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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pflüger; Pflugk-Harttung; Pflugscharbein; Pfordten; Pforta

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Pflüger – Pforta

Wühler (Wien 1851); Braungart, Ackerbaugeräte (Heidelb. 1881); Wüst, Landwirtschaftliche Maschinenkunde (Berl. 1881); Krafft, Lehrbuch der Landwirtschaft: 1. Teil. Ackerbaulehre (6. Aufl., ebd. 1894).

Pflüger, Eduard Friedr. Wilh., Physiolog, geb. 7. Juni 1829 zu Hanau, studierte erst Jurisprudenz und sodann in Marburg und Berlin Medizin und widmete sich unter Johannes Müller und Du Bois-Reymond eingehend dem Studium der Physiologie. Er habilitierte sich 1858 für dieses Fach an der Berliner Universität und wurde 1859 ord. Professor der Physiologie und Direktor des Physiologischen Instituts in Bonn, wo er noch jetzt wirkt. Die Physiologie verdankt ihm zahlreiche Experimentaluntersuchungen über die sensorischen Funktionen des Rückenmarks, über das Hemmungsnervensystem des Darms, über die Physiologie des Elektrotonus (enthaltend das neue Princip der polaren Erregung des Voltaschen Stroms) u. s. w. Außer Journalabhandlungen veröffentlichte er: «Die sensorischen Funktionen des Rückenmarks der Wirbeltiere» (Berl. 1853), «Das Hemmungsnervensystem für die peristaltische Bewegung der Gedärme» (ebd. 1857), «Untersuchungen über die Physiologie des Elektrotonus» (ebd. 1859), «Über die Eierstocke der Säugetiere und des Menschen» (Lpz. 1863), «Über die Kohlensäure des Blutes» (Bonn 1864), «Untersuchungen aus dem physiol. Laboratorium in Bonn» (Berl. 1865), «Die teleologische Mechanik der lebendigen Natur» (Bonn 1877), «Wesen und Aufgaben der Physiologie» (ebd. 1878). Auch begründete er und redigiert seit 1868 das «Archiv für die gesamte Physiologie».

Pflugk-Harttung, Julius Alb. G. von, Historiker, geb. 8. Nov. 1848 auf Warnikow, Provinz Brandenburg, war erst Kaufmann, studierte dann in Bonn, Berlin, Göttingen, habilitierte sich 1877 in Tübingen, wurde dort außerord. und 1886 in Basel ord. Professor der Geschichte. Dies Amt legte er 1889 nieder und wurde 1893 zum preuß. Archivar 1. Klasse mit kommissarischer Beschäftigung am Geheimen Staatsarchiv in Berlin ernannt. Von seinen Veröffentlichungen sind zu nennen: «Studien zur Geschichte Konrads Ⅱ.» (Dissertation, Bonn 1876), «Norwegen und die deutschen Seestädte» (Berl. 1877), «Diplomat.-histor. Forschungen» (1879), «Acta Pontificum Romanorum inedita» (Bd. 1, Tüb. 1881; Bd. 2 u. 3, Stuttg. 1884‒88), «Die Urkunden der päpstl. Kanzlei vom 10. bis 13. Jahrh.» (Münch. 1882), «Iter italicum» (Stuttg. 1884), «Specimina selecta chartarum Pontificum Romanorum» (3 Bde., ebd. 1885‒87), «Perikles als Feldherr» (ebd. 1884), «Geschichte des Mittelalters» (Bd. 1, Berl. 1889), «Untersuchungen zur Geschichte Kaiser Konrads Ⅱ.» (Stuttg. 1890), «Geschichtsbetrachtungen» (Gotha 1890).

Pflugscharbein (Vomer), s. Nase (Bd. 12, S. 185 a.)

