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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Phlogiston – Phokomelie

Quantitätsverhältnisse zu vollem Bewußtsein kamen und damit zu der vollkommenern Einsicht der neuern Chemie führten. Letztere hebt mit der Entdeckung des Sauerstoffgases durch Priestley und Scheele, vor allem aber mit der auf quantitative Bestimmungen gegründeten antiphlogistischen Lehre (s. Antiphlogistische Chemie) über das Wesen der Verbrennung von Lavoisier an.

Phlogĭston, s. Phlogistische Chemie.

Phlogopīt, Mineral, s. Glimmer.

Phlogōsis (grch.), Entzündung (s. d.).

Phloretīn, Phloretinsäure, s. Phlorizin.

Phlorina, türk. Stadt, s. Florina.

Phlorizīn, auch Phloridzin, ein Glykosid von der Zusammensetzung C₂₁H₂₄O₁₀ + 2 H₂O, welches sich hauptsächlich in der Wurzelrinde von Apfel-, Birn-, Kirsch- und Pflaumenbäumen findet. Es krystallisiert in feinen, glänzenden weißen Nädelchen, welche, von Krystallwasser befreit, bei 106° schmelzen. Beim Kochen mit verdünnten Mineralsäuren wird es in Traubenzucker und Phloretin, C₁₅H₁₄O₅, gespalten welches letztere durch Kalilauqe weiter in Phloretinsäure, C₉H₁₀O₃, und Phloroglucin zerfällt.

Phloroglucīn, ein mit dem Pyrogallol isomeres dreiwertiges Phenol, C₆H₃(OH)₃, welches beim Schmelzen verschiedener Harze und des Resorcins mit Ätzkali entsteht. Es ist in Wasser, Alkohol und Äther leicht löslich und krystallisiert mit 2 Molekülen Krystallwasser in großen verwitternden Prismen. Wasserfrei schmilzt es bei 220° und sublimiert bei höherer Temperatur. Die wässerige Lösung wird durch Eisenchlorid intensiv violett gefärbt. In Gegenwart von Salzsäure ist P. ein sehr empfindliches Reagens auf Holzsubstanz, indem es derselben eine rotviolette Färbung erteilt.

Phlox L., s. Flammenblume.

Phloxīn, s. Erythrosin.

Phlyktäne (grch.), Wasserbläschen, Bläschenausschlag der Haut; phlyktänöse Augenentzündung, s. Augenentzündung.

Phöbe, s. Phoibe.

Phobos, griech. Dämon, s. Deimos. – P. ist auch der Name des innern der beiden im Aug. 1877 endeckten ^[richtig: entdeckten] Monde des Mars.

Phöbus, s. Phoibos.

Phoca, s. Seehunde.

Phocäa, der 25. Planetoid.

Phocäa, Stadt, s. Phokäa.

Phocaena, s. Delphine.

Phocĭdae, s. Seehunde.

Phocion, s. Phokion.

Phocis, s. Phokis.

Phocylides, s. Phokylides.

Phoibe (lat. Phöbe), die Tochter des Uranos und der Gaia, durch Koios Mutter der Asteria und Leto, war nach der Themis und vor Apollon Vorsteherin des delphischen Orakels. Bei lat. Dichtern ist dann P. auch ein Beiname der Diana (Artemis). – P. hieß auch die Tochter des Tyndareos und der Leda, Schwester der Klytaimnestra.

Phoibos (lat. Phöbus), Beiname des Apollon (s. d.).

Phoinix (lat. Phönix), Sohn des Agenor, Bruder des Kadmos und der Europa, galt den Griechen als der mythische Stammvater der Phönizier. – Ein anderer P., Sohn des Amyntor, wurde von seinem Vater verflucht, weil er eine Geliebte desselben sich angeeignet hatte, und floh zu Peleus, der ihn seinem Sohn Achilleus nach Troja als Ratgeber mitgab.

