Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

684

Reduktion - Reduplikation

Reduktion (lat., «Zurückführung»), in der Chemie und metallurgischen Hüttenkunde ein Prozeß, der bezweckt, einer Sauerstoff-, Chlor-, Jod-, Brom- oder Schwefelverbindung ihren Sauerstoff, Chlor, Jod, Brom oder Schwefel ganz oder teilweise zu entziehen. Die R. der Sauerstoffverbindungen heißt auch Desoxydation. Hierher gehört z. B. die Überführung einer höhern Oxydationsstufe in eine niedrigere. So wird das Blei aus der Bleiglätte und Mennige, Verbindungen von Blei mit Sauerstoff, dadurch reduziert, daß man diese mit Kohle glüht, die sich mit dem Sauerstoff der Bleioxyde zu Kohlensäure verbindet und das Blei metallisch zurückläßt. Kupfer kann man aus einer Kupfervitriollösung reduzieren, indem man Eisen in letztere stellt, worauf sich das Kupfer mit roter Farbe niederschlägt, indem es durch das Eisen, das sich statt dessen auflöst, aus der Flüssigkeit verdrängt wird. Hauptagentien, die reduzierend wirken, sind z. B. die Glühhitze (Gold- und Silberoxyd werden schon durch Glühen reduziert), der galvanische Strom (unter dessen Einfluß selbst Kaliumoxyd reduziert wird), das Licht, besonders das blaue, violette und ultraviolette (die Photographie beruht zum Teil auf der reduzierenden Wirkung des Lichts), ferner die chem. Elemente und Verbindungen, die reduzierend wirken, die sog. Reduktionsmittel, wie Wasserstoff, Kohle, Kalium, Zinnchlorür, Eisenvitriol, schweflige und phosphorige Säure, Kohlenoxyd u. s. w. Von einem Reduktionsprozeß spricht man auch in der Lötrohranalyse (s. d.), wie man hier auch einen Teil der Flamme als Reduktionsflamme (s. Lötrohr) bezeichnet. Bei den sämtlichen metallurgisch ausgeführten R. bedient man sich nur der Kohle oder der bei der Zersetzung der Kohle gebildeten Kohlenwasserstoffe als Desoxydations- oder Reduktionsmittel, im chem. Laboratorium kann es dagegen vorteilhaft sein, Wasserstoff zu verwenden, teils weil hierdurch der beabsichtigte Vorgang leichter verläuft, teils weil bei der AnWendung von Kohle sekundäre Prozesse eintreten können. Wird Eisenoxyd durch Kohle reduziert, so verbindet sich das Eisen im Moment seiner Entstehung mit dem vorhandenen Kohlenstoff zu Kohlenstoffeisen, das in dieser Form als Gußeisen bezeichnet wird. Dieser sekundäre Prozeß ist in der metallurgischen Gewinnung des Eisens erwünscht; will man aber chemisch reines Eisen herstellen, so hat man die Möglichkeit der Bildung des Kohlenstoffeisens auszuschließen und reduziert daher das Eisenoxyd durch Glühen in einem Strom von Wasserstoff, wobei letzterer sich mit dem Sauerstoff zu Wasser verbindet, während das Metall abgeschieden wird. Für Chlor-, Brom- und Jodverbindungen bilden Kalium, Natrium und Magnesium sehr kräftige Reduktionsmittel.

Bei Münzen, Maßen, Gewichten und andern meßbaren Größen bezeichnet man mit R. den Ausdruck einer nach einem Maße gemessenen Größe in einem andern Maße. So reduziert man Münzen des einen Landes auf Münzen eines andern, ein Längenmaß, ein Gewicht auf das andere. Zur Erleichterung dieser im Verkehr so häufig vorkommenden Rechnungen hat man Reduktionstabellen für Münzen, Maße und Gewichte, für Maße wohl auch Reduktionsmaßstäbe, Reduktionszirkel (s. d.) u. s. w.

In der Mathematik ist R. die Verkleinerung in einem bestimmten Verhältnisse, was dann auch bildlich übertragen wird, so daß man z. B. von der R. des Zinsfußes bei Staatsanleihen, von reduzierten Vermögensverhältnissen u. s. w. spricht.

Reduktion auf den leeren Raum, eine bei genauen Wägungen vorzunehmende Rechnung, welche den Auftrieb (s. d.) berücksichtigt, den sowohl die zu wägenden Körper als auch die Gewichtsstücke in der umgebenden Atmosphäre erleiden. Bezeichnet man mit V das Volumen des zu wägenden Körpers, mit v dasjenige der Gewichtsstücke (beide Größen in Kubikzentimetern) und mit λ das Gewicht von 1 ccm Luft in Grammen, so verliert der Körper durch den Auftrieb der Luft λ·V Gramm und die Gewichtsstücke λ·v Gramm. Wenn nun das wahre Gewicht des Körpers mit P und dasjenige der Gewichtsstücke, die ihm in der Luft das Gleichgewicht halten, mit p bezeichnet wird, so gilt die Gleichung

P-λ·V = p-λ·v. Da aber auch V = P/S und v = p/s, wobei S das specifische Gewicht des Körpers und s dasjenige der Gewichtsstücke bedeutet, so ergiebt sich für P der Wert ^[Formel] oder wenn man den Bruch auf wenige Glieder ausdividiert: P = p(1-λ/s+λ/S)

Für λ kann der Mittelwert 0,0012 gesetzt werden. Je nachdem das specifische Gewicht des zu wägenden Körpers kleiner oder größer ist als dasjenige der Gewichtsstücke, findet sich das wahre Gewicht des Körpers größer oder kleiner als das scheinbare.

Reduktionsflamme, s. Lötrohr.

Reduktionsklage, s. Vorbehalt.

Reduktionsventil, s. Reduzierventil.

Reduktionszirkel, ein Zirkel, der beliebige Längen aus einer Zeichnung oder Karte im bestimmten Verhältnis vergrößert oder verkleinert unmittelbar abzunehmen gestattet. Die Konstruktion des R. beruht darauf, daß die Schenkel eines Zirkels über den Drehpunkt hinaus verlängert sind und daß die Länge der beiderseitigen Schenkel das beabsichtigte Reduktionsverhältnis darstellt. Die Zirkelschenkel sind meist rahmenförmig ausgeschnitten, so daß der Drehpunkt beliebig verschoben und auf verschiedene Verhältnisse, die aus einer Bezifferung auf dem Rahmen ersichtlich sind, eingestellt werden kann. Eine besondere Art der R., bei der der Drehpunkt nicht verschiebbar ist, ist der Halbierungszirkel.

Reduplikation (lat., «Verdoppelung»), in der Grammatik die vollständige oder teilweise Wiederholung von Wörtern oder Wortsilben zum Ausdruck bestimmter Bedeutungsveränderungen. Die vollständige R. findet sich häufig zur Bezeichnung der Wiederholung einer Handlung, zum Ausdruck der Verstärkung bei adjektivischen Worten, zum Ausdruck der Mehrzahl bei Substantiven u. s. w. in vielen Sprachen, z. B. in der Kaffernsprache hamba (gehen), hambahamba (herumlaufen). In den indogerman. Sprachen ist die vollständige R. verhältnismäßig selten, z. B. im griech. marmairō, d. i. mar-mar-jō (glänzen) und marmaros (Marmor), dagegen die teilweise R. beim Verbum (reduplizierende Verben) sehr häufig. So ist ursprünglich das Perfektum mit solcher gebildet, z. B. griech. le- ^[folgende Seite]