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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Terra incognita; Terrainkurorte; Terrainlehre; Terrainwinkel; Terrainzeichnung

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Terra incognita - Terrainzeichnung

Terrainkunde (2. Aufl., Potsd. 1868); von Etzel, Terrainlehre (4. Aufl., Berl. 1862); Pz. (Pönitz), Praktische Anleitung zur Rekognoszierung und Beschreibung des T. (2. Ausg., Adorf 1855); von Waldstätten, Die Terrainlehre (4. Aufl., Wien 1874); von Sonklar, Allgemeine Orographie (ebd. 1873); von Rüdgisch, Die Terrainrekognoszierung (2. Aufl., Metz 1886); Hoffmeister, Die militär. Bedeutung des T. (3. Aufl., Wien 1889); Stavenhagen, Grundriß der Feldkunde (Berl. 1896).

Terra incognita (lat.), unbekanntes Gebiet; ein Gegenstand, worin man nicht zu Hause ist.

Terrainkurorte, Klimatische Kurorte (s. d.), deren Bodenbeschaffenheit für eine mechan. Behandlung gewisser Kreislaufsstörungen geeignet ist. Seitdem Professor Örtel in München durch sorgfältige experimentelle Versuche nachgewiesen hat, daß methodisches Bergsteigen nicht bloß eine erhebliche Vermehrung der Wasserabgabe des Körpers, sondern auch durch Anregung kräftiger Herzkontraktionen eine vortreffliche Herz- und Lungengymnastik zur Folge hat, sind an verschiedenen Orten (Meran, Bozen, Arco, Ischl, Abazzia, Baden-Baden, Reichenhall, Partenkirchen-Garmisch, Friedrichroda u. s. w.) Vorkehrungen getroffen worden, die eine derartige mechan. Behandlung der Lungen- und Herzkrankheiten durch stufenweise zunehmendes Begehen von Höhenwegen und Bergsteigen ermöglichen. Am geeignetsten erscheinen klimatisch günstig gelegene Orte in einem nicht zu breiten, womöglich tief gelegenen Gebirgsthale. Die Wege selbst müssen eine verschiedene Steigung besitzen und mit Ruhebänken versehen sein. Terrainkuren erweisen sich bei den verschiedenartigsten Krankheiten des Cirkulationsapparats, bei Stauungen im Venensystem und im Lungenkreislaufe, bei Herzschwäche und Herzfehlern, bei allgemeiner Fettsucht und bei Verfettung des Herzmuskels nützlich, erfordern aber sorgfältige ärztliche Überwachung. - Vgl. Örtel, über T. zur Behandlung von Kranken mit Kreislaufsstörungen (Lpz. 1886).

Terrainlehre, s. Terrain.

Terrainwinkel, derjenige Winkel, den beim Schießen das Ziel im Vergleich zum Standpunkt des Geschützes oder des Schützen gegen die wagerechte Ebene bildet. Indem man die Visierlinie der Feuerwaffe auf den Zielpunkt einrichtet, wird der T. schon von selbst mit in Rechnung gezogen; in den Fällen aber, wo die Erhöhung der Geschützrohre nicht durch direktes Einrichten auf das Ziel, sondern durch andere Mittel, z. B. durch den Quadranten (s. d.) bestimmt wird, muß der T. bei der für die jedesmalige Entfernung in der Schußtafel angegebenen Erhöhung noch besonders in Rechnung gestellt werden, da die Angaben der Schußtafel sich auf eine wagerechte Schußebene beziehen. Man mißt den T. mittels des Quadranten, welcher den Unterschied zwischen der wagerecht gestellten und der nach dem Ziel eingerichteten Visierlinie in Graden oder Teilen derselben angiebt.

