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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Stephansfeld; Stephanskraut; Stephansorden; Stephansort; Stephanus; Stephănus

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Stephansfeld - Stephanus

schaft (1768) wurde die schon sehr zusammengeschmolzene griech. Kolonie in Carghese angesiedelt, und noch jetzt ist die Hälfte der etwa 1000 E. dieses Dorfs griechisch oder griech. Abstammung. – Vgl. N. Stéphanopoli, Histoire de la colonie grecque établie en Corse (Par. 1826); Papadopulos, Χρονογραφία περὶ τῆς καταγωγῆς τῶν ἐν τῇ Μάνῃ Στεφανοπούλων (Athen 1865); Phardys, Ἱστορία τῆς ἐν Κορσικῇ ἑλληνικῆς ἀποικίας ^[griech. Text Korrekturlesen] (nebst einem Anhang von griech. Volksliedern aus Carghese, ebd. 1888).

Stephansfeld, Irrenanstalt bei Brumath (s. d.) im Unterelsaß.

Stephanskraut, s. Dephinium.

Stephansorden. 1) Ungar. Orden, von Maria Theresia 5. Mai 1764 zu Ehren des ersten apostolischen Königs von Ungarn gestiftet. Er ist auf hundert Ritter beschränkt und zerfällt in Großkreuze, Commandeure und Kleinkreuze. Das Privilegium der ursprünglich mit seiner Verleihung verknüpften Erteilung des erblichen Freiherrenstandes ist 1884 aufgehoben worden. Das Ordenszeichen ist ein grün emailliertes Kreuz, dessen rundes rotes Mittelschild innerhalb der Umschrift «Publicum meritorum praemium» auf goldgekröntem, grünem Berge das silberne Patriarchenkreuz, beseitet von den Buchstaben M. T. zeigt. Das Band ist grün mit einem roten Mittelstreifen. (S. Tafel: Die wichtigsten Orden Ⅱ, Fig. 15.) – Vgl. Dominus, Der S. und seine Geschichte (Wien 1873). – 2) Toscan. Militärorden, von Cosimo Ⅰ. de’ Medici, erstem Großherzog von Toscana, 15. März 1561 gestiftet; er erwarb sich namentlich gegen die Seeräuber Verdienste. Er wurde 22. Dez. 1817 erneuert, aber 22. März 1860 vom König von Italien aufgehoben. Das rot emaillierte Kreuz ähnelt dem der Johanniter und Malteser und wird am roten Bande getragen.

Stephansort, seit der Vereinigung der Astrolabe- mit der Neuguinea-Compagnie (1896) Hauptort von Kaiser-Wilhelms-Land und Sitz des Generaldirektors der Neuguinea-Compagnie, an der Astrolabebai, westlich vom Konstantinhafen, mit Postagentur. S. wurde 1888 hauptsächlich zum Anbau von Tabak angelegt, der aber seit 1896 der ungünstigen Ergebnisse halber teilweise durch Pflanzungen von Kaffee, Baumwolle und Kokospalmen ersetzt wird. In der Nähe Bogadschim, Station der Barmer Missionsgesellschaft sowie die Landungsstelle Erimahafen, beide unter sich und mit S. durch Feldbahn verbunden.

Stephănus, Name von drei Heiligen. – Der erste war einer von den sieben Armenpflegern der Gemeinde zu Jerusalem, die nach der Apostelgeschichte (6, 1 fg.) eingesetzt wurden, um das Murren der sog. Hellenisten in der Gemeinde wegen Hintansetzung ihrer Witwen bei der Verteilung der Unterstützungen zu beschwichtigen. Seiner geschichtlichen Stellung nach scheint er ein Vorläufer des Apostels Paulus gewesen zu sein, indem er das Gesetz geistig auslegte und den äußern Ceremonialdienst als Ungehorsam gegen den wahrhaften Willen Gottes verwarf. Sein mutiges Auftreten gab aber den Anlaß zu einer namentlich gegen den hellenistischen Teil der Urgemeinde ausbrechenden Verfolgung, der S. selbst als der erste christl. Märtyrer (Protomartyr) zum Opfer fiel. Wie es scheint, wurde er ohne ordentliches Gerichtsverfahren bei einem Volkstumult gesteinigt. Die ihm in den Mund gelegte Verteidigungsrede (Apostelgesch. 7) ist ein Meisterstück dialektischer Bestreitung des äußerlichen Judentums und scheint den Geist, in welchem S. wirkte, mit geschichtlicher Treue widerzuspiegeln, wenn sie auch in ihrer vorliegenden Gestalt sicher von dem Verfasser der Apostelgeschichte herrührt. Sein Gedächtnistag ist der 26. Dez. – Die beiden andern Heiligen gleichen Namens sind Papst Stephan Ⅰ. (s. d.) und Stephan Ⅰ. (s. d.), König von Ungarn.

