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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Streuungskegel - Strickwaren

Streuungskegel, s. Streuung.

Streuwirkung von Geschossen, s. Perkussionswirkung.

Streuzucker, s. Dragées.

Střibro (spr. stschi-, d. i. Silber), czech. Name von Mies (s. d.) in Böhmen.

Strich, beim Spiel von Streichinstrumenten die Art der Bogenführung (s. Bogenstrich). Stricharten sind z. B. legato, portamento, staccato.

Strich, Maßbezeichnung. 1) Nach der Deutschen Maß- und Gewichtsordnung vom 17. Aug. 1868 die deutsche Bezeichnung für Millimeter, welche aber, da sie im Verkehr keinen Eingang gefunden hatte, durch das Gesetz vom 11. Juli 1884 wieder abgeschafft worden ist. 2) Bis Ende 1875 in Österreich-Ungarn gesetzliches Rekrutenmaß = 3 Linien oder ¼ Wiener Zoll, also 6,585 mm. 3) Name eines seit Ende 1855 untersagten, aber noch immer vorkommenden Feld- und Getreidemaßes in Böhmen. Ersteres, der S. Aussaat, ist = ½ Wiener Joch oder 28,773 a; letzteres enthält 93,262 l.

Strich, die Winkeleinheit der Windrose (s. d.). Ein rechter Winkel umfaßt 8 S., also 1 S. = 11¼°. Strichtafel ist eine Tabelle, welche die Größen der Dreiecksseiten des Kursdreiecks (s. Koppelkurs) angiebt, wenn der Kurs in S. gegeben ist.

Strichnattern, s. Elaphis.

Strichprobe, s. Goldprobe.

Strichregen, zum Unterschied von Landregen (s. d.) die örtlichen Regenfälle. Vielfach nimmt man Regenfälle aus begrenzten Wolken wahr, die mit der Wolke sich fortbewegen und so S. im wahren Sinne des Wortes sind.

Strichstich, s. Holbeinstich.

Strichtafel, s. Strich (bei der Windrose).

Strichvögel, s. Vögel.

Strick, s. Seil.

Strickeisen, s. Hufeisen.

Stricken, die Herstellung verschiedenartiger Bekleidungsgegenstände, insbesondere der Strümpfe, durch Bildung einzelner, reihenweise angeordneter und ineinander gehängter Maschen aus einem fortlaufenden Faden mittels von Hand geführter oder auch mechanisch bewegter Nadeln. Je nachdem die Gegenstände offen oder rund gestrickt werden, braucht man bei der Handstrickerei für jede Reihe oder Tour zwei oder vier bis fünf Nadeln; bei der mechan. Strickerei ist die Anzahl der benutzten Nadeln gleich der Zahl der Maschen einer Reihe. Die Handstrickerei besteht darin, daß man in eine auf der linken Nadel befindliche (zuerst durch Knüpfen hergestellte) Masche mit der in der rechten Hand gehaltenen Nadel sticht, den Faden um diese schlägt, ihn durchzieht und die so entstandene neue Masche durch das sog. Abtippen vollends auf die rechts befindliche Nadel schiebt. Beim Rechts- oder Glattstricken sticht man von außen in die alte Masche und hat den Faden zur neuen Masche auf der innern Seite; beim Links- oder Krausstricken findet das Umgekehrte statt. Durch entsprechende Abwechselung zwischen diesen und andern Arten der Maschenbildung (Verdrehen, Abnehmen, Zugeben u. s. w.) werden mannigfache Muster erzeugt. Die zum S. mit der Hand dienenden Nadeln (vorzugsweise Stricknadeln genannt), deren je fünf (ein Spiel oder Stock) zusammengehören, sind meist aus Stahldraht von 20 bis 25 cm Länge und an beiden Enden etwas zugespitzt; namentlich für Wollarbeiten werden der größern Leichtigkeit wegen auch solche aus Knochen oder Holz verwendet. Für große, offen zu strickende Gegenstände sind die Nadeln, die dann bis zu 50 cm Länge haben, an ihrem einem Ende mit einem Knopf versehen, um das Abrutschen der Maschen zu verhindern. Strickgarne werden aus gezwirnter Baumwolle, Wolle und Seide, jetzt auch aus den Fasern mehrerer Nesselarten erzeugt.

