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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Strandvogt - Straßburg (im Elsaß)

ein Fall der großen Haverei (s. d.) vor. Nach dem Deutschen Strafgesetzbuch (§. 323) wird die in verbrecherischer Absicht vorsätzlich herbeigeführte S., durch welche das Leben eines andern gefährdet wird, mit Zuchthaus von 5 bis 15 Jahren, und wenn durch sie der Tod eines Menschen verursacht ist, mit Zuchthaus von 10 bis 15 Jahren oder lebenslänglichem Zuchthaus (Schwurgericht) bestraft; auf der fahrlässigerweise veranlaßten, einen Schaden oder den Tod eines Menschen herbeiführenden S. steht Gefängnisstrafe (§. 326; Strafkammer). Die in betrügerischer Absicht veranlaßte S., wenn Schiff, Ladung oder Fracht versichert ist, wird mit Zuchthaus von 1 bis 10 Jahren und zugleich mit Geld von 150 bis 6000 M. bestraft (§. 265; Schwurgericht). (S. Strandrecht.)

Strandvogt, s. Strandbehörden und Strandrecht.

Strandwinde, Pflanze, s. Convolvulus.

Strandwolf, s. Hyäne.

Strandža, s. Istrandscha.

Strang, soviel wie Strähn (s. Garn).

Strange (spr. strehndsch), Robert, engl. Zeichner und Kupferstecher, geb. 26. Juli 1721 auf Pomona, einer Orkadischen Insel, kam zu dem ältern Cooper nach Edinburgh, von wo er sich nach Paris begab, um unter dem Landschaftsmaler Ph. le Bas seine Studien fortzusetzen. 1751 ging er nach London zurück und fand an dem Grafen Bute einen Gönner. 1760 reiste er nach Italien, wo er eine bedeutende Anzahl von Zeichnungen in klassisch-einfacher Behandlung nach berühmten Meistern ausführte, die er nachmals in London in Kupfer stach. Aber erst als er der weichlichen, effekthaschenden Stimmung der Zeit sich anbequemt hatte, fanden seine Stiche Beifall. Er wurde 1787 zum Ritter geschlagen und starb 5. Juli 1792. Meisterhaft hat er besonders nach Tizian gestochen, wie er denn überhaupt in Stichen nach Gemälden von leuchtendem, saftigem Kolorit Meister war. Zu seinen berühmtesten Blättern gehört die ruhende Venus nach Tizian (1768), die Danaë nach demselben und die heil. Cäcilia nach Raffael. – Vgl. Memoirs of Sir R. S., von Dennistoun (2 Bde., Lond. 1855); Le Blanc, Catalogue de l’œuvre de Rob. S. (Par. 1848).

Stränge, Zugtaue, s. Kumtgeschirr und Seil.

Strangförmige Körper, Teil des verlängerten Marks, s. Gehirn.

Strangparenchym, s. Holzparenchym.

Strangrinne, s. Erdrosselung und Erhängen.

Strangulation (lat.), Erdrosselung (s. d.).

Strangŭrie (grch.), s. Harnstrenge.

Strangwaschmaschinen, s. Appretur.

Stranniki, russ. Sekte, s. Raskolniken.

Stranraer (spr. strännráhr), Stadt in der schott. Grafschaft Wigtown, am Südende des Loch Ryan, hat (1891) 6193 E., Seehafen mit vorzüglichem Ankergrund, Handel mit landwirtschaftlichen Produkten, Manufakturen und Fischerei. Täglich gehen Dampfer nach Larne in Irland (63 km).

