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Schwefelalkohol - Schwefelkohlenstoff
als negatives zweiwertiges Element. Mit ersterm vereinigt er sich nur schwer direkt zu Schwefelwasserstoff, mit den übrigen aber sehr leicht beim Zusammenerwärmen , oft unter plötzlichem Aufglühen. Der zweiwertig gebundene S. entspricht dem Sauerstoff in seinen Verbindungen. Sind die Oxyde der Elemente basischer Natur, so sind es auch die Schwefelverbindungen. Sie werden dann Sulfobasen oder Sulfurete genannt. Solche sind z. B. K2S, KSH, FeS, ZnS u. a. m. Bildet aber ein Element mit Sauerstoff saure Oxyde, so sind auch die entsprechend zusammengesetzten Schwefelverbindungen oder Sulfide saurer Natur und werden dann Sulfosäuren genannt. So entsprechen z. B. den Säureanhydriden As2O3 und As2O5 die Sulfosäuren As2S3 und As2S5. Wie Sauerstoffsäuren und Basen sauerstoffhaltige Salze liefern, so bilden Sulfosäuren mit Sulfobasen die entsprechend zusammengesetzten Sulfosalze, z. B. entspricht dem Natriumarseniat, Na3AsO4, Natriumsulfarseniat, Na3AsS4.
Gegenüber dem Chlor ist der S. bis zu vierwertig (s. Schwefelchloride), gegenüber dem Sauerstoff sogar sechswertig, z. B. im Schwefelsäureanhydrid und den verschiedenen Arten der Schwefelsäure (s. d.).
Der S. wird hauptsächlich zur Herstellung von Schwefelverbindungen, in größten Mengen zur Bereitung von Schwefelsäure sowie des gewöhnlichen Schießpulvers benutzt. Als Schwefelmilch (s. d.) und Schwefelblumen findet er Verwendung in der Medizin sowie zum Schwefeln (s. d.).
Gewinnung. Aus dem Schwefelkies kann der S. durch Erhitzen bei Luftabschluß in Destillationsapparaten zum Teil frei gemacht werden nach der Formel: FeS2=FeS+S. Gewisse Mengen werden auch aus den Gasreinigungsmassen und aus den Sodarückständen durch Regeneration wieder gewonnen. Immerhin wird der meiste S. aus dem rohen gediegenen S., namentlich in der Provinz Girgenti in Sicilien, die allein etwa neun Zehntel des in den Handel kommenden Produktes liefert, gewonnen. Die notwendige Reinigung desselben, d. h. die Trennung von beigemengten Mineralien, geschieht dadurch, daß man den natürlichen Rohschwefel in Kesseln schmilzt und im flüssigen Zustande so lange erhält, bis die mineralischen Beimengungen sich möglichst abgesetzt haben, worauf man ihn vom Bodensatz abzieht und erstarren läßt. So wird der S. (Rohschwefel) indessen nie ganz rein gewonnen. Soll dies geschehen, so muß er destilliert werden. Es geschieht dieses Raffinieren in den Schwefelöfen, in denen der Rohschwefel oder auch der noch mineralische Beimengungen enthaltende gediegene S. in cylindrischen eisernen Retorten bis über den Siedepunkt erhißt wird. Die Dämpfe läßt man in gemauerte Kondensationsräume treten. Solange die Temperatur derselben den Schmelzpunkt des S. nicht erreicht, verdichtet sich der Dampf zu kleinen, sofort erstarrenden Tröpfchen, die sich als Schwefelblumen oder Schwefelblüte zu Boden setzen. Steigt die Temperatur über 110°, so bleiben die Tröpfchen flüssig und sammeln sich am Boden als geschmolzener S., den man durch eine enge Öffnung in cylindrifche Holzformen abzieht, in denen er zu Stangenschwefel erstarrt.
Hauptproduktionsland für S. ist Sicilien, dessen Ausfuhr jährlich über 3 Mill. Doppelcentner bei einer Produktion von 3,7 Mill. Doppelcentner beträgt. Deutschland führte 1894: 202671 Doppelcentner im Werte von 2027000 M. ein.
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Über den philosophischen S. der Alchimisten s. Philosophischer Merkur.
