Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rammbär; Rammberg; Ramme; Rammelsberg

608

Rammbär – Rammelsberg

siedelte 1745 nach Berlin über, wo er nach Bekleidung verschiedener Hofmeisterstellen 1748 Professor der Logik und schönen Wissenschaften bei dem Kadettenkorps wurde. 1786 wurde er Mitglied der Akademie und neben J. J. ^[Johann Jakob ] Engel Direktor des Nationaltheaters. 1790 legte R. seine Professur nieder und trat auch 1796 von der Leitung des Theaters, die er seit 1793 allein geführt hatte, zurück. Er starb 11. April 1798. R. genoß wegen seiner metrischen und rhythmischen Korrektheit ein so großes Ansehen, daß Poeten, die ihn weit überragten, sich seine Feile gefallen ließen. Durch die Nachbildung antiker lyrischer Versmaße und als ein Muster des sorgfältig abgerundeten und korrekten Ausdrucks hat er sich um die deutsche Sprache bleibende Verdienste erworben. Er darf auch als der Begründer der deutschen Übersetzungskunst angesehen werden, namentlich in seiner Übersetzung einer Anzahl «Oden aus dem Horaz» (Berl. 1769; die Übersetzung sämtlicher Oden des Horaz erschien erst nach seinem Tode und ist von sehr ungleichem Wert). Unter seinen eigenen Gedichten verdienen nächst den Oden die Kantaten erwähnt zu werden, von denen «Der Tod Jesu» durch Grauns Musik berühmt geworden ist. Seine «Kurzgefaßte Mythologie» (Berl. 1790) hat als Handbuch vielen Nutzen gehabt. Um die Wiedererweckung Logaus (s. d.) machte er sich gemeinschaftlich mit Lessing verdient. Inhaltlich ist seine Dichtung leer; nur die Begeisterung für die Person und die Thaten Friedrichs d. Gr. verleiht ihm zuweilen höhern Schwung. Eine Sammlung seiner «Poet. Werke» gab Göckingk heraus (2 Bde., Berl. 1800‒1); eine Taschenausgabe erschien zu Berlin 1825 (2 Bde.). – Vgl. Heinsius, Versuch einer biogr. Skizze R.s (Berl. 1798); Schüddekopf, K. W. R. bis zu seiner Verbindung mit Lessing (Wolfenb. 1885).

Rammbär, bei Rammmaschinen (s. Ramme) der Klotz, der auf den einzurammenden Gegenstand herabfällt.

Rammberg (Ramberg), die höchste Kuppe des nördl. Unterharzes, 537 m hoch. Sein Gipfel (Victorshöhe) trug früher einen hölzernen Aussichtsturm, der 1895 durch einen neuen ersetzt wird.

Ramme, ein Werkzeug oder eine Maschine, mit welcher Steine, Pfähle oder andere Gegenstände durch Schläge in die Erde eingetrieben werden. Der Hauptteil beider ist ein schwerer Klotz, den man von einer gewissen Höhe auf den zu rammenden Gegenstand herabfallen läßt. Zum Pflastern oder zum Komprimieren von Beton bedient man sich der gewöhnlichen Handramme (s. d.). Zum Einschlagen von Pfählen bei Grund- und Wasserbauten dienen die größern Rammmschinen, von denen man Zugrammen, Kunstrammen und Dampf- und Pulverrammen unterscheidet. Diese Rammmaschinen bestehen aus einem, auf einem Schwellwerk (Rammstube) erbauten Gerüst, welches die zur Führung des Rammklotzes oder Rammbärs (Hoyer) dienenden Laufruten oder Läufer trägt. Am obern Ende derselben befindet sich die Rammscheibe, über welche das am Rammbär befestigte Seil (Rammtau) läuft, um auf der andern Seite sich in eine Anzahl Stränge, wie bei der Zugramme (s. vorstehende Fig. 1), abzuzweigen oder, wie bei der Kunstramme (Fig. 2), auf einer Welle mittels Vorgelege aufgewunden zu werden. Gewicht und Fallhöhe des Rammbärs sowie Zahl der Schläge in der Zeiteinheit sind bei den genannten Arten von R. verschieden, demzufolge auch ihre Wirkungsweise. Während bei den Zugrammen das Gewicht des Rammbärs 3‒600 kg und die Fallhöhe höchstens 1,5 m beträgt, und nach einer Anzahl von 25 Schlägen, Hitze genannt, eine Ruhepause eintreten muß, ist das Gewicht und die Fallhöhe des Bären bei Kunstrammen bedeutender und zwar 350‒800 kg und 5‒10 m, dagegen die Anzahl der Schläge eine geringere. Bei den in neuerer Zeit an größern Bauten fast ausschließlich zur Anwendung kommenden, zuerst von Nasmyth konstruierten Dampframmen wird der Bär entweder mittels einer durch Dampfkraft bewegten Kette angehoben und zeitweise durch Ablösen von der Kette fallen gelassen (Fig. 3) oder durch unmittelbaren Druck des Dampfes innerhalb eines auf den Pfahl gesetzten eisernen Cylinders wie der Kolben einer Dampfmaschine gehoben und durch plötzliches Abblasen des Dampfes zum Fallen gebracht (Fig. 4). Umgekehrt wird bei andern Systemen der Dampfcylinder gehoben, während der Kolben in Ruhe bleibt. Bei Pulverrammen wird die Explosionskraft des Pulvers zum Eintreiben der Pfähle benutzt, indem auf den einzurammenden Pfahl oder in ein darauf befestigtes geschützartiges Gußstück eine Patrone befestigt wird, die, durch den Schlag entzündet, den Pfahl hinab- und den Rammbär für den nächsten Schlag emportreibt. Über das Einspritzen der Pfähle s. Pfahlrost.

Über R. und Rammen im Seewesen s. Sporn.

^[Abb. Fig. 1.]

^[Abb. Fig. 2.]

^[Abb. Fig. 3.]

^[Abb. Fig. 4.]

Rammelsberg, ein 636 m hoher, durch seinen Erzreichtum berühmter Berg des Oberharzes, südlich von Goslar. Die Erze, die man abbaut, sind sehr mächtige Kiesmassen im Grauwackenthonschiefer, welche vorzugsweise Kupfer, Blei, Silber und selbst Gold liefern; bei ihrer Verhüttung wird besonders Schwefelsäure in sehr bedeutender Menge und vorzüglicher Güte gewonnen.

Rammelsberg, Karl Friedr., Chemiker, geb. 1. April 1813 zu Berlin, widmete sich anfänglich der Pharmacie, studierte später in Berlin Naturwissenschaften, namentlich Chemie und Mineralogie, habilitierte sich 1840 daselbst und wurde 1845 zum Professor ernannt. Das von ihm geleitete Laboratorium für analytische Chemie gab R. auf, als er 1851 Lehrer der Chemie und Mineralogie am Gewerbeinstitut wurde und zugleich Vorlesungen an