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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Quarantäneflagge – Quartal

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Quarantäne'

Richtigkeit der Kapitän und der an diesem Orte von der Regierung beauftragte Konsularagent zu haften haben, mitbringen und dasselbe beim Hafenkommandanten vorzeigen. Auf diese Gesundheitszeugnisse stützt sich dann die Ausdehnung der anzuwendenden Quarantäneverordnungen. Um eine gleichartige Handhabung der Q. zu erzielen, wurde beim Ausbruch der Cholerapandemie 1846–63 von den zumeist bedrohten Mittelmeerstaaten auf der internationalen Cholerakonferenz zu Paris (23. Juli 1851 bis 19. Jan. 1852; s. Hygieine, Bd. 9, S. 474a) ein internationales Quarantänereglement geschaffen und in Ägypten, das durch die Mekkapilger und die Eröffnung des Sueskanals 1869 am meisten der Choleraeinschleppung ausgesetzt erschien, ein ständiger Conseil sanitaire maritime et quarantenaire eingesetzt, der den Schiffsverkehr auf dem Roten Meer und im Sueskanal zu überwachen beauftragt ist. Im Roten Meer wurden ferner mehrere Quarantäneanstalten errichtet, unter anderm in El-Wedsch, El-Tor und Sues. In denselben sollten die Passagiere der aus Choleraorten kommenden Schiffe, solange als noch Cholerafälle unter ihnen beobachtet würden, mindestens aber mehrere Tage isoliert, ihr Gepäck und die Schiffsladung sowie die Schiffe selbst desinfiziert werden. Leider sind die Einrichtungen dieser Quarantäneanstalten höchst unvollkommen; insbesondere ist für die Verpflegung der Passagiere nur sehr mangelhaft gesorgt, so daß diese Anstalten manchmal geradezu zu Choleraherden geworden sind.

Der Nutzen der Q. ist überhaupt sehr zweifelhaft, so daß auch besser eingerichtete und betriebene Quarantäneanstalten kaum jemals den beabsichtigten Erfolg haben werden. Von einsichtigen Hygieinikern und Medizinalverwaltungen wird gegenwärtig dahin gearbeitet, daß alle Q. aufgegeben werden und dafür eine rationelle Schiffshygieine geübt wird, nicht nur zu Zeiten epidemischer Seuchenverbreitung, sondern auch in seuchenfreien Zeiten.

Quarantäneflagge, s. Flaggen (Bd. 6, S. 864a).

Quaregnon (spr. karennjóng), Bergwerksstadt im Borinage der belg. Provinz Hennegau, 7 km westlich von Mons, an der Bahnlinie Brüssel-Q., mit 14361 E., großartigen Kohlengruben, Hochöfen u. s. w.

Quarg, Käsestoff, s. Quark.

Quargeln, Olmützer, s. Käse (Bd. 10, S 212a).

Quaritch (spr. -ritsch), Bernard, Buchhändler, geb. 23. April 1819 in Worbis (Provinz Sachsen), kam 1842 als Buchhandlungsgehilfe nach London und gründete dort 1847 eine Antiquariatsbuchhandlung, später verbunden mit Verlag namentlich sprach- und kunstwissenschaftlicher Richtung, die zu einem der bedeutendsten Geschäfte dieser Art geworden ist. Jährlicher Umsatz bis 50000 Pfd. St. Q. gab über sein Lager gegen 1000 Einzelkataloge heraus sowie den «General Catalogue of old books and manuscripts» (6 Bde., 1887–88, und 7. Bd. Index, 1892; Preis 12 Guineen, enthaltend 40000 Artikel). Q. verfaßte selbst «Paleography. Notes upon the history of writing and the medieval art of illumination» (Lond. 1894).

Quark, Quarg, der aus der Milch durch freiwillige Säuerung abgeschiedene frische Käsestoff, nachdem derselbe durch Abseihen von den Molken getrennt ist; er wird frisch genossen oder durch weitere Bearbeitung in Käse verwandelt. Mit Kalk gemengt wird Q. als Verdickungsmittel in der ↔ Kattundruckerei sowie als Kitt gebraucht. Eine Lösung von Q. in Borax dient als Leim.

