauenköpfen geschmückten Heiligenbilder finden sich in den Galerien nicht häufig. Von hervorragender Bedeutung ist er als Architekt. Der Kardinal Karl Borromäus gab ihm 1562 den Auftrag zur Errichtung des Palastes della Sapienza in Pavia, in Mailand führte er die Modernisierung des Innern des Doms 1570 durch, veränderte den erzbischöfl. Palast und erbaute die Kirche Sta. Fedele in Mailand (1569 begonnen), San Gaudenzio in Novara, den Palazzo Poggi (Universität) u. a. in Bologna. Philipp Ⅱ. berief ihn 1586 nach Spanien, wo er beim Bau des Escorial thätig war, und erhob ihn zum Marchese. P. war einer der vornehmsten Vertreter der Spätrenaissance. – Vgl. Zanotti, Le pitture di P. Tibaldi (Vened. 1756).

Pellestrīna (mittellat. Palestrina), Laguneninsel im Kreis Chioggia der ital. Provinz Venedig, zwischen dem Porto di Malamocco und Porto di Chioggia, 15 km lang und bis 200 m breit, trägt am Nordende das Fort San Pietro, am Südende das Fort Caroman, ist durch gewaltige, 10 m hohe, zum Teil aus istrischen Marmorblöcken bestehende Murazzi (Molo di P.) gegen den Einbruch des Meers geschützt und hat (1881) 5595 E., Obst- und Gemüsebau. Der Hauptort P. zählt 3849 E.

Pelletan (spr. pell’táng), Pierre Clément Eugène, franz. Publizist und Politiker, geb. 29. Okt. 1813 in St. Palais-sur-Mer (Charente-Inférieure), studierte Jurisprudenz in Paris, beschäftigte sich jedoch vorzugsweise mit Litteratur und Politik. Er wurde Mitarbeiter an der «Presse» und verschaffte sich durch seine von allen Coterieeinflüssen freie Kritik und Polemik Ansehen. Einige seiner Journalartikel erschienen als «Heures de travail» (2 Bde., Par. 1854; 2. Aufl. 1869). Am «Bien public» war er einige Zeit Mitarbeiter Lamartines und sein Sekretär. Unter seinen vielen Schriften sind hervorzuheben: «La nouvelle Babylone» (1862; deutsch Brem. 1871), «Le pasteur du désert» (1855), die Lebensgeschichte seines Großvaters; «La décadence de la monarchie française» (1860), «Élisée; voyage d’un homme à la recherche de lui-même» (1877). 1863 und 1869 gehörte P. im Gesetzgebenden Körper zur Linken. Nach dem 4. Sept. 1870 war er Mitglied der Regierung der Nationalverteidigung, wurde 1871 in die Nationalversammlung, 1876 in den Senat gewählt und hielt sich zur republikanischen Linken; 1879 wurde er Vicepräsident des Senats. Er starb 13. Dez. 1884 in Paris.

Sein Sohn, Charles Camille P., geb. 23. Juni 1846, war Mitarbeiter an radikalen Blättern und ward 1880 Chefredacteur der Zeitung «La Justice». 1881 erhielt er ein Mandat in die Deputiertenkammer, wo er auf der äußersten Linken saß. Er veröffentlichte: «Le théâtre de Versailles» (1876), eine Sammlung seiner Berichte über die Sitzungen der Assemblée nationale; «Questions d’histoire, le Comité central et la Commune» (1879), «La semaine de Mai» (1880; 2. Aufl. 1889), «Georges Clémenceau» (1883), «Les guerres de la révolution» (1884; neue Aufl. 1894), «De 1815 à nos jours» (1892) u. a.

Pellĕterie (frz.), Pelzwerk; Kürschnerei.

Pelletiërīn, Punicin, ein Alkaloid von der Zusammensetzung C₁₆H₃₀N₂O₂ welches neben einigen anderen Alkaloiden in der Granatrinde (von Punica granatum L.) vorhanden ist. Es ist eine bei 195° unter teilweiser Zersetzung siedende Flüssigkeit und wird mit Tannin verbunden als Mittel gegen Bandwurm angewendet.