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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Spinéll; Spinétt; Spinges; Spinnen

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Spinell – Spinnen

Taschenbuch «Vergißmeinnicht» (seit 1830). Mit glänzender Erfindungskraft und anschaulichster, spannender Darstellungsgabe gerüstet, aber ohne jede künstlerische Zucht hat S. überaus fruchtbar produziert und hat lange Zeit weiten Kreisen als der deutsche Walter Scott gegolten. S.s «Sämtliche Werke» (Stuttg. 1831‒54) umfassen 102 Bände und in neuer Ausgabe (1854‒56) 101 Bände. Eine Auswahl erschien in 14 Bänden (Stuttg. 1875‒77).

Spinéll, ein glasglänzendes Mineral, das im regulären System, gewöhnlich im Oktaeder, mit Zwillingsbildung nach der Fläche desselben (s. nachstehende Abbildung), krystallisiert, die Härte 8 besitzt, von Säuren nicht angreifbar, vor dem Lötrohr unschmelzbar und unveränderlich ist und chemisch aus Magnesia und Thonerde (nach der Formel MgO + Al₂O₃) besteht, wobei gewöhnlich ein kleiner Anteil der erstern durch Eisenoxydul, der letztern durch Eisenoxyd ersetzt wird. Die Substanz ist an sich farblos, das Mineral aber fast immer gefärbt, und danach unterscheidet man mehrere Varietäten. Der rote S., auch edler S. genannt, karmin-, blut- und hyacinthrot, durchsichtig bis stark durchscheinend, ist ein sehr geschätzter Edelstein, der im Preise den farbigen Diamanten gleichkommt und auch wohl unter dem Namen Rubin (s. d.) mit einbegriffen wird; er findet sich namentlich im Flußsande Ceylons und Ostindiens. Blauer S. findet sich bei Åker in Södermanland. Chlorospinell ist ein grasgrüner S. von Slatoust im Ural. Schwarzer S. (Pleonast, Ceylanit) ist die verbreitetste Abart, die z. B. am Monzoniberge in Tirol, am Vesuv, auf Ceylon, in großen Krystallen im Staate Neuyork vorkommt, undurchsichtig und am schwersten ist. Mit dem S. isomorph ist eine ganze Reihe von Mineralien, die sämtlich Verbindungen nach der Formel RO + R₂O₃ sind, worin R = Mg, Fe, Mn, Zn, Cr und R₂ = Al₂, Fe₂, Mn₂, Cr₂ ist (Spinellgruppe); dazu gehört z. B. das Magneteisen, der Franklinit, das Chromeisen, der Automolit u. s. w.

^[Abb.]

Künstlicher S. wurde bereits 1854 von Ebelmen in 3‒4 mm großen Krystallen dargestellt. Mit gewogenen Mengen reiner Thonerde, Magnesia und Chrom sowie mit Borsäure als Flußmittel wurde eine Platinschale beschickt, diese in eine Muffel eingeschlossen und so der Weißglut des Porzellanofens der Fabrik zu Bapterosse bei Paris ausgesetzt. Es bildet sich schmelzbares Magnesiumborat, in dem sich die Thonerde auflöst und, mit dem Überschusse der Magnesia verbunden, dann beim Erkalten als S. auskrystallisiert.