Pfordten, Ludwig von der, bayr. Staatsmann, geb. 11. Sept. 1811 zu Ried im Innviertel, studierte 1827‒30 in Erlangen und Heidelberg die Rechte, wurde 1833 Privatdocent an der Universität Würzburg, 1834 außerord., 1836 ord. Professor des röm. Rechts und machte sich durch Beiträge in jurist. Zeitschriften und durch seine «Abhandlungen aus dem Pandektenrecht» (Erlangen 1840) bekannt. 1841 wurde er, da er dem Ministerium Abel wegen seiner Freisinnigkeit verdächtig war, als Appellationsgerichtsrat nach Aschaffenburg versetzt, ging 1843 als Professor des Pandektenrechts nach Leipzig und übernahm März 1848 das sächs. Ministerium des Auswärtigen und des Kultus. Die Schwierigkeit, mit der neuen, überwiegend demokratischen Kammer im Einklang zu bleiben, bewog das Ministerium im Jan. 1849 seine Entlassung einzugeben, die Ende Februar vom König genehmigt wurde. Im April kehrte P. nach Bayern zurück und übernahm hier das Portefeuille des königl. Hauses und des Auswärtigen, im Dez. 1849 zugleich auch den Vorsitz im Gesamtministerium. (Über seine diplomat. Thätigkeit, seine Verfassungspläne u. s. w. s. Bayern, Geschichte, Bd. 2, S. 574 b fg.) Bei den Zollvereinsverhandlungen von 1852 war sein Bestreben dahin gerichtet, durch Aufnahme Österreichs in den Zollverein die handelspolit. Hegemonie Preußens zu beseitigen und bei dem dadurch entstehenden Dualismus den Mittelstaaten ein größeres Gewicht zu verleihen. Dies hatte zur Folge, daß P. ebenso wie seine Vorgänger in die Reaktion hineingeriet, sich immer mehr mit der Landesvertretung überwarf und endlich nach mehrmaliger Kammerauflösung mit seinen beiden gleichgesinnten Kollegen, von Ringelmann und Graf Reigersberg, im April 1859 entlassen wurde. Zum Bundestagsgesandten in Frankfurt ernannt, entfaltete P. 1863‒64 in der schleswig-holstein. Frage eine eingreifende Thätigkeit. Er war Referent des bezüglichen Ausschusses und die Seele der gegen die Politik der beiden deutschen Großmächte gerichteten mittelstaatlichen Bestrebungen. Anfang Dez. 1864 übernahm P. wieder den Vorsitz im Ministerrate. Es gelang ihm, eine gewisse formelle Einigung der Mittelstaaten zu stande zu bringen, so daß diese die Abstimmungen in der Bundesversammlung beherrschten (s. Bayern, Bd. 2, S. 576 b fg.). P. erhielt nach dem Kriege mit Preußen 29. Dez. 1866 seine Entlassung, zog sich in das Privatleben zurück und starb 18. Aug. 1880 in München. Er schrieb: «Studien zu Kaiser Ludwigs oberbayr. Stadt- und Landrecht» (Münch. 1875).

Pforta, gewöhnlich Schulpforta genannt, königl. Landesschule im Kreis Naumburg a. S. des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, die größte der drei altsächsischen sog. Fürstenschulen (s. d.), 5 km westlich von Naumburg a. S., am Fuße des bewaldeten Knabenberges, hat (1890) etwa 550 E., Postagentur, Fernsprechverbindung, schöne frühgotische, romanisch angelegte Kirche, 1268 vollendet, mit Grabmal des Markgrafen Georg von Meißen und Altarbild von Schadow, ein Schulhaus, ehemals Klosterhaus, dessen neuer Westflügel (1883) die prächtige Aula und Bibliothek (25000 Bände und 259 Inkunabeln, begründet 1573 durch Kurfürst August von Sachsen) enthält, das Fürstenhaus, ein schloßartiges Gebäude (1573), eine neuerdings restaurierte spätroman. Abtskapelle. Bischof Uto von Naumburg verlegte 1137 das 1132 von Walkenried aus in Schmölln gegründete Cistercienserkloster nach P. unter dem Namen Monasterium Sanctae Mariae de Porta oder ad Portam, urkundlich auch Monasterium (Coenobium) Portense und ähnlich genannt. 1540 wurde das Kloster vom Herzog Heinrich von Sachsen aufgehoben und 21. Mai 1543 von dem Herzog, spätern Kurfürsten Moritz zu einer fürstl. Landesschule umgewandelt. Der erste Alumnus wurde angeblich 1. Nov. 1543 aufgenommen. Anfangs war die Zahl der Zöglinge auf 100 bestimmt; Kurfürst August fügte noch 50 hinzu und ließ 1568 das Schulhaus vergrößern.