Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

1010

Rossitz - Roßleben

Auch stört er die rein musikalische Wirkung seiner Kompositionen durch häufige Trivialitäten. Die Stärke und der Hauptreiz seiner Musik liegt in den Melodien: mit diesen bezauberte er seine Zeitgenossen und übt im «Tell» und «Barbier von Sevilla» noch jetzt dieselbe Wirkung aus. – Vgl. Beyle, Vie de R. (2 Bde., Par. 1823); A. Pougin, Rossini (Par. 1870); Zanolini, Biografia di R. (Bologna 1875); J. Sittard, Rossini (Lpz. 1882).

Rossitz, Markt im Gerichtsbezirk Eibenschitz der österr. Bezirkshauptmannschaft Brünn in Mähren, an der Linie Brünn-Segen Gottes-Okřiško (Station R.-Pendorf) der Österr.-Ungar. Staatsbahn, hat (1890) 2088, als Gemeinde 3493 meist czech. E., Schloß (16. Jahrh.); Zuckerfabrik, Eisenhütte und Spiritusbrennerei. Im benachbarten Segen Gottes (1496 E.) ein großartiges Steinkohlenbergwerk, das sich bis Oslawan hinzieht.

Roßkäfer (Geotrupes), Unterfamilie der Mistkäfer (s. d.), große, oben schwarze, auf der untern behaarten Seite stahlblaue und meist mit schmarotzenden Milben besetzte, zu den Blatthornkäfern gehörige Käfer, die besonders im Pferde- und Kuhmist, aber auch in Pilzen leben und abends laut schnurrend umherfliegen. Die Weibchen vergraben Mistpfropfen, in die sie je ein Ei legen, in 20–30 cm tiefe Löcher. In Deutschland hat die Gattung 8 Arten, deren interessanteste das Dreihorn (s. d.) ist.

Roßkamm, soviel wie Pferdehändler.

Roßkastanie (Aesculus L.), Pflanzengattung aus der Familie der Sapindaceen (s. d.) mit etwa 15 Arten, in Nordamerika und Mexiko sowie im wärmern Asien, meist hohe Bäume mit gefingerten Blättern und großen lebhaft gefärbten, zu Trauben oder Rispen vereinigten Blüten. Die Frucht ist eine große dreiklappig aufspringende, grün oder grünlichbraune, weichstachlige oder glatte Kapsel, die ein bis drei große, durch gegenseitigen Druck meist kantig abgeplattete Samen mit brauner Schale und weißlichem Nabelfleck enthält, die den eßbaren Früchten der Edelkastanie (s. d.) ähneln. Man unterscheidet hauptsächlich zwei Untergattungen: die echten R. (Aesculus L. oder Hippocastanum Tourn.), mit klebrigen Knospen und fünf ungleichen Kronenblättern und stachliger Frucht; die Pavien (Pavia Boerh.), mit nicht klebrigen Knospen, vier Kronenblättern und meist stachellosen Früchten. Die bekannteste Art ist die gemeine R. (Aesculus Hippocastanum L., s. Textfig. 2 zum Artikel Äsculinen), ein bis 20 m hoch werdender Baum. Nach Deutschland, und zwar nach Wien, brachte die ersten Roßkastanienpflanzen oder Früchte der Gesandte des Kaisers Maximilian Ⅱ. in Tibet, Afghanistan und Persien, von Ungnad, 1576. Der Kaiser schenkte sie dem Naturforscher Clusius, der sie anpflanzte und später Früchte zur Weiterverbreitung verschenkte. In Italien tauchte die R. 1569 zuerst auf, in Frankreich (über Konstantinopel) 1615, in England 1629. Seitdem hat sich dieser beliebte Baum fast über ganz Europa verbreitet, angepflanzt namentlich in Gärten und Alleen, jedoch auch hier und da im Walde, besonders in Tiergärten, da die stärkereichen Samen eine gute Äsung für Rot-, Damwild und Wildschweine abgeben. Die Türken füttern die Pferde damit, woher wohl der Name R. stammt. Die R. verlangt einen lockern, humusreichen Boden und gedeiht noch gut in der Gegend von Petersburg sowie in den südl. Alpen in Höhen bis 1200 m. Sie blüht im Mai oder Juni, Fruchtreife im September oder Oktober. Die an Stärkemehl reichen Samen würden eine der Kartoffel ähnliche Speise geben, wenn sie nicht einen auf billige Weise nicht zu entfernenden Bitterstoff enthielten. Die nahe verwandte rotblühende R. (Aesculus carnea Willd., rubicunda Lodd.) wird häufig als Zierbaum angepflanzt, unterscheidet sich besonders durch rote Blüten und etwas geringern Wuchs und ist wahrscheinlich ein Blendling von Aesculus Hippocastanum L. und Pavia rubra Poir. Von den Pavien, die aus Nordamerika stammen, finden sich als Zierbäume in Europa hauptsächlich die gelbblühende (Pavia lutea Poir., flava Moench.) und die rotblühende (Pavia rubra Poir.). Beide erreichen nicht die Größe der gemeinen R. Ein schöner Blütenstrauch mit weißlichen Blumen in langen, schmalen, dichten Sträußen ist die langtraubige oder strauchige Pavia (Pavia macrostachya Mchx., parviflora Walt.); sie bildet in ihrer amerik. Heimat einen kaum 2 m hohen Strauch, in unsern Gärten wächst sie höher; die Blüten erscheinen erst im Juli. ^[Spaltenwechsel]