Quarkenstraße, s. Bottnischer Meerbusen.

Quarnero, Golfo del Quarnero (d. h. Karnischer Busen), Golf des Adriatischen Meers, zwischen Istrien und Kroatien, in seinem nördlichsten Teile auch Golf von Fiume genannt, wird im S. durch die Quarnerischen Inseln, und zwar durch Cherso und Veglia, abgeschlossen; die kontinentale Umgrenzung bildete nebst jenen Inseln im Altertum die Landschaft Liburnia. (S. die Karte: Bosnien, Dalmatien u. s. w., Bd. 3, S.338.) Im Gegensatz zu den bis 950, in einzelnen Gipfeln bis zu 1650 m ansteigenden Terrassen des kroat. Karstes haben die niedrigen Quarnerischen Inseln den Namen Bodulei (venet. Bodulia) erhalten, d. i. illyrisch Podólia (Niederland). Die Bewohner der Inseln wie der Küste sind Kroaten, wenn sie auch des Seeverkehrs wegen sich der ital. Sprache bedienen. Die Inseln, durch submarine Senkungen unterbrochene Fortsetzungen des Karstes, bilden zwei Hauptreihen. Die Reihe im W. enthält die Inseln Cherso (s. d.) und Lussin (s. d.). Cherso ist durch den Quarnerokanal (Canale del Q.) von Istrien getrennt, der an der engsten Stelle Canale di Farasina heißt, und ist von den Eilanden Plaunik, Terstenik u.a. begleitet. Lussin ist von den Eilanden Unie, Canidole, Sansego, Asinello u. a. umgeben. Die zweite Hauptreihe, im O., durch den Canale di Mezzo und den Quarnerolo von den vorigen geschieden, enthält die große Insel Veglia und das Eiland Pervicchio, die durch den Canale della Morlacca oder della Montagna von dem Küstenlande getrennt wird, wie auch die südlichern, schon zu Dalmatien gerechneten Inseln San Gregorio, Goli, Arbe und Pago. Die kleinen Inseln sind meist nur Kalksteinklippen, nur Sansego, ein 110 m hoher Sandhügel, ist dicht bevölkert und mit Reben bebaut. Die See zwischen den Inseln ist tief, die Schiffahrt daher in den vielgewundenen Kanälen leicht, doch bisweilen durch die von den Karstbergen oder von der Ostküste Istriens herabstürmenden Windstöße der Bora sehr gefährdet. Eine Plage ist der Sirocco. – Vgl. Grube, Ein Ausflug nach Triest und dem Q. (Berl. 1861); J. R. Lorenz von Liburnau, Physik. Verhältnisse und Organismenverteilung im Quarnerischen Golfe (Wien 1863); Goracucchi, Die Adria und ihre Küsten (Triest 1872); Schweiger-Lerchenfeld, Die Adria (Wien 1883).

Quarré, richtiger Carré (frz.), s. Karree.

Quarrémaschine, soviel wie Carrémaschine (s. Guillochieren).

Quart (lat., d. i. Viertel), ein bis zur Einführung des metrischen Systems übliches Flüssigkeitsmaß einiger deutscher Staaten. Das preußische Q. war 1/60 des Eimers = 1,145 l = etwa 1/4 engl. Imperialgallon. In Bayern war das Q., Quartel oder der Schoppen = 1/4 Maß oder 0,267 l. Das englische Q. des Flüssigkeits- und Trockenmaßes ist 1/4 des Gallon (s. d.). – über Q. als Buchformat s. Format; über Q. in der Fechtkunst s. Motion und Stoß.

Quarta (lat., «die Vierte»), die vierte Klasse einer Schule; Quartaner, Schüler dieser Klasse.

Quarta, Getreidemaß in Portugal und Brasilien = 1/4 Alqueire (s. d.).

Quarta Falcidĭa (lat.), s. Falcidische Quart.

Quartal (vom lat. Quarta, der vierte Teil), der vierte Teil des Kalenderjahrs, welcher gewöhnlich nach dem Anfangstag bezeichnet wird (Neu-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 549.