Stephănus, frz. Estienne (Etienne), franz. Buchdruckerfamilie, deren Stammvater ein Pariser Buchdrucker Henricus (I) S. (1460‒1520) war. Sein Sohn Robertus (Robert Estienne), geb. 1503, ist hervorragend als Buchdrucker wie als Gelehrter. Am bekanntesten ist er durch den «Thesaurus lingue latinae» (1532; häufig wiederholt), der das veraltete Vokabularium des Calepinus ersetzte und den er mit Hilfe Jean Thierrys innerhalb weniger Jahre ausarbeitete. Sein Hauptinteresse galt jedoch der Theologie. Frühzeitig durch die von Deutschland ausgehende Bewegung ergriffen, suchte er seine gründliche Kenntnis der lat., griech. und hebr. Sprache auf theol. Gebiete zu verwerten und besonders das Neue Testament als einer der ersten streng philologisch zu behandeln. Schon mit 20 Jahren (1523) gab er das Neue Testament lateinisch nach eigener Textrevision heraus; sie zog ihm die Verfolgung der Sorbonne zu, gegen welche ihn die Gunst des Königs (Franz I.) nur mit Mühe zu schützen vermochte. Seit 1526 hatte er eine eigene Druckerei, aus der zahlreiche Werke, hauptsächlich philologische und theologische, hervorgingen. Seine lat. Typen galten lange Zeit als Muster. 1539 wurde er zum königl. Drucker für lat. und hebr. Schriften, 1545 auch für griech. Schriften ernannt und auf Kosten Franz’ I. wurden für ihn neue griech. Typen (die typi regii) durch Garamond (s. d.) geschnitten. Damit druckte er 1549 ein griech. Neues Testament in Sedez (2 Bände) und 1550 eins mit Varianten in Folio. Die Anfeindungen der kath. Geistlichkeit wurden damals so heftig, daß er 1550‒51 in große Lebensgefahr kam und mit Not sich und die Seinigen nach Genf in Sicherheit brachte. Dort druckte er weiter, starb aber 1559. Vermählt war er mit Perette, der gelehrten Tochter des Pariser Buchhändlers Badius (s. d.), die fließend Lateinisch sprach.

Sein ältester Sohn Henricus (Ⅱ), geb. 1528, reiste seit 1547 einige Jahre in Italien, England und Flandern, überall die Bibliotheken durchforschend und mit den angesehensten Gelehrten in Verbindung tretend. In Genf begann er 1554 seine schriftstellerische Thätigkeit, eröffnete 1557 eine Druckerei und verband 1559 damit die vom Vater hinterlassene. Indes geriet er bald in finanzielle Verlegenheit und mußte eine Zeit lang eine jährliche Unterstützung von einem der Augsburger Fugger annehmen, dafür aber sich (bis 1568) auf seinen Drucken als «Ill. viri Hulrichi Fuggeri typographus» bezeichnen. Die schon vom Vater begonnenen Sammlungen für einen «Thesaurus linguae graecae» hatte er fortgesetzt und ließ diesen 1572 erscheinen (5 Bde.; neueste Ausgabe von Hase und Dindorf, 9 Bde., Par. 1829‒63). Die Unredlichkeit des Joh. Scapula, der während der Korrektur einen Auszug des Werkes anfertigte und bald nach dessen Erscheinen herausgab, beeinträchtigte den Absatz sehr und steigerte die Geldverlegenheiten S.’. Er führte von da an ein unstetes Leben. Auf einer Reise starb er 1598 zu Lyon im Spital. – Vgl. L. Feugère, Essai sur la vie et les ouvrages de Henri Estienne (Par. 1853); Grautoff, Henr. S. (Glogau 1862).