Schwefelalkohol, s. Merkaptan und Schwefelkohlenstoff.
Schwefelaluminium, s. Aluminiumsulfür.
Schwefelammonium, s. Ammoniumsulside.
Schwefelantimon, Dreifach-, s. Antimonsulfür; fünffach-, s. Antimonsulfid.
Schwefeläther, s. Äther, gewöhnlicher.
Schwefelätherweingeist, soviel wie Hoffmanns Tropfen (s. d.).
Schwefelbäder, s. Bad (Bd. 2, S. 254a).
Schwefelbalsam, geschwefeltes Leinöl, Balsamum sulfuris, Oleum Lini sulfuratum, früher offizinelles Präparat, wird erhalten durch Erhitzen von 6 Teilen Leinöl mit 1 Teil Schwefel bis zur Lösung des letztern (s. Haarlemer Balsam). S. ist ein Volksheilmittel, in welchem allein die Wirkung des gelösten Schwefels zum Ausdruck kommt.
Schwefelbaryum, s. Baryumsulfid.
Schwefelberg, Bad im Bezirk Schwarzenburg des schweiz. Kantons Bern, zur Gemeinde Rüschegg gehörig, 26 km südlich von Bern, in 1394 m Höhe, am nördl. Abfall der Stockhornkette auf einer Bergterrasse über dem linken Ufer der Kalten Sense, besteht aus einem großen Kurhaus und einer Trinkhalle, besitzt wie das 6 km nördlich gelegene Gurnigelbad (s. d.) eine kalte gipshaltige Schwefelquelle, die namentlich zur Trinkkur bei katarrhalischen Leiden des Halses und Darms verwendet wird, und wird als klimatischer Kurort viel besucht. Seit 1894 führt eine Fahrstraße westwärts nach Freiburg. - Vgl. Gobl, Die Heilquellen des Kantons Bern (Bern 1862); Gsell-Fels, Kurorte der Schweiz (Zür. 1880).
Schwefelblei, s. Bleisulfid.
Schwefelblumen, Schwefelblüte, s. Schwefel.
Schwefelcalcium, s. Calciumsulfid.
Schwefelchloride. a. Einfach-Chlorschwefel, Schwefelchlorür, früher Halbchlorschwefel genannt, S2Cl2, entsteht, wenn Chlorgas über geschmolzenen Schwefel geleitet wird. Es ist eine dunkelgelbe Flüssigkeit vom spec. Gewicht 1,7, siedet bei 138° und findet Anwendung als Lösungsmittel des Schwefels beim Vulkanisieren des Kautschuks, b. Zweifach-Chlorschwefel, SCl2, entsteht, wenn Einfach-Chlorschwefel bei gewöhnlicher Temperatur mit Chlor gesättigt wird; er ist ein braunrotes Öl und sehr leicht zersetzbar, c. Vierfach-Chlorschwefel, SCl4, entstebt, wenn eins der vorigen Chloride bei -22° mit Chlor gesättigt wird. Er ist eine gelbbraune Flüssigkeit, die sich schon unter dem Gefrierpunkt in Chlor und Zweifach-Chlorschwefel zersetzt. Durch Wasser werden die S. sofort unter Bildung von Salzsäure, schwefliger Säure und (die beiden erstern) von Schwefel zersetzt.
Schwefelchlorür, s. Schwefelchloride.
Schwefelcyau, s. Rhodan.
Schwefelcyansäure, s.Rhodanwasserstoffsäure.
Schwefeldioxyd, s. Schweflige Säure.
Schwefeleisen, Einfach- und Zweifach-, s. Eisensulfide.
Schwefelhölzchen, s. Zündhölzchen.
Schwefelkadmium, s. Kadmiumsulfid.
Schwefelkalium, Einfach-, Dreifach- und Fünffach-, s. Kaliumsulfide.
Schwefelkies, Mineral, s. Eisenkies.
Schwefelkobalt, s. Kobaltsulfide.
Schwefelkohlenstoff, Kohlendisulfid oder Schwefelalkohol (Carboneum sulfuratum, Alcohol sulfuris), CS2, eine farblose, das Licht stark