Phokäa, ion. See- und Hafenstadt in Kleinasien, nördlich von der Hermosmündung trefflich gelegen, früh bedeutend (die ersten griech. Münzen sind wahrscheinlich hier geprägt worden) und Mutterstadt zahlreicher und großer Kolonien, wie Massalia. Die Seefahrten und der Handel (u. a. namentlich Thonwaren) der Phokäer gingen seit sehr alter Zeit besonders nach Westen; im 6. Jahrh. schenkte bereits ein südspan. Fürst der Stadt Geld zur Befestigung. Dennoch wurde sie nach hartem Widerstand von Cyrus’ Feldherrn Harpagos zerstört (um 540). Die Bevölkerung wanderte zum Teil nach Unteritalien aus, der Rest baute P. wieder auf, und in röm. Zeit blühte die Stadt wieder von neuem. Im 15. Jahrh. wurde bei dem wichtigen Hafen eine Genuesenfestung angelegt, von der noch bei dem heutigen Orte Phokia oder Fotscha die Ruinen stehen; aus dem Altertum ist nichts erhalten.

Phokas, byzant. Kaiser, s. Byzantinisches Reich (Bd. 3, S. 812 a).

Phoken, s. Seehunde.

Phokĭon (lat. Phocion), athenischer Feldherr, geb. um 402 v. Chr., zeichnete sich zuerst 376 in der Seeschlacht bei Naxos aus. Als selbständigen Feldherrn findet man ihn dann in Asien und Cypern bald gegen, bald für den Perserkönig thätig. 349 oder 348 kämpfte er siegreich in Euböa, später in Megara, wieder in Euböa, 339 gegen die Truppen Philipps von Macedonien vor Byzanz. P. wird als tüchtig und unbestechlich gepriesen, doch fehlten ihm die großen Ziele. Daraus erklärt sich seine Vermittelungs- und Ausgleichungspolitik gegenüber Macedonien im Gegensatz zu Demosthenes. Mit mehr Recht hat er nach Alexanders d. Gr. Tode von einer Erhebung abgeraten. Nachdem die verbündeten Griechen bei Krannon geschlagen worden waren (322) und Antipater gegen Athen heranrückte, war P. wieder einer der Friedensunterhändler und stand nunmehr, nach völliger Niederwerfung der attisch-demokratischen und nationalen Partei, mit an der Spitze von Athen, bis bei dem Bruch zwischen den macedon. Machthabern Polysperchon und Kassander jener die griech. Demokratie 319 unterstützte, und unter seiner Mitwirkung P., weil er die Besetzung des Peiraieus durch Kassanders Truppen zugelassen hatte, in Athen im Mai 318 zum Tode verurteilt wurde. – Vgl. Bernays, P. und seine neuern Beurteiler (Berl. 1881).

Phokis (lat. Phocis), Berglandschaft im mittlern Griechenland, im W. durch das ozolische Lokris und Doris, im N. durch das epiknemidische Lokris, im O. durch Böotien, im S. durch den Meerbusen von Korinth begrenzt, breitet sich nördlich und südlich von dem Gebirge Parnaß aus; das nördliche P. ist das Flußgebiet des obern Kephisos. Die Phoker sind, obwohl sie später 29 Städte zählten, darunter Elatea, Hyampolis, Abä, Daulis, Stiris, Antikyra, immer ein bäuerliches Volk geblieben, kühn und tapfer. Sie bildeten eine Art von Städtebund mit einem religiösen Mittelpunkt, dem Phokikon südlich von Daulis, standen aber als Mitglieder der delphischen Amphiktyonis und im Krieg unter einheitlicher Leitung. Allerdings waren Fehden mit den Böotern und Thessalern sehr häufig. Der bedeutendste dieser Kämpfe ist der sog. zweite Heilige Krieg. (S. Heilige Kriege.) Jetzt ist P. mit Lokris und Phthiotis (s. d.) zu einem Kreise (Nomarchie) vereinigt.

Phokomĕlie (grch.), eine Mißgeburt, bei welcher die wohlgebildeten Hände und Füße unmittelbar an den Schultern und Hüften aufsitzen.