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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Schanstaaten; Schantarinseln; Schan-tung; Schanz; Schanz (Martin); Schanz (Paul)

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Schanstaaten – Schanz

Schanstaaten, eine Reihe von losen Staatengebilden der Schanstämme im mittlern Hinterindien zwischen Siam, Tongking, Birma und Jün-nan, jetzt sämtlich aufgeteilt zwischen England, Frankreich und China, aber in den Grenzgebieten noch nahezu unabhängig. Die S. erstrecken sich im N. über Bhamo hinaus und nach Jün-nan hinein, im W. kann die Irawadi-Sittanglinie als Grenze gelten, im S. 18° nördl. Br., im O. das Grenzgebirge zwischen dem Me-kong und Song-ka. (S. Karte: Ostindien II: Hinterindien.) Sie umfassen somit die schwer zugänglichen Bergländer an der Wurzel des kultivierten Hinterindiens, im ganzen etwa 46000 qkm, und umgeben die Mittelläufe der Flüsse Saluën und Me-kong. Nordsüdlich streichende, bis 3000 m hohe Gebirge erfüllen sie im N., massiges Mittelgebirge bis 2000 m und Hügelland im S. In diese sind die Thäler des Saluën und Me-kong schluchtartig eingeschnitten. Daher ist das Gebiet unzugänglich und wenig bekannt. Das Klima ist das gemäßigte tropische Höhenklima, in den Flußthälern sehr heiß. Die Bevölkerung bildet der kräftige Stamm der Schan, ein Mitglied der mongol. Völkerfamilie, vielleicht die Urbewohner dieser Gebiete, jedoch jetzt durch die chines. Einwanderung und die jahrtausend alte hinterind. Halbkultur auf die Gebirge des Innern beschränkt. Sie bauen ihre Dörfer an die Gebirgshänge, pflanzen Baumwolle, Thee und Reis und haben einige Industrien, besonders die Lackwarenerzeugung ausgebildet. Ihr langes Zusammenwohnen mit Chinesen hat wahrscheinlich schon zur Mischung geführt und chines. Kultur, Architektur und Beamtenschaft ins Land gezogen. In Jün-nan sollen sie früh selbständige Staaten gebildet haben, die jedoch den Chinesen erlagen, wie auch das Reich von Mogung, den großen Schan, das 1576 den Birmanen zum Opfer fiel. Jetzt neigen die Schan zu polit. Zersplitterung, nur wenige Häuptlinge gebieten noch über größere Verbände von Dörfern, und die Aufteilung unter den Nachbarmächten war daher leicht. Man unterscheidet die nördlichen S. um den Wendekreis, mit den Hauptorten Thien-ni, Mung-mau (Meungma), Muang-lem, die südlichen mit Mone, Kiang-hung, Kiang-tung und die siamesischen S. oder Laostaaten (s. Lao). Auch der Stamm der Kareni oder Karen (s. d.) kann hier angeschlossen werden. Von 1886 bis 1888 dehnte Großbritannien von Birma her seine Herrschaft über die südlichen und nördlichen S. aus, woraus der Grenzvertrag mit China 1887 und Frankreich entstand. Die Einwohnerzahl der S. kann auf 5 Mill. veranschlagt werden, davon 2 Mill. in Birma, 2 Mill. in Siam, je ½ Mill. in China und Tongking.

Schantarinseln, zum russ.-sibir. Küstengebiet gehörige Inseln am Eingang in die Tugurbucht des Ochotskischen Meers, bestehen aus der Großen Schantarinsel (1684,3 qkm, zwischen 54°38' und 55°25' nördl. Br. und zwischen 137°19' und 141°16' östl. L. von Greenwich), der Kleinen Schantarinsel (92,2 qkm), den Inseln Prokofjew, Kussow, Bjelitschij, Rogatka u.s.w., sämtlich felsig und unbewohnt.