Strasburg in Westpreußen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, hat 1059,77 qkm und (1895) 55304 (27199 männl., 28105 weibl.) E., 3 Städte, 87 Landgemeinden und 56 Gutsbezirke. – 2) S. in Westpreußen, Kreisstadt im Kreis S., an der Drewenz und der Nebenlinie Graudenz-Soldau-Illowo der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Thorn) und Hauptzollamtes, hat (1895) 6725 E., darunter 2701 Evangelische und 437 Israeliten, in Garnison das 3. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 141, Postamt erster Klasse, Telegraph, Gymnasium, höhere Mädchenschule; Maschinenfabrik, Dampfsägemühle, Molkerei und Dampfziegelei. – 3) S. in der Ukermark, Stadt im Kreis Prenzlau des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, an der Linie Stettin-S. (60,2 km) der Preuß. Staatsbahnen und an der Nebenlinie Blankensee-S. (36,9 km) der Mecklenb. Friedrich-Wilhelm-Eisenbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Prenzlau), hat (1895) 6856 E., darunter 166 Katholiken und 35 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, elektrische Straßenbeleuchtung; Eisengießerei, Lederfabriken, Schuhmachereien, Töpfereien, Zucker-, Ofen-, Maschinen-, Obst- und Fruchtweinfabrik, Landwirtschaft.

Strasburger, Eduard, Botaniker, geb. 1. Febr. 1844 zu Warschau, studierte in Bonn und Jena, wurde 1869 außerord., 1873 ord. Professor der Botanik in Jena, 1880 in Bonn. Er schrieb: «Entwicklungsgeschichte der Spaltöffnungen» (in Pringsheims «Jahrbüchern für wissenschaftliche Botanik», Bd. 5, Lpz. 1867), «Die Koniferen und Gnetaceen» (Jena 1872), «Über Azolla» (ebd. 1873), «Die Angiospermen und die Gymnospermen» (ebd. 1879), «Zellbildung und Zellteilung» (3. Aufl., ebd. 1880), «Befruchtung und Zellteilung» (ebd. 1878), «Über Bau und Wachstum der Zellhäute» (ebd. 1882), «Über Befruchtungsvorgang bei den Phanerogamen u. s. w.» (ebd. 1884), «Das botan. Praktikum» (3. Aufl., ebd. 1897), «Über den Bau und die Verrichtung der Leitungsbahnen bei den Pflanzen» (ebd. 1891), «Histologische Beiträge» (5 Bde., ebd. 1888‒94), «Streifzüge an der Riviera» (Berl. 1895). Seit 1894 giebt S. in Verbindung mit Pfeffer die «Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik» (Berlin) heraus. Gemeinsam mit Noll, Schenck, Schimper gab er 1894 ein «Lehrbuch der Botanik für Hochschulen» (2. Aufl., Jena 1896) heraus. S.s und seiner Schüler letzte Arbeiten, zusammengefaßt u. d. T. «Cytologische Studien aus dem Bonner botan. Institut» (Berl. 1897), betreffen das Gebiet der Kernteilung.

Straschiripka, Joh. von, der wirkliche Name des Malers Canon (s. d.).

Strashnik (stražnik, russ., spr. strasch-), d. i. Wächter, besonders Grenzwächter (s. Grenzwache).

Straß oder Mainzer Fluß, ein zur Herstellung imitierter Edelsteine dienendes Bleiglas, das borsäurehaltig ist und eine größere Menge Bleioxyd enthält als das Krystallglas (s. d.). Um die Herstellung und technische Verwendung dieses Glases hat sich Strasser in Wien sehr verdient gemacht, weshalb nach ihm die Masse genannt wird. Im geschmolzenen Zustande heißt der S. Glasfluß oder Glaspaste. Die hieraus dargestellten künstlichen Steine (Amausen) unterscheiden sich von den echten Edelsteinen durch geringere Härte und größeres specifisches Gewicht. (S. Edelsteinimitationen 3.) Farbloser S., diamantähnlich geschliffen, bildet die Glasdiamanten (s. Similidiamanten).

Straßburg. 1) Landkreis im Bezirk Unterelsaß, hat 560,93 qkm und (1895) 83993 E. in 102 Gemeinden und zerfällt in die Kantone Brumath, Hochfelden, Schiltigheim und Truchtersheim. – 2) S. im Elsaß (bei den Römern Argentoratum, im Mittelalter Strataburgum, d. i. «die Burg an der Straße»), Hauptstadt von Elsaß-Lothringen, des Bezirks Unterelsaß und des Landkreises S., Stadtkreis (78,29 qkm) und Festung ersten Ranges, liegt 45 km östlich von der franz. Grenze,