Das S. als Handarbeit war nach einigen schon im 13. Jahrh. in Italien bekannt; nach andern wurde es in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. in Spanien erfunden. Bis dahin waren Strümpfe aus Tuch, vom Schneider verfertigt, in Gebrauch. Von Spanien aus kam das Strumpfstricken zunächst nach England und Schottland. Heinrich VIII. soll in Großbritannien die ersten seidenen, ein Graf Pembroke die ersten wollenen Strümpfe getragen haben. William Rider war um 1564 der erste Strumpfstricker in England; um dieselbe Zeit wurde diese Kunst auch schon in Deutschland von sog. Hosenstrickern (engl. hosier) geübt, wie denn das S. noch lange nachher zu den männlichen Arbeiten gehörte. In neuerer Zeit sind für die fabrikmäßige Herstellung gestrickter Waren Maschinen (s. Wirkmaschine) in Gebrauch gekommen, deren wohlfeile Erzeugnisse das S. als häusliche Beschäftigung der Frauen und Kinder immer mehr verdrängen.

Stricker (der), mittelhochdeutscher Dichter, der, seines Handwerks vielleicht Seiler, um 1220-50 dichtete und vielleicht aus der Gegend von Nürnberg stammte, sich aber vorwiegend in Österreich aufhielt. Er begann als Epiker mit seinem "Karl dem Großen", einer modernisierenden Bearbeitung vom Rolandslied des Pfaffen Konrad (hg. von Bartsch, Quedlinb. 1857) und einem Artusgedicht "Daniel von dem blühenden Thal" (hg. von Rosenhagen, Bresl. 1894), dessen Stoff er selbst erfand. Größern Erfolg hatten seine kurzen Lehrgedichte, Fabeln, Parabeln, Gleichnisse, Allegorien, Anekdoten, Novellen in Reimpaaren. Seine "Klage" besingt den sittlichen Verfall in Österreich; das "Mähre von den Gäuhühnern" warnt den Adel vor den reichen Bauern der Niederung; in seinen Beispielen (Gleichnissen, Fabeln) verbindet sich knappste Erzählung mit breiter Moral. Am bekanntesten ist er durch den "Pfaffen Amis", der die bedenklichen Streiche eines angeblich engl. Priesters, eines Vorläufers des Pfaffen vom Kalenberg (s. Kahlenberg), lauter alte internationale Schwankstoffe, die später zum Teil auf den Kalenberger, Peter Leu, Till Eulenspiegel übertragen wurden, erzählt (hg. von Lambel, "Erzählungen und Schwänke", 2. Aufl., Lpz. 1883; von Pannier in Reclams "Universalbibliothek"). S.s elegante Darstellung verrät die Schule Gottfrieds von Straßburg. - Vgl. Kleinere Gedichte von dem S., hg. von Hahn (Quedlinb. 1839); Jansen, Über den S. als Bispel-Dichter (Marb. 1886).

Strickgarn, s. Fadengebilde und Stricken.

Strickgeld, soviel wie Halftergeld (s. d.).

Strickgras, s. Esparto.

Strickl., hinter dem lat. Namen naturgeschichtlicher Gegenstände Abkürzung für Hugh Edwin Strickland, einen engl. Naturforscher, geb. 1811, gest. 1853.

Strickland, Nebenfluß des Fly (s. d.) in Neuguinea.

Strickleiter-Nervensystem, s. Gliederfüßer.

Strickmaschine, s. Wirkmaschine.

Stricknadeln, s. Stricken.

Strickseide, s. Seide.

Strickstopfe, s. Stopfen.

Strickwaren, s. Fadengebilde.