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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Spitz - Spitzen

gen von Gurlitt (Hamb. 1824-28; vervollständigt von Paulus, Heidelb. 1826) und seine "Geschichte der Kreuzzüge" und die "Geschichte der Hierarchie von Gregor VII. bis auf die Zeiten der Reformation" von K. Müller aus Gurlitts litterar. Nachlaß (Hamb. 1827-28) herausgegeben. Eine Gesamtausgabe von S.s "Werken" besorgte sein Schwiegersohn K. Wächter (14 Bde., Stuttg. 1827-37).

Spitz, s. Hunde.

Spitzahorn, in Deutschland einheimische Art des Ahorns (s. d.).

Spitzäpfel, 14. Klasse des Diel-Lucasschen Apfel-Systems (s. Apfel).

Spitzbergen, Inselgruppe im Nördlichen Eismeer mit etwa 70 100 qkm, liegt zwischen 76½° und 80° 48' nordl. Br. und 10 und 30° östl. L. von Greenwich, zwischen der Grönlandsee im W. und der Barentsee im O. (S. Karte der Nordpolarländer, Bd. 12, S. 427.) S. besteht aus drei größern und mehrern kleinern Inseln, die alle von Fjorden und Buchten durchschnitten, felsig und mit Gebirgen und Gletschern bedeckt sind, die sich in der Hornsundspitze bis zu 1390 m erheben. Das Klima ist durchaus arktisch und selbst im Sommer, wo sich in den langen Tagen, in denen die Sonne nicht untergeht, eine sehr bedeutende Wärme entwickelt, im Schatten doch so rauh, daß weder Eis noch Schnee schmilzt. Die Flora zählt noch 122 Arten von Blütenpflanzen und Farnen, dazu viele Moose, von denen einzelne Arten (Aulacomnium palustre Schwaegr.) weite Flächen mit üppigem Grün bedecken und den Renntieren zu Weideplätzen dienen. Den Blütenreichtum bieten die Matten, aber verhältnismäßig wenige Arten reifen regelmäßig Früchte. Die Inseln sind sämtlich unbewohnt, aber reich an See- und Pelztieren, an Renntieren und im Sommer an Seevögeln. An einzelnen Punkten hat man Steinkohlen gefunden. Nächst der durch den mächtigen Eisfjord fast in zwei Teile geteilten Hauptinsel Westspitzbergen (mit den dazugehörigen Inseln, außer Prinz-Karls-Vorland, 39 535 qkm groß) sind die Insel Nordostland (Nordland), im Nordosten jener gelegen und durch die Hinlopenstraße von ihr getrennt (10 462 qkm), Stans-Foreland oder Edgeinsel (6332 qkm) und Barentsinsel im Osten die bedeutendsten. Im äußersten Nordwesten liegt die kleine Däneninsel, Ausgangspunkt der Ballonfahrt von Andrée (s. Nordpolexpeditionen). - Entdeckt wurde S. 1596 von Holländern, die es für einen Teil von Grönland hielten und Nieuwland (Neues Land) nannten. Das Meer von S. wurde wegen seiner Menge von Walfischen und Walrossen und andern Seetieren alsbald der Schauplatz einer außerordentlichen Thätigkeit der Seeleute. Das Übergewicht behielten schließlich die Holländer, die eine feste Station gründeten. Näher bekannt wurde S. durch Scoresby (1817-18), Parry (1827), besonders aber seit 1861 durch die schwed. Forscher Nordenskiöld und Torell, dann durch die deutsche Expedition unter Koldewey (1868), durch Th. von Heuglin (1870), Weyprecht und Payer (1871), Smith und Ulve (1871), Graf Wilczek (1872), Kückenthal (1889), Ekroll (Winter 1894/95), de Geer, Conway (erste Durchquerung 1896) u. a. Seit 1891 ist S. das Ziel jährlicher sehr beliebter Touristenfahrten. Von einer norweg. Gesellschaft wurde 1896 an der Adventbai ein Gasthaus erbaut und im Sommer regelmäßige Dampferverbindung mit Hammerfest eingerichtet.- Vgl. Petermann, S. und die arktische Centralregion (Gotha 1865); Dunér, Malmgren, Nordenskiöld und Quennerstadt, Svenska expeditioner till S. (Stockh. 1868); Koldewey, Die erste deutsche Nordpolarexpedition (Gotha 1871); Heuglin, Reisen nach dem Nordpolarmeer (3 Bde., Braunschw. 1872-74); Zeppelin, Reisebilder aus S., Bären-Eiland und Norwegen (Stuttg. 1892); Voyage de la Manche à l'ile de Jan-Mayen et Spitzberg (in den "Nouvelles Archives des Missions scientifiques et littéraires", Bd. 5, Par. 1894); Conway, The first crossing of S. (Lond. 1897).

