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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Sussex; Süßgras; Süßholz; Süßholzpasta; Süßholzsaft; Süßholzzucker; Süßkirschbaum; Süßklee; Süßling; Sußmann-Hellborn; Süßmilch; Süß-Oppenheimer; Süßpreßfutter

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Sussex (August Friedrich, Herzog von) - Süßpreßfutter

Rother, Adur und Ouse. Der Arun ist gegen Norden mit dem Themsezufluß Wey durch Kanal verbunden. Die Haupterwerbszweige sind Ackerbau und besonders Viehzucht. Außer Getreide erzeugt S. nächst Kent den meisten guten Hopfen. Hauptreichtum sind Rinder- und Schafherden. Auf den Kreidehügeln wird vorzugsweise das Southdownschaf gezogen. Außerdem treibt man Fischerei und Handel; die Industrie ist unbedeutend. Von der Grafschaft selbst werden sechs Abgeordnete ins Parlament geschickt. Hauptstadt, früher Chichester (s. d.), ist jetzt Lewes (s. d.); bedeutender sind Brighton (s. d.) und Hastings (s. d.). - S. war Hauptlandungsplatz der meisten Völker, die England heimsuchten, und hier lieferte auch Wilhelm der Eroberer die Schlacht bei Hastings. Er gab einem seiner Feldobersten die Grafschaft zu Lehn. Als die Familie der Grafen von S. 1801 ausstarb, erhob Georg III. das Land zum Herzogtum für seinen sechsten Sohn, den Prinzen August Friedrich (s. Sussex, Herzog von).

Sussex (spr. ßöss-), August Friedrich, Herzog von, der sechste Sohn Georgs III. von Großbritannien, geb. 27. Jan. 1773, studierte mehrere Jahre in Göttingen und heiratete im April 1793 heimlich zu Rom die kath. Miß Murray; doch ließ Georg III. die Ehe, als dem königl. Ehegesetz von 1772 zuwiderlaufend, für ungültig erklären. Die Nachkommen aus dieser Ehe erhielten den Namen D'Este (s. d.). Wiewohl sich S. rücksichtlich seiner Ehe stets im Gewissen für gebunden hielt, trennte er sich doch seit 1801 von Lady Murray (gest. 5. März 1830). Im Nov. 1801 wurde er mit dem Titel eines Grafen von Inverneß und Baron Arklow zum Peer von England erhoben und hielt sich im Oberhause zu den Whigs. Lange war er Großmeister der Freimaurerlogen von England und Wales, auch Präsident der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin heiratete er 1831 die Lady Cecily Unterwood, Tochter des irischen Grafen von Arran, die 1840 zur Herzogin von Inverneß erhoben wurde. Er starb 21. April 1843 im Kensingtonpalast.

Süßgras, s. Glyceria.

Süßholz, die ungeschälten und geschälten Wurzeln und Wurzelausläufer von Glycyrrhiza glabra L. (s. Glycyrrhiza). In den Handel gelangen als spanisches S. die ungeschälten, 1-3 cm dicken, bis 1 m langen, außen graubraunen, innen gelben zähen Wurzelausläufer jener Pflanze. Sie besitzen einen rein süßen, etwas schleimigen Geschmack und sinken im Wasser unter. Am geschätztesten ist das catalonische S. aus Tortosa (Wert: 100 kg 60 M.); als minder gute Sorte gilt das S. aus Alicante (Wert: 100 kg 35 M.). Spaniens Ausfuhr beträgt jährlich gegen 2,5 Mill. kg. Das russische S. (Wert: 100 kg 45-100 M.) stammt von var. glandulifera und kommt in einfachen geschälten gelben, armdicken Wurzeln und bis 3 cm dicken und 30 cm langen geschälten Wurzelausläufern in den Handel. Es ist größer und lockerer als das spanische S. und schwimmt auf Wasser. Sein Geschmack ist rein süß. Hauptproduktionsgegend dafür ist das Wolgadelta. Außer diesen beiden, für den europ. Bedarf vorwiegend gehandelten Sorten ist die bedeutende Produktion Italiens (über 20 Mill. kg) zu nennen, die jedoch im Lande selbst auf Lakritze (s. d.) verarbeitet wird, und diejenige Syriens (jährliche Ausfuhr nach Amerika über 10 Mill. kg), während die der andern Produktionsländer nicht bedeutend ist. Der süße Geschmack des S. rührt von dem in ihm bis zu 10 Proz. enthaltenen Glycyrrhizin (s. d.) her. S. wird als hustenlinderndes und geschmackverbesserndes Mittel zu Theemischungen und durstlöschenden Getränken, zur Lakritzensaftbereitung, zu Tabaksaucen und in der Bierbrauerei als Malzsurrogat verwendet.