Roßkastanienspinner, s. Blausieb.

Roßkümmel, Pflanzenart, s. Peucedanum.

Roßkunst, s. Tretwerke.

Roßla, Dorf im Kreis Sangerhausen des preuß. Reg.-Bez. Merseburg und Hauptort der Grafschaft Stolberg-Roßla, rechts an der Helme, in der Goldenen Aue, zwischen Harz und Kyffhäuser, an der Linie Halle-Nordhausen-Cassel der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Nordhausen), Katasteramtes, fürstl. Konsistoriums und einer fürstl. Rentkammer, hat (1890) 2513 E., schöne got. Kirche (1873), fürstl. Residenzschloß, Witwenpalais, Privaterziehungsanstalt (Progymnasium und Realschule), fürstl. Hausbibliothek (30000 Bände), Krankenhaus, Spar- und Vorschußkasse; fürstl. Zuckerfabrik, Canarienvogelzucht und Ackerbau. 7,5 km südlich das Kyffhäusergebirge (s. d.).

Roßlau, Stadt im Kreis Zerbst des Herzogtums Anhalt, rechts an der Elbe, über die zwei Eisenbahnbrücken führen, und an der Mündung der R. (Rossel), sowie an den Linien Magdeburg-Zerbst-Leipzig und Wittenberg-Aschersleben der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Dessau), hat (1890) 7628 E., darunter 105 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph; Eisengießerei und Maschinenbauanstalt, Werft für Dampfschiffe und Elbkähne, Fabriken für Strohpapier, Drahtgewebe, Strontian, Pottasche, Steingut, Siegellack, Citronensäure, Chemikalien und Seife, Ziegeleien und Dampfsägewerke.

Roßleben, Dorf im Kreis Querfurt des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, am linken Ufer der Unstrut und an der Nebenlinie Naumburg a. S.-Artern der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 2358 meist evang. E., Post, Telegraph; Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen, Zucker und Malz, bedeutende Handelsmühle, Brauereien, Molkerei, Kunst- und Handelsgärtnereien. Nahe bei R. liegt die Klosterschule R. (Kloster-Roßleben). Das als Augustinerchorherrenkloster vom Grafen Ludwig von Wippra und dessen Gemahlin Mathilde begründete und 27. April 1142 vom Papst Innocenz Ⅱ. bestätigte und vor 1263 in ein Cisterciensernonnenkloster verwandelte Stift war früher eins der reichsten Thüringens, wurde aber 1540 säkularisiert und 1554 vom Schirmvogt Heinr. von Witzleben auf Wendelstein (geb. 1509, gest. 1561) zu einer Unterrichts-^[folgende Seite]