Terrainzeichnung, die Darstellung des Terrains (s. d.) auf Landkarten (s. d.). In jeder Zeichnung eines Teils der Erdoberfläche unterscheidet man die Grundrißzeichnung und die Bergzeichnung. Jene, die stets zuerst ausgeführt wird, stellt die besonders durch ihre horizontale Ausdehnung, Lage und Gestalt in Betracht kommenden Teile dar, die hydrographischen (stehende und fließende Gewässer aller Art), topographischen (Wohnplätze, Wege, Eisenbahnen nebst Zubehör) und chorographischen (Acker, Wald, Wiese, Heide, Sumpf). Diesen ganzen Teil einer Zeichnung faßt man meist zusammen mit dem Namen Situation. Die Bergzeichnung andererseits bringt alle Bodenunebenheiten, d. h. die verschiedenen Bodenformen mit allen Neigungs- und Höhenverhältnissen, zum Ausdruck. Diesen Teil einer Zeichnung nennt man meist das Terrain im engern Sinne. Für die Situationszeichnung gilt als oberstes Gesetz, daß sie geometrisch richtig ausgeführt wird, doch nötigt der für die Zeichnung gewählte Verjüngungsmaßstab häufig, von diesem Grundsatze abzugehen, um alle Gegenstände der ihnen zukommenden Wichtigkeit (die je nach dem Zweck der Zeichnung eine verschiedene ist) entsprechend deutlich zur Darstellung zu bringen. In dieser Beziehung sind in allen Staaten und in den verschiedenen Ressorts der Verwaltung besondere Vorschriften und sog. Signaturen festgesetzt, nach denen topogr. Aufnahmen, Kataster, Forst- und andere Vermessungen in der Zeichnung ausgeführt werden müssen, z. B. Musterblätter für die topogr. Arbeiten der königlich preuß. Landesaufnahme; Zeichenschlüssel und Vorschrift über die Anwendung der Signaturen in den österr. Aufnahmssektionen u. a. Umstehende Fig. 1 zeigt die wichtigsten der neuerdings in den meisten Karten mittlern Maßstabs angewandten Signaturen.

Die Grundlage für die Bergzeichnung oder T. im engern Sinne sind die Geripplinien (s. d.), deren Verlauf sorgfältig bestimmt werden muß. Daran schließen sich zahlreiche Höhenmessungen (s. d.), deren Resultate in die Karte eingezeichnet und bei geeigneter Auswahl zur Konstruktion der Linien gleicher Höhe, Isohypsen oder Schichtlinien (s. d.), verwendet werden, deren Ebenen eine Erhebung in gleich dicke Zonen, Höhenschichten, teilen. Die so gebildete Isohypsenkarte zeigt in übersichtlicher Weise alle geometr. Verhältnisse des betreffenden Berges. Sie giebt die Höhe jedes Punktes unmittelbar an; aber auch die Neigung jeder Stelle des Bergabhanges kann man aus ihr entnehmen und zwar auf folgende Weise. In Fig. 2 seien A und B zwei Punkte des Abhangs, die in der Richtung des stärksten Falles übereinander liegen und außerdem von zwei benachbarten Isohypsen getroffen werden. Legt man durch B eine Vertikale BC und durch A eine dieselbe schneidende Horizontale AC, so wird in dem entstandenen Profildreieck ABC durch AC der horizontale aus der Isohypsenkarte direkt zu entnehmende Abstand der beiden benachbarten Isohypsen und durch BC deren vertikaler Abstand oder die Schichthöhe dargestellt. AB und AC bilden den gesuchten Neigungs- oder Böschungswinkel α. Zur raschen Erkenntnis der Böschungen dient der sog. Böschungsmaßstab, der auf Grund der Fig. 3 konstruiert wird. Man zieht im Abstande der Schichthöhe zwei Parallelen AM und ON; dann legt man durch A verschiedene Neigungen gegen AM, etwa von 5 zu 5 Grad, und markiert deren Schnittpunkte mit ON. Um nun die Böschung für irgend eine Stelle des Bergabhangs zu messen, nimmt man aus der Karte den Abstand der benachbarten Isohypsen (also AC in Fig. 2) in den Zirkel und trägt ihn von O aus auf ON nach rechts ab. Die Lage des Endpunktes O auf ON läßt dann den gesuchten Böschungswinkel erkennen (hier zwischen 30 und 35°). Ein gewisses plastisches Gepräge bekommen die Bergzeichnungen durch Einzeichnung der sog. Bergstriche oder Schraffen, die durch