Spinétt (ital. spinetta; frz. épinette), auch Virginal (in England und den Niederlanden), in Deutschland auch schlechthin Instrument, die vom 16. bis 18. Jahrh. gebräuchlichen kleinen Klavierinstrumente, die eine ähnliche Form hatten wie das Klavichord (s. d.). Dieses Tasteninstrument, das man zuweilen auf die größern Instrumente als oberes Manual stellte, war einchörig, mit dünnen Drahtsaiten bezogen (von der rechten zur linken Seite hin gespannt), hatte einen Umfang von drei Oktaven und stand in der Stimmung um eine Quinte oder auch um eine Oktave höher als der gewöhnliche Flügel. Die Saiten wurden beim S. durch Rabenkiele, welche in kleinen, auf den Tasten lose aufstehenden Holzbrettchen (den Springern oder Docken) befestigt waren, von der Seite her angerissen. Von diesen dornenartig hervorstehenden Federkielen soll das Instrument den Namen haben (lat. spina, der Dorn); nach andern wird er von dem angeblichen Erfinder der viereckigen Instrumente, Giov. Spinetti in Venedig im Anfang des 16. Jahrh., abgeleitet. Aber der Ursprung des S. fällt vermutlich tiefer in das Mittelalter. Im 16. Jahrh. gab es mannigfache Arten von Klavierinstrumenten mit der Spinettkonstruktion: das Klavicymbel (Clavicembalo, s. d.), das Virginal, das eine höhere Tonlage einnahm, das Klavicitherium (s. d.), der Schweinskopf, von einer eigenartig trapezoidischen Form, und das Spinettino oder Ottavino, ein Miniaturspinett von dreieckiger Form. Alle diese Arten faßt man unter dem Gesamtnamen S. zusammen. Ihr Klang war klirrend, näselnd, weniger singend und lieblich wie der des Klavichords, aber rauschender, durchdringender, weshalb das Klavicymbel in seiner zum Flügel erweiterten Form als Generalbaßinstrument im Orchester Aufnahme fand. Dem Wettstreit zwischen der Spinett- und Klavichordkonstruktion machte die Erfindung und Vervollkommnung der Hammermechanik (s. Pianoforte) ein Ende. Die reichste Auswahl aller dieser Klavierarten in vortrefflicher Erhaltung bietet die königl. Sammlung alter Musikinstrumente zu Berlin. (S. Tafel: Musikinstrumente Ⅲ, Fig. 2 u. 11, Bd. 17.)

Spinges, Dorf bei Mühlbach (s. d.) in Tirol.

Spinnen (Araneina), die wichtigste Ordnung der Spinnentiere (s. d.) mit etwa 2500 Arten, darunter ungefähr 500 deutschen. Beide Hauptabschnitte am Körper der S. sind ungegliedert und durch einen kurzen, dünnen Stiel miteinander verbunden. Das Kopfbruststück trägt oben in der Nähe seines Vorderrandes 4, selten 3 Paar oder noch weniger einfache Augen, vorn die Kieferfühler, unten die Kiefertaster und die 4 Beinpaare. Die Kieferfühler bestehen aus je einem kräftigen, innen gezahnten Grundglied und einer einschlagbaren, durchbohrten Klaue, in welcher der Ausführungsgang einer ziemlich großen, schlauchförmigen Giftdrüse mündet. Die Kiefertaster sind beinförmig; beim Männchen ist ihr Endglied verdickt und zu einem Begattungswerkzeug umgestaltet. Die Beine bestehen aus sieben Gliedern, deren letztes außer mit einem Paar Klauen, namentlich bei den Netze webenden S., mit mancherlei Haken, Kämmen und Bürsten ausgestattet ist, die zum Spinnen und Glätten des Fadens verwendet werden. Am Hinterleibsende finden sich die Spinnwarzen (s. Spinnorgane). Der Atmung dienen außer einem oder zwei Paaren sog. Lungen, die am Bauche durch schmale, spaltförmige Öffnungen ausmünden, ein weiter hinten am Bauche mündendes Luftröhrensystem. Die S. nähren sich von kleinern Tieren, insbesondere von Insekten, die manche in den Netzen fangen, andere als Räuber erbeuten. Die durch das Einschlagen der Giftklauen getöteten oder gelähmten Tiere werden zerkaut, der ausfließende Saft aufgesogen, die festen Teile aber nicht mit verschluckt. Die Weibchen legen ihre Eier in ein sackförmiges Gespinst ab, das sie sorgfältig bewachen, auch wohl mit sich herumtragen, bis die Jungen ausgeschlüpft sind. Die Ordnung der S. zerfällt in 7 Unterordnungen: 1) Erdweber (Territelariae), 2) Radweber (Orbitelariae), 3) Ungleichweber (Inaequitelariae), 4) Röhrenspinnen (Tubitelariae), 5) Krabbenspinnen (Laterigradae), 6) Wolfsspinnen (Citigradae), 7) Springspinnen (Saltigradae).