Spitzbeutel, s. Filtrieren.

Spitzblasebälge, s. Gebläse.

Spitzbogen, s. Bogen.

Spitzbogenstil, veraltete Bezeichnung für den Gotischen Stil (s. d.).

Spitzbohrer, s. Bohrer.

Spitzbomben, die Granaten der gezogenen Mörser in der österr. Artillerie.

Spitzdocke, ein Teil der Drehbank (s. d.).

Spitze, die vorderste Abteilung der Avantgarde (s. d.). Früher bestand eine vom Vortrupp vorgeschobene S. gewöhnlich aus 3 Mann, nach der deutschen Felddienstordnung von 1887 besteht die Infanteriespitze aus 1 Offizier und einer ausgeschwärmten Sektion und ist 300-400 m vor den Vortrupp vorgeschoben, die Kavalleriespitze aus 1 Offizier und 4-6 Reitern und geht jener eine Strecke voraus. Die äußersten Ausläufer der Arrièregarde (s. d.) nach dem Feinde zu heißen Nachspitze. S. nennt man auch die in vorderster Linie befindlichen, meist aus Kavallerie bestehenden Abteilungen einer im Vormarsch begriffenen Armee.

Spitzeber oder Binneneber, ein männliches Schwein mit abnormer Hodenlage wie beim Klopfhengst (s. d.).

Spitzeder, Adele, s. Dachauer Banken.

Spitzel, verächtliche Bezeichnung für Kriminalbeamte der polit. Polizei; Lockspitzel nennt man die Agents provocateurs (s. d.).

Spitzen, Fachausdruck für das Hervorbrechen der Wurzelscheide bei der keimenden Gerste.

Spitzen, durchbrochene, flächenartig ausgedehnte und gemusterte Besatzstoffe aus textilen Fäden, seltener aus Gold- und Silbergespinsten, die aus einer, dem beabsichtigten Muster entsprechenden Vereinigung verschiedenartiger Fadengebilde (s. d.) von wechselnder Anordnung und Gestaltung hervorgegangen sind. Die Benennung "Spitze" sowie das franz. "dentelle", das engl. "point" und das ital. "punto" kommen von der Zackenform der ältern, ausschließlich als Randbesatz von Gewändern (Kanten) gebrauchten S. her. Die bessern Arten werden aus Seide (s. Blonden) oder aus feinem Leinengarn verfertigt; außerdem giebt es baumwollene (engl. Maschinenspitzen) und wollene (Mohairspitzen). Die Herstellung der Arbeit kann durch Nähen (s. d.), Klöppeln (s. d.), Häkeln (s. d.), Stricken (s. d.), Knüpfen u. s. w. erfolgen.

Nach der Konstruktion des die Musterfiguren tragenden und verbindenden Fadengebildes unterscheidet man jetzt Guipürespitzen und Réseauspitzen. Bei Guipürespitzen erfolgt die Verbindung der den größten Teil der Fläche erfüllenden Figuren durch Stäbchen oder Stege, die ursprünglich nur durch Umwickeln starker Fäden hergestellt, später auch geflochten wurden. Zuweilen erhalten dieselben durch Knötchen oder Sternchen (Picots) künstlerische Ausbildung. Die Mustergebilde der Réseauspitzen sind von einem Netzwerk aus engen Maschen (Zellen) von regelmäßiger Gestalt und Anordnung um-^[folgende Seite]