Schan-tung, Küstenprovinz des Kaiserreichs China, zwischen Pe-tschi-li und Kiang-su, hat 145000 qkm und angeblich 25 Mill. E. S. bildet mit seinem nordöstlichsten, halbinselförmig in das Gelbe Meer hineinragenden Teil die südl. Begrenzung des Golfs von Pe-tschi-li und wird vom ↔ Kaiserkanal durchschnitten. Hauptstadt ist Tsi-nan mit 120000 E., unter 36°44'24" nördl. Br. und 117°7'30" östl. L. von Greenwich. Das Land ist großenteils gebirgig, wird aber in seinem westl. Teile noch von der großen Ebene des nordöstl. China berührt, wo der Hoang-ho vor einigen Jahrzehnten bei seinem Durchbruch das Bett des Ta-tsing-ho aufgesucht hat. Die Gebirge sind reich an Kohlen und Eisen und auch an Goldfunden hat es nicht gefehlt. Der höchste Berg ist der als heilig verehrte Tai-schan. Die Seide des Maulbeer- und Eichenspinners werden viel im Lande gewonnen. Von Lai-tschou an der Nordwestküste hat der berühmte Lai-schi oder Seifenstein seinen Namen, welcher zu allerlei kleinen Gegenständen, namentlich Bildwerken verarbeitet wird. Bei Po-schan werden namentlich viele Glaswaren erzeugt, während sich die Bereitung der altberühmten Schmelzwaren erst von ihrem Verfall wieder zu erholen begonnen hat. Im Osten liegen der geöffnete Hafen Tschi-fu (s. d.) und der Kriegshafen Wei-hai-wei.

Schanz, Georg, Nationalökonom, geb. 12. März 1853 in Großbardorf (Unterfranken), studierte in München, Würzburg und Straßburg, promovierte an der staatswirtschaftlichen Fakultät in München, war ein Jahr im königlich bayr. Statistischen Bureau thätig und habilitierte sich nach längerm Aufenthalt in England 1879 in Marburg: 1880 ging er als außerord. Professor nach Erlangen, 1882 als ord. Professor nach Würzburg. Außer zahlreichen Abhandlungen in Zeitschriften, Sammelwerken u.s.w., namentlich in dem von ihm seit 1884 herausgegebenen «Finanzarchiv», schrieb er: «Zur Geschichte der deutschen Gesellenverbände» (Lpz. 1877), «Engl. Handelspolitik gegen Ende des Mittelalters» (von der Beneke-Stiftung mit dem ersten Preis gekröntes Werk, 2 Bde., ebd. 1881), «Zur Geschichte der Kolonisation und Industrie in Franken» (auch u.d.T. «Bayr. Wirtschafts- und Verwaltungsstudien», Bd. 1, Erlangen 1884), «Die Steuern der Schweiz in ihrer Entwicklung seit Beginn des 19. Jahrh.» (5 Bde., Stuttg. 1890), «Im Königreich Bayern zu Recht bestehende Gesetze und Verordnungen», I (Würzb. 1891), «Studien über die bayr. Wasserstraßen», I–III (Bamb. 1893–94).

Schanz, Martin, Philolog, geb. 12. Juni 1842 in Üchtelhausen, studierte zuerst Philosophie und Naturwissenschaften in München, dann klassische Philologie in Würzburg, Bonn und Göttingen, habilitierte sich in Würzburg und wurde hier 1870 außerord., 1875 ord. Professor der klassischen Philologie. Längere Zeit hielt er sich in Oxford, Paris und Italien auf. Die Früchte dieser Reise legte er unter anderm nieder in den «Novae commentationes Platonicae» (Würzb. 1871) und den «Studien zur Geschichte des Platonischen Textes» (ebd. 1874). Hierauf beruht seine große kritische Plato-Ausgabe (seit 1875, Lpz., Bd. 1–3, 5–9 u. 12), und eine kritische (seit 1877 erscheinende) Handausgabe sowie eine Ausgabe Platonischer Dialoge mit deutschem Kommentar. Ferner veröffentlichte S. «Beiträge zur histor. Syntax der griech. Sprache» (Würzb. 1882 fg.), eine «Röm. Litteraturgeschichte» (2 Tle., Münch. 1890–92: Bd. 8 des von Jw. Müller herausgegebenen «Handbuchs der klassischen Altertumswissenschaften») und Abhandlungen.

Schanz, Paul, kath. Theolog, geb. 4. März 1841 zu Horb in Württemberg, studierte in Tübingen Theologie und Naturwissenschaften, darauf im

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 385.