Süßholzpasta, brauner Lederzucker, Pasta Liquiritiae, eine braune, lederartige oder brüchige Masse. Sie wird bereitet aus einem Auszuge von Süßholz, der mit arab. Gummi und Zucker versetzt und eingedickt wird, und ist ein früher mehr als jetzt gebräuchliches Hustenmittel.

Süßholzsaft, s. Lakritze.

Süßholzzucker, s. Glycyrrhizin.

Süßkirschbaum, s. Kirsche.

Süßklee, s. Desmodium und Esparsette.

Süßling, Stoppelpilz, s. Hydnum.

Sußmann-Hellborn, ursprünglich Sußmann, Louis, Bildhauer, geb. 20. März 1828 in Berlin, war Schüler von Wredow, studierte dann 1852-56 in Rom und bethätigte sich zuerst im mythologischen und andern Genre, worunter Der trunkene Faun (1856; in Marmor beim Brande des Schlosses St. Cloud zu Grunde gegangen, in Bronze in der Nationalgalerie zu Berlin) hervorragt. Später wandte er sich größern Monumentalarbeiten zu. Es entstanden die Marmorstatuen Friedrichs d. Gr. im Alter und Friedrich Wilhelms III. für den Festsaal des Berliner Rathauses (1869), die letztere Statue auch im Rathaus zu Breslau, wo sie neben der neu entstandenen Statue Friedrichs d. Gr. in jugendlicher Auffassung aufgestellt wurde. Eine Bronzestatue desselben Königs erhielt die Stadt Brieg in Schlesien (1878). Später beschäftigte sich der Künstler wieder mehr mit Genrearbeiten (Dornröschen, in der Berliner Nationalgalerie) und insbesondere mit dekorativer Plastik. Er machte sich um die Gründung des Kunstgewerbemuseums verdient und war 1882-86 artistischer Leiter der neu organisierten Königlichen Porzellanmanufaktur zu Berlin. Der Künstler ist Professor und lebt in Berlin.

Süßmilch oder Deutsches Pharao, Hasardspiel, eine Art des Pharaos (s. d.), wobei nur ein sog. Buch offen auf den Tisch gelegt oder die Namen der deutschen Karte von Daus bis Sieben auf den Tisch geschrieben werden, und jeder Spieler eins der 16 Blätter oder der 8 Namen beliebig besetzt.

Süß-Oppenheimer, Joseph, ein durch seine Finanzoperationen in Württemberg berüchtigter Jude, geb. 1692 in Heidelberg, der sich seit 1732 als Geldagent das Vertrauen des verschwenderischen Herzogs Karl Alexander von Württemberg erwarb und sich zum Ratgeber des Herzogs mit dem Titel Geh. Finanzrat emporschwang. In dieser Stellung ließ er sich zahllose Mißbräuche, namentlich schamlose Erpressungen, Verfolgungen, Beraubung von Stiftsgeldern, Stellenverkauf und Bedrückung der Steuerpflichtigen zu Schulden kommen. S. war jedoch keineswegs Finanzminister des Herzogs und nahm überhaupt niemals eine offizielle Stellung ein. Als der Herzog 1737 plötzlich gestorben war, wurde S. verhaftet, vor eine gerichtliche Kommission gestellt und 4. Febr. 1738 gehängt. Die Geschichte des S. hat W. Hauff zu einer Novelle ("Jud Süß") benutzt. - Vgl. Zimmermann, Joseph Süß, ein Finanzmann des 18. Jahrh. (Stuttg. 1874).

Süßpreßfutter